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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Bilanzanalyse

(engl. balance sheet analysis) Im Allgemeinen wird unter Bilanzanalyse die Auswertung der Handelsbilanz zur Beurteilung der Vermögens , Finanz und Ertragslage verstanden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die . Bilanz im Wesentlichen nur stichtagsbezogene statische Größen zur Verfügung stellt, die zudem im Rahmen der Bilanzpolitik durch Nutzung der Bilanzierungs und Bewertungswahl echte gestaltet werden (Bewertungsvorschriften). Neben der Bilanz können i. d. R. auch von einem externen Bilanzadressaten die Gewinn und Verlust echnung sowie der Anhang und der Lagebericht für die Beurteilung herangezogen werden, so dass bei Einbeziehung dieser Informationen die Bezeichnung Jahresabschlussanalyse verwendet werden müsste. Die Bilanzanalyse bzw. Jahresabschlussanalyse (Jahresabschluss) dient der Entscheidungsvorbereitung interner und externer Bilanzadressaten. Interne Bilanzadressaten haben allerdings auch Zugang zu internem, ausführlicherem Datenmaterial. Externe Bilanzadressaten sind z. B. Anteilseigner, die über die Fortdauer der Kapitalüberlassung (Kapital) bzw. zusätzliche Kapitalüberlassung entscheiden und deshalb insbesondere an der Ertragslage (Ertrag) des Unternehmens und der Verzinsung des überlassenen Kapitals interessiert sind, und Gläubiger, die über die Vergabe von Krediten entscheiden und deshalb vorrangig an der Vermögens und Finanzlage bzw. der sich daraus ergebenden Liquidität (Zahlungsfähigkeit) des Unternehmens interessiert sind. Die Bilanzanalyse wird durch Bildung verschiedener Kennzahlen und vergleichende Beurteilungen vorgenommen. Für einen Vergleich können dabei sowohl Bilanzen des zu beurteilenden Unternehmens der Vorjahre (Zeitvergleich) als auch Bilanzen anderer Unternehmen, hauptsächlich derselben Branche (Betriebsvergleich bzw. Branchenvergleich), herangezogen werden. Daneben wird in der Praxis häufig die Einhaltung bestimmter Normwerte erwartet (Normvergleich); Normerfüllung scheint Gewähr für die Sicherheit der Ansprüche gegen das Unternehmen zu bieten. In der Literatur wird die alleinige Orientierung an Normwerten dagegen eher kritisch gesehen, insbesondere wenn sie Richtwerte für Kennzahlen darstellen, die nur aus den stichtagsbezogenen Daten der Bilanz gebildet werden. Zur Beurteilung der zukünftigen Liquidität des Unternehmens wird u. a. die Notwendigkeit der Einbeziehung von zukünftigen Zahlungsströmen unterstellt. Die Sicherung der Liquidität durch Einhaltung bestimmter Normwerte kann aber indirekt in der Bindung der Vergabe von Bankkrediten an diese Kennzahlen gesehen werden. Werden bei der Berechnung von Kennzahlen Relationen aus Positionen einer Bilanzseite bzw. aus Positionen einer Bilanzseite und der Bilanzsumme gebildet, handelt es sich um vertikale Bilanzkennzahlen. Werden hingegen Positionen der Aktiv und Passivseite herangezogen, handelt es sich um horizontale Bilanzkennzahlen.

Eine Norm zur Anlagendeckung stellt die «goldene Bilanzregel» auf. Sie fordert, dass das Anlagevermögen durch Eigenkapital finanziert wird (Anlagendeckung >_ 100 %). Die goldene Bilanzregel i. w. S. fordert, dass Anlagevermögen und dauernd gebundenes Umlaufvermögen durch Eigenkapital und langfristig zur Verfügung stehendes Fremdkapital finanziert wird. Die Bilanz und die «goldene Bilanzregel» haben allerdings nur einen eingeschränkten Aussagewert bezüglich der geforderten Fristenkongruenz. Der Grundsatz der Fristenkongruenz (auch «goldene Finanzierungsregel») fordert, dass das Vermögen mit Kapital finanziert wird, das erst dann zurückgezahlt werden muss, wenn das Vermögen aus dem Unternehmen ausscheidet und wieder zu Geld wird.

Neben den Bilanzkennzahlen, die im Wesentlichen zur Beurteilung der Vermögens und Finanzlage des Unternehmens dienen, werden Erfolgskennzahlen unter Einbeziehung der Informationen aus der Gewinn und Verlustrechnung zur Beurteilung der Erfolgslage gebildet. Für die Gesellschafter des Unternehmens ist insbesondere die Verzinsung des eingesetzen Kapitals, die so genannte Rentabilität des Kapitals, für Vergleiche mit alternativen Geldanlagen relevant. Eine Kennzahl, die besondere Bedeutung in der Praxis erlangt hat, ist der Cash Flow. Der Unternehmens Cash Flow ist die Differenz aus allen zahlungswirksamen Erträgen und Aufwendungen (Aufwand) einer Periode. Eine indirekte Berechnung kann aus den Daten der Gewinn und Verlustrechnung erfolgen. Ausgangsgröße ist der Jahresüberschuss, von dem

Abschreibungen und Zuführungen zu den langfristigen Rückstellungen abgezogen werden, da diese Aufwendungen darstellen, die in der Periode nicht zu Auszahlungen führen. Hierbei handelt es sich lediglich um eine Näherungslösung. Für die genaue Bestimmung des Cash Flows sind weitere Korrekturen notwendig. Die Bilanzanalyse kann aber nicht nur auf der Grundlage einzelner Kennzahlen durchgeführt werden. Darüber hinaus besteht zum einen die Möglichkeit, Kennzahlen zu so genannten Kennzahlensystemen zusammenzufassen. Z. B. werden die Kennzahlen Umsatzrentabilität und Kapitalumschlagshäufigkeit zum Return an Investment (ROI) zusammengefasst. Zum anderen können aber auch zeitraumbezogene Bewegungsbilanzen aufgestellt werden. Diese zeigen die Veränderungen des Vermögens und des Kapitals in einer Periode auf. Auf der Aktivseite (Aktiva) werden als Wertverwendung die Vermögenszugänge und Kapitalabgänge verzeichnet. Auf der Passivseite (Passiva) werden als Wertherkunft die Vermögensabgänge und die Kapitalzugänge verzeichnet. Untersuchung der Bilanz einer Unternehmung zum Zweck der Beurteilung dieser Unternehmung auf Grund unterschiedlicher Motive. So unterscheidet man im Wesentlichen zwischen interner und externer Bilanzanalyse. Die interne Bilanzanalyse ist als ein Teil des betrieblichen Controllings anzusehen. Sie dient der Geschäftsleitung zur Informationsgewinnung. Die externe Bilanzanalyse wird von außen stehenden Personen oder Institutionen durchgeführt oder veranlasst, um durch die Analyse der publizierten oder vorgelegten Handels- oder Steuerbilanzen Einblick in die betreffende Unternehmung zu bekommen. Häufiges Motiv der externen Bilanzanalyse ist die Kreditwürdigkeitsprüfung, die vor allem durch Gesellschafter vor der Übernahme einer langfristigen Beteiligung oder durch Banken vor der Kreditvergabe durchgeführt wird. Externe Bilanzanalyse erfolgt zudem bei Steuerprüfungen durch das Finanzamt oder, insbesondere bei großen Unternehmen wie Publikumsaktiengesellschaften, durch die Wirtschaftspresse u.a. Institutionen.



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