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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Handelsbilanz

Die Handelsbilanz eines Landes stellt Einfuhren und Ausfuhren von Waren in einem bestimmten Zeitraum gegenüber. Als gesamtwirtschaftliche Statistik ist sie Teil der Zahlungsbilanz. Die Handelsbilanz ist "aktiv", wenn die Ausfuhren höher sind als die Einfuhren. Wenn aus dem Ausland mehr importiert als nach dort exportiert wird, spricht man von einer "passiven Handelsbilanz". Daneben gibt es die einzelwirtschaftliche Handelsbilanz (Bilanz), die ein Kaufmann zum Schluss eines Geschäftsjahres aufstellen muss.

Die Bundesrepublik gehört traditionell zu den Ländern mit hohen Exportüberschüssen, also einer aktiven Handelsbilanz. Die dabei erzielten Überschüsse dienen dazu, die hohen Defizite in der Dienstleistungsbilanz zu finanzieren, die vor allem eine Folge der hohen deutschen Defizite in der Reisebilanz (eine Untergruppe der Dienstleistungsbilanz) sind. Deutsche Touristen und Dienstreisende geben mehr im Ausland aus, als umgekehrt Reisende aus anderen Staaten in Deutschland bei Geschäfts- oder Urlaubsreisen für Transport, Unterkunft und Verpflegung aufwenden.

Soweit die Überschüsse in der Handelsbilanz nicht zur Finanzierung der passiven Dienstleistungsbilanz sowie für unentgeltliche Leistungen an das Ausland (zum Beispiel als Entwicklungshilfe oder in Form von Beiträgen zu internationalen Organisationen) dienen, die in der Übertragungsbilanz erfasst sind, werden damit die Devisenreserven der Zentralbank aufgefüllt.

In der Handelsbilanz werden die sichtbaren Exporte und Importe registriert, also der Austausch vor allem von

  • Rohstoffen,
  • Nahrungsmitteln,
  • industriellen Halb- und Fertigwaren

mit dem Ausland. Ein aktiver oder passiver Saldo (Überschuss/Defizit) der Handelsbilanz wirkt sich unmittelbar auf die Zahlungsbilanz aus, da dies zu entsprechenden Überschüssen bzw. Schulden gegenüber dem Ausland führt. In der Dienstleistungsbilanz dagegen wird der unsichtbare Leistungsaustausch mit dem Ausland verbucht. Beide zusammen sind mit der Devisenbilanz und der Übertragungsbilanz Teile (Unterbilanzen) der Zahlungsbilanz.

Seit 1995 werden von der Bundesbank verschiedene Transaktionen mit dem Ausland anders verbucht als in früheren Jahren. Dadurch sollen Veränderungen im internationalen Güter- und Dienstleistungsaustausch sowie der Weiterentwicklung der Finanzmärkte besser erfasst und dargestellt werden. Nach dem mit den übrigen Mitgliedern des Internationalen Währungsfonds abgestimmten Konzept bedeutet dies für die Handelsbilanz unter anderem:

  • Die früher als Dienstleistung geltende Lohnveredelung wird dem Warenverkehr zugeordnet. Auch bestimmte Reparatur-Arbeiten sowie die Lieferung von Schiffs- und Flugzeugbedarf fallen seither unter Warenlieferungen.
  • Der Transithandel dagegen wurde aus dem Warenverkehr herausgenommen und den Dienstleistungen zugerechnet.

Soweit die Überschüsse in der Handelsbilanz nicht zur Finanzierung der passiven Dienstleistungsbilanz sowie für unentgeltliche Leistungen an das Ausland (zum Beispiel als Entwicklungshilfe oder in Form von Beiträgen zu internationalen Organisationen) dienen, die in der Übertragungsbilanz er sind, werden damit die Devisenreserven der Deutschen Bundesbank aufgefüllt.

Neben der gesamtwirtschaftlichen Handelsbilanz gibt es noch eine einzelwirtschaftliche Handelsbilanz (Bilanz), die ein Kaufmann nach den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches zu Beginn seiner Geschäftstätigkeit und dann jeweils zum Schluss eines Geschäftsjahres aufstellen muss.

1. Teilbilanz der Zahlungsbilanz, welche i.d.R. den sog. Spezialhandel zwischen Inländern und Ausländern verzeichnet (Außenhandel), d.h. im wesentlichen die Waren, die zum Gebrauch, Verbrauch, zur Be- oder Verarbeitung in das Erhebungsgebiet eingehen bzw. aus der Erzeugung, Be- oder Verarbeitung des Erhebungsgebietes stammen und ausgehen. Die Einfuhr wird überwiegend mit ihrem cif-Wert erfaßt (cif: cost, insurance, freight), d.h. dem Marktwert der Warenimporte an der Zollgrenze des importierenden Landes (einschl. der bis zur Grenze angefallenen Transport-, Versicherungsund Verladekosten sowie der Ausfuhrabgaben). Die Ausfuhr wird mit ihrem fob-Wert erfaßt (fob: free an board), d.h. dem Marktwert der Warenexporte an der Zollgrenze des exportierenden Landes (einschl. der bis zur Grenze angefallenen Transport- und Verladekosten). Die Handelsbilanz der BRD wird vom Statistischen Bundesamt nach verschiedenen Warengruppen sowie nach Ländergruppen und Ländern untergliedert. Seit 1975 werden im Warenhandel der BRD neben dem Spezialhandel auch Ergänzungen zum Warenverkehr (Lagerverkehr für inländische Rechnung, Ab- und Zusetzungen) sowie Transithandel berücksichtigt. Im Jahr 1997 betrug die Ausfuhr 889 Mrd. DM, die Einfuhr 772 Mrd. DM. Der Handelsbilanzsaldo belief sich also auf 117 Mrd. DM. Der Spitzensaldo des vorausgegangenen Jahrzehnts wurde 1989 mit 135 Mrd. DM erreicht. Positive Handelsbilanzsalden bilden in der Leistungsbilanz der BRD ein Gegengewicht zu den oft negativen Salden der Dienstleistungsbilanz und den notorisch negativen Salden der Übertragungsbilanz. Kurz- und mittelfristige Veränderungen der Handelsbilanz hängen maßgeblich mit der Weltkonjunktur und mit Veränderungen der Wettbewerbsposition des jeweiligen Landes zusammen. Eine konjunkturelle Aufwärtsentwicklung des Inlands zieht c.p. eine Verschlechterung der Handelsbilanzsaldos nach sich, da verstärkte Vorleistungseinfuhren zu Buche schlagen. Die mit den terms of trade zu erfassende Wettbewerbsposition ist durch den Wechselkurs und das Preisverhältnis auf Export- und Importgütermärkten bestimmt. Von normaler Reaktion der Handelsbilanz spricht man dann, wenn eine Abwertung der Inlandswährung eine Verbesserung des Handelsbilanzsaldos zur Folge hat (umgekehrt im Fall der Aufwertung). Die Voraussetzungen werden durch die MARSHALL-LERNER-Bedin- gung und die ROBINSON-Bedingung partialanalytisch beschrieben und durch die Absorptionstheorie in einer makroökonomischen Modellumgebung dargestellt. Da sich Wechselkursbewegungen auf seiten der Einfuhr gewöhnlich sehr rasch in den Preisen und folglich in den Importwerten (auf Basis der Inlandswährung) widerspiegeln, dagegen nur mit lag in den Importmengen, und da die Ausfuhr ebenfalls nur mit Verzögerung auf Änderungen im Preisgefüge reagiert, kann es vorübergehend zu anomaler Reaktion der Handelsbilanz kommen; nachfolgende Importmengen- und Ausfuhrreaktionen führen dann erst später eine Korrektur herbei. Das graphische Verlaufsmuster dieser Entwicklung hat die Bezeichnung J-Kurve nahegelegt. 2. Einzelwirtschaftliche Vermögensrechnung, die nach den Grundsätzen des Handelsrechts erstellt wird. Literatur: Deutsche Bundesbank (1990c)



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