Finanzierung
(engl. financing) Es existiert sowohl in der Praxis wie in der Wissenschaft eine Reihe von unterschiedlichen Definitionen des Finanzierungsbegriffs, was u. a. mit einer uneinheitlichen Definition des Kapitalbegriffs (Kapital) zusammenhängt. Man unterscheidet grundsätzlich die beiden Kategorien vermögensbestimmter Finanzierungsbegriff («Finanzierung ist die Bereitstellung von Kapital.») und zahlungsbestimmter bzw. monetärer Finanzierungsbegriff («Finanzierung ist ein Zahlungsstrom, der mit einer + Einzahlung beginnt und in späteren Zeitpunkten Auszahlungen oder Auszahlungen und Einzahlungen bringt.»). Der vermögensbestimmte Finanzierungsbegriff wird auch als ldassischer Finanzierungsbegriff bezeichnet. In seiner engsten Fassung bezeichnet er nur die Bereitstellung von + Eigenkapital und langfristigem + Fremdkapital, in einer etwas erweiterten Fassung auch e Tilgung und Kapitalumschichtung. Durch Einbeziehung der Kapitalverwendung kann dieser Begriff erweitert werden zum am Realkapital orientierten Finanzierungsbegriff: Er umfasst neben der Aufbringung externer Mittel auch die interne Kapitalaufbringung und Kapitalfreisetzung, z. B. durch Gewinne, + Abschreibungen, + Liquidation etc., also «... jede Art der externen und internen Kapitalaufbringung, z. B. durch + Beteiligung, Kredit, Gewinne, Mittelfreisetzung.» Umfassender, weil auch auf die gegenüber anderen Alternativen ersparten Auszahlungen abstellend, ist der monetäre Finanzierungsbegriff z. B. in der Definition von R. Köhler: «Finanzierung ist die Gesamtheit der Zahlungsmittelzuflüsse (Einzahlungen) und die beim Zugang nicht monetärer Güter vermiedenen sofortigen Zahlungsmittelabflüsse (Auszahlungen).» Wenn die Einzahlungen und Auszahlungen vollständig erfasst sind, so kann eine Finanzierung analog zu einer + Investition mit Methoden der + Finanzmathematik und Investitionsrechnung analysiert werden. Bei einer Finanzierung durch Kreditaufnahme ergibt sich beispielsweise für den Kreditnehmer (Schuldner) eine spiegelbildliche Vorgehensweise wie für den Kreditgeber( Gläubiger). Jede Zahlung des Schuldners an den Gläubiger ist für diesen eine Auszahlung, für den Gläubiger jedoch eine Einzahlung; die Auszahlung des Kreditbetrages stellt für den Gläubiger eine Auszahlung, für den Schuldner eine Einzahlung dar. Eine Kreditfinanzierung ist also «eine Investition mit umgekehrten Vorzeichen». Zur Finanzierung im weitesten Sinne gehören alle Aktivitäten eines Unternehmens, die sich mit der Beschaffung von Kapital und der Verwendung im Unternehmen erwirtschafteter finanzieller Mittel beschäftigen. Man unterscheidet + Innenfinanzierung, + Außenfinanzierung und + Eigenfinanzierung, + Fremdfinanzierung (siehe auch e Finanzierungstheorie). Sonderformen der Finanzierung sind + Forfaitierung und Factoring; als Finanzierungssubstitut bezeichnet man + Leasing.
Siehe: Kredite, Fremdfinanzierung, Fremdkapital, Selbstfinanzierung
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