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Zahlungsbilanz

Zahlungsbilanz

Die Zahlungsbilanz eines Landes dient der systematischen Erfassung aller wirtschaftlichen Transaktionen zwischen dem Inland und anderen Ländern innerhalb einer Periode. Es handelt sich also um eine Aufstellung der gesamten Waren-, Dienstleistungs-, Kapital-, Devisen- und Goldtransaktionen. Die Zahlungsbilanz wird zur besseren Darstellung der zugrunde liegenden Vorgänge in verschiedene Teilbilanzen untergliedert.

Die Zahlungsbilanz ist eine zusammen gefasste Bilanz, die die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Personen, Unternehmen oder Institutionen mit Sitz diesseits und jenseits der Grenzen widerspiegelt. Sie besteht aus mehrfach untergliederten Einzelbilanzen, die jeweils gleichartige Vorgänge im Verkehr mit dem Ausland erfassen. Die Hauptgliederung besteht aus

Ein Überschuss oder ein Defizit in der Leistungsbilanz führt in gleichem Umfang zu einer Zunahme von Nettoforderungen beziehungsweise Schulden gegenüber dem Ausland. Das Ergebnis lässt sich an den Veränderungen der beiden anderen Teilbilanzen ablesen.

Die Deutsche Bundesbank hat im März 1995 erstmals Daten der Zahlungsbilanz-Statistik nach einem neuen Konzept vorgelegt. Darauf hatten sich die Mitglieder des Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt. Dadurch sollen sich die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen In- und Ausland besser erfassen und analysieren lassen. Die neue Systematik reagiert auf die weltwirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und die Veränderung an den Finanzmärkten. Dazu gehören auch die Auswirkungen der internationalen Geld- und Kapitalströme auf die Veränderungen des Sozialprodukts und der Devisenbilanz.

Die verschiedenen außenwirtschaftlichen Bilanzen lassen sich in Teilbilanzen aufgliedern oder zusammenfassen und erlauben es so, die Handels- und Zahlungsströme zu analysieren und daraus Schlussfolgerungen für die Wirtschaftspolitik zu ziehen. So können beispielsweise die Leistungsbilanz und die Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs zur einer Grundbilanz zusammengefasst werden. Dadurch bleibt der kurzfristige Kapitalverkehr unberücksichtigt. Er unterliegt oft heftigen Schwankungen und verdeckt deshalb grundlegende Entwicklungen. Oder: Bei der Ermittlung des Außenbeitrags zur gesamtwirtschaftlichen Leistung wird die zusammengefasste Handels- und Dienstleistungsbilanz betrachtet.

Die Zahlungsbilanz und ihre Teilbilanzen geben dann darüber Auskunft, ob das wirtschafts- und konjunkturpolitische Ziel eines außenwirtschaftlichen Gleichgewichts im jeweiligen Zeitpunkt erreicht oder verfehlt wurde. Umstritten ist, ob ein solches Gleichgewicht in einer jährlichen Betrachtungsweise oder im Durchschnitt eines Konjunkturzyklus angestrebt werden soll. Als Maßstab dafür werden meist die Netto-Auslandsaktiva der Bundesbank gewählt. Das Gleichgewicht gilt dann als gewahrt, wenn diese sich nicht wesentlich ändern, Schulden oder Forderungen gegenüber dem Ausland unter dem Strich also weitgehend unverändert bleiben.

Als Ergebnis eines Zahlungsbilanzgleichgewichts soll es dann beim Devisenhandel zu stabilen Wechselkursen kommen. Zwischen dem Angebot und der Nachfrage nach der Währung des jeweiligen Landes herrscht dann ein Gleichgewicht. Dies führt zu weitgehend stabilen Wechselkursen, ohne dass die Währungsbehörden (Zentralbanken) durch Käufe und Verkäufe eigener oder fremder Währungen aus ihren Reserven regulierend in den Devisenhandel eingreifen müssen.

Überdies soll durch eine Politik des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts erreicht werden, dass vom Außenhandel keine negativen Wirkungen auf Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität ausgehen, die Ziele des "magischen Dreiecks" der Wirtschaftspolitik also verwirklicht werden. In der Praxis kann das dadurch erreicht werden, dass die verschiedenen Teilbilanzen wie zum Beispiel die Waren- und Dienstleistungsbilanz für sich genommen immer ausgeglichen sind. Ein Ausgleich kann nur hinsichtlich des gesamten Leistungsaustauschs mit der übrigen Welt angestrebt werden. Die gesamte Zahlungsbilanz ist formal immer ausgeglichen, da sie mit Hilfe der doppelten Buchführung erstellt wird.

Die Zahlungsbilanz ist die wertmäßige Erfassung aller ökonomischen Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Bei den Transaktionen handelt es sich um Güter, Dienstleistungen und Vermögenstitel. Wie bei jeder Bilanz gibt es auch bei der Zahlungsbilanz eine Aktiv- und eine Passivseite. Auf der Aktiv- oder Habenseite stehen alle Einnahmen aus dem Export von Gütern und Dienstleistungen sowie aus dem Import von Kapital und Devisen, die Passiv- oder Sollseite verzeichnet alle Ausgaben, die sich aus dem Import von Gütern und Dienstleistungen sowie aus dem Export von Kapital und Devisen ergeben. Auch sogenannte Übertragungen gehören zu den Posten einer Zahlungsbilanz; bei Übertragungen handelt es sich zum Beispiel um Überweisungen aus dem Inland ins Ausland (z. B. ausländischer Arbeitnehmer an ihre Familien im Ausland, Entwicklungshilfe, Zahlungen Deutschlands an die UNO und die EU) oder aus dem Ausland ins Inland. Empfangene Übertragungen erscheinen auf der Haben-, geleistete Übertragungen erscheinen auf der Sollseite der Zahlungsbilanz. Eine Zahlungsbilanz gliedert sich in die Leistungs-, die Kapital- und die Devisenbilanz. In der Leistungsbilanz werden alle Güterein- und -ausfuhren, alle Dienstleistungstransaktionen und die Übertragungen erfaßt, sie unterteilt sich daher noch einmal in die Handels-, die Dienstleistungs- und die Übertragungsbilanz.

Die Zahlungsbilanz ist statistisch-rechnerisch immer ausgeglichen. Sogenannte Zahlungsbilanzüberschüsse oder Zahlungsbilanzdefizite beziehen sich immer nur auf eine der Teil- bzw. Unterbilanzen. Die Folgen eines Soll- oder Habensaldos (Saldo) in der jeweiligen Bilanz sind unterschiedlich, und nicht immer ist ein Negativsaldo auch negativ zu bewerten. Beruht ein Soll-Saldo in der Leistungsbilanz beispielsweise auf einem übersteigerten Import von Konsumgütern, hat das möglicherweise negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, weil zu viel konsumiert wird, beruht er jedoch auf einem hohen Investitionsgüterimport, bedeutet das Leistungsbilanzdefizit womöglich, daß die Produktion prosperiert und es eine Konjunktur gibt. Zusammengefasste Gegenüberstellung der Werte aller statistisch erfassten wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern eines Staates in einer Periode. Die Zahlungsbilanz umfasst mehrere Teilbilanzen: Leistungsbilanz (Bilanz der laufenden Posten) mit Waren- und Dienstleistungsverkehr sowie Übertragungen, untergliedert in Handelsbilanz und Dienstleistungsbilanz; Kapitalbilanz, untergliedert in Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs und in die des kurzfristigen Kapitalverkehrs (Direktinvestitionen deutscher Investoren im Ausland und ausländischer Investoren im Inland, Wertpapier- bzw. Portfolioinvestitionen, d.h. DM-Auslandsanleihen, Dividendenpapiere, festverzinsliche Wertpapiere, deutsche Kredite an das Ausland, ausländische an das Inland, sonstige Transaktionen); Bilanz der unentgeltlichen Leistungen (private und öffentliche unentgeltliche Leistungen, wie z.B. Wiedergutmachung, Reparationen, Entwicklungshilfe); Devisenbilanz (Veränderungen in Gold- und Devisenbeständen).



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