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Direktinvestitionen
Direktinvestitionen sind eine Form des Kapitalexports, bei dem im Ausland direkt Produktionsmittel erworben werden. Das können Grundstücke, Betriebe oder Beteiligungen sein. Es kann sich aber auch um die Gründung von Tochtergesellschaften oder Auslandsniederlassungen handeln. Nicht zu den Direktinvestitionen gehören dagegen der Erwerb von Wertpapieren oder andere Finanztransaktionen, die nicht einer eigenen unternehmerischen Betätigung sondern allein der Geldanlage dienen oder Immobilien, die zu privaten Zwecken erworben werden. Alle großen Industrieländer sind heute durch ein Netz von gegenseitigen Direktinvestitionen wirtschaftlich miteinander verflochten. So haben sowohl deutsche Unternehmen zahlreiche Produktionsstätten außerhalb der deutschen Grenzen als auch umgekehrt Gesellschaften mit Sitz im Ausland Forschungs-, Produktions- und Vertriebsstätten in der Bundesrepublik. Die Gründe für Direktinvestitionen sind vielfältig. Meist ist nicht nur ein Grund ausschlaggebend sondern ein Bündel von Motiven, das überdies je nach Land und den dort vom Unternehmen verfolgten Zielen sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein kann: Wichtige Gründe für Investitionen im Ausland können sein:
Für das Gastland haben ausländische Direktinvestitionen vor allem folgende Vorteile:
Allerdings können mit ausländischen Direktinvestitionen auch Nachteile verbunden sein. Dazu können gehören, dass weniger moderne und produktive inländische Anbieter verdrängt werden, wichtige Wirtschaftsbereiche unter ausländischen Einfluss geraten und dass später durch hohe Gewinntransfers wieder Kapital abfließt. Nachteilig aus der Sicht der einheimischen Anbieter kann auch sein, dass der ausländische Investor durch Subventionen, verbilligte Grundstücke oder steuerliche Vorteile gegenüber den bereits ansässigen Wettbewerbern begünstigt wird. Die Direktinvestitionen kommen nahezu ausschließlich aus Industrieländern, da die Entwicklungsländer und die osteuropäischen Reformstaaten angesichts ihres Kapitalmangels nur selten in der Lage sind, größere Auslandsinvestitionen vorzunehmen. Gleichzeitig sind die hochentwickelten Länder aber selbst die bevorzugten Ziele von Investoren. An der Spitze stehen dabei die USA. Der große und kaufkräftige Markt, die günstigen Bedingungen für ausländische Unternehmen, eine weitgehend freie Marktwirtschaft und die Nähe zu großen Forschungseinrichtungen und Universitäten haben zu einem starken Zustrom an ausländischem Kapital geführt. Beteiligung an einem Unternehmen im Ausland mit dem Ziel, Einfluss auf dessen Geschäftspolitik zu nehmen (im Unterschied zu reinen Finanzanlagen in Form von Portfolioinvestitionen). Nach den ab September 1989 für Unternehmen in der BRD geltenden Vorschriften der Außenwirtschaftsverordnung liegt eine meldepflichtige Direktinvestition vor, wenn einem Gebietsansässigen mehr als 20% der Anteile oder Stimmrechte an einem ausländischen Unternehmen bzw. einem Ausländer mehr als 20% der Anteile oder Stimmrechte an einem inländischen Unternehmen gehören. Direktinvestitionen können durch Gründung eines Unternehmens im Ausland, durch Übernahme eines bestehenden Betriebes oder durch eine Mehrheits- oder Minderheitsbeteiligung an einer Firma erfolgen. Im Unterschied zu unmittelbaren liegen mittelbare Direktinvestitionen vor, wenn ein gebietsfremdes Unternehmen, an dem der Direktinvestor mit mehr als 50% beteiligt ist, selbst an einem weiteren gebietsfremden Unternehmen mit mindestens 20% beteiligt ist. Ist dieses Unternehmen an einem anderen gebietsfremden Unternehmen mit vollen 100% beteiligt, so gilt auch das andere Unternehmen und - unter der Voraussetzung der 100%igen Beteiligung - jedes weitere Unternehmen als abhängig. Die Beteiligung dieser weiteren abhängigen Unternehmen an gebietsfremden Unternehmen, soweit sie 20% oder mehr der Anteile oder Stimmrechte umfassen, gelten ebenfalls als mittelbare Beteiligungen des Direktinvestors. Die Direktinvestitionsverflechtung deutscher Unternehmen wird von der Deutschen Bundesbank in einer Bestandsstatistik erfaßt, die auf den Bilanzdaten aller meldepflichtigen Unternehmen beruht. Seit 1980, also 35 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges mit dem weitgehenden Verlust der Auslandsaktiva des Deutschen Reiches, übertrifft der Bestand bundesrepublikanischer Direktinvestitionen im Ausland den der ausländischen Direktinvestitionen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Regionalstruktur dieser Direktinvestitionen ist gekennzeichnet von einer Dominanz der EG-Länder und der USA: Ende 1996 entfielen 53% aller deutschen Direktinvestitionen auf Länder der EG und 24% auf die USA, während 24% aller ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland aus EG-Ländern und 52% aus den USA stammten. Auf die industrialisierten westlichen Länder insgesamt entfielen 85% aller deutschen Direktinvestitionen und 96% aller ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland. Gemessen am Bestand an Direktinvestitionen im Ausland nimmt die chemische Industrie vor den Bereichen Banken und Versicherungen, Finanzierungsgesellschaften und Holdings sowie der elektrotechnischen Industrie, dem Straßenfahrzeugbau und dem Maschinenbau die Spitzenstellung ein. Gemessen am Verhältnis der Anzahl der Beschäftigten in den ausländischen Tochtergesellschaften zu den Beschäftigten der Unternehmen im Inland sind die chemische Industrie, der Straßenfahrzeugbau und die Elektrotechnik am stärksten intemationalisiert. Gemäss neueren Motivanalysen (1990) haben exportbegleitende und exportfördernde Auslandsinvestitionen mit Abstand die größte Bedeutung; für 55% der befragten deutschen Auslandsinvestoren waren Vertrieb, Marketing und Kundendienst wesentliche Funktionen der Direktinvestitionen; nur ein Drittel investierte im Ausland, um dort auch zu produzieren. Absatzorientierte Motive stehen demnach eindeutig im Vordergrund; wichtigster Beweggrund ist die Erschließung neuer Märkte, mit geringem Abstand gefolgt von Sicherung bestehender Märkte, Größe und Dynamik des Auslandsmarktes sowie Marktpflege, Service und Wartung. Von den Standortfaktoren wurden die Arbeitskosten an sechster und die Unternehmensbesteuerung an achter Stelle genannt. Erst auf den hinteren Rangplätzen finden sich beschaffungsorientierte Motive. Theoretische Erklärungsansätze liefert die Theorie der multinationalen Unternehmung. Literatur: Wagner, J. (1991). Beyfuß, J., Kitterer, H.-J. (1990)
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Weitere Begriffe : Bankjahresabschluss | Kalkulationszinsfuss, -satz | Chief Sales Officer (CSO) | ||||||||||||||||||||||||||||
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