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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Marktwirtschaft

Eine Wirtschaftsordnung in der nicht nur für den Eigenbedarf oder auf staatliche Anordnung produziert wird, heißt Marktwirtschaft. Güter und Dienstleistungen werden vielmehr von vielen verschiedenen Herstellern auf deren eigene Initiative hin produziert und untereinander frei ausgetauscht. Die Preise, zu denen die Güter und Dienstleistungen angeboten werden, sind nicht bürokratisch festgesetzt, sondern ergeben sich aus dem jeweiligen Verhältnis von Angebot und Nachfrage.

Eine Marktwirtschaft wird auch als Verkehrswirtschaft bezeichnet, weil die Waren vom Hersteller zum Verbraucher wandern und die wirtschaftlichen Prozesse über die Märkte, auf denen der Austausch zwischen Anbietern und Nachfragern stattfindet, koordiniert werden. Im Gegensatz zur Planwirtschaft setzt der Staat in einer solchen Wirtschaftsordnung nur die Rahmenbedingungen, greift selbst aber so wenig wie möglich in die wirtschaftlichen Abläufe ein. Sie sollen sich weitgehend selbst steuern.

Der Staat setzt deshalb in der Regel auch keine Preise fest. Diese bilden sich vielmehr im Spiel von Angebot und Nachfrage. Das bedeutet: Wenn es eine große Nachfrage und nur ein geringes Angebot gibt, steigt der Preis. Weil die Zahl der Abnehmer immer geringer wird, die höhere Preise akzeptieren, während gleichzeitig angesichts der steigenden Gewinne immer mehr von dem begehrten Produkt hergestellt und angeboten wird, läuft dieser Prozess so lang, bis es zu einem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage kommt.

Umgekehrt ist es, wenn einer geringen Nachfrage ein großes Angebot gegenübersteht. Dann sinkt der Preis, weil die Anbieter anders ihre Waren nicht absetzen können und von einem bestimmten Punkt an wächst die Nachfrage, weil es immer mehr Kunden gibt, die zu den günstigeren Konditionen zum Kauf bereit sind. So kommt es auch in dieser Situation wieder zum Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. Das lässt sich gut auf einem Wochenmarkt beobachten. Während hier ein sehr enger räumlicher Kontakt zwischen den verschiedenen Anbietern und den Kunden besteht, der es erlaubt Preise und Qualitäten unmittelbar zu vergleichen, handelt es sich in anderen Bereichen um abstrakte Märkte, bei denen es für Anbieter und Nachfrager schwerer ist, sich den erforderlichen Überblick über Preise und Qualitäten zu verschaffen. Ganz strikt ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage aber an der Börse verwirklicht. Denn bei Aktien oder Anleihen funktioniert der Markt in fast idealtypischer Form, weil es sich bei den jeweils gehandelten Wertpapieren um vollkommen identische Produkte handelt und der Preis (Kurs) so festgesetzt wird, dass die größtmögliche Zahl von Käufern und Verkäufern zum Zuge kommt.

Auf den Gütermärkten sorgt der Preismechanismus nicht nur dafür, dass es in der aktuellen Situation zu einem Ausgleich zwischen Verkäufern und Käufern kommt. Er bewirkt vor allem auch, dass die Produktion nach den Wünschen der Kunden gesteuert wird: Ein auf Grund von Knappheit steigender Preis verlockt immer mehr Unternehmen dazu, das begehrte Gut in größeren Mengen herzustellen. Ein sinkender Preis dagegen signalisiert ihnen, dass es sich nicht mehr lohnt, eine Herstellung im bisherigen Umfang fortzuführen. Es ist wirtschaftlich sinnvoller, die Investitionen in den Bereichen zu verstärken, in denen noch Knappheiten und deshalb hohe Preise herrschen.

Das bedeutet, dass das Güterangebot in einer Marktwirtschaft letztlich nach den Wünschen der Verbraucher gelenkt wird. Allerdings darf auch nicht übersehen werden, dass nicht alle Märkte so reibungslos funktionieren wie die Börse. Zudem kommt es immer wieder zu politisch motivierten Eingriffen. Wenn der Staat aus sozialen oder anderen Gründen die Entwicklung nicht einfach den Märkten überlassen will, führt dies in der Regel zu starken Verzerrungen. Die mit hohen Subventionen aufrecht erhaltene Produktion von Steinkohle in Deutschland oder die durch staatlich festgesetzte Preise ausgelöste Überproduktion vieler Agrarerzeugnisse innerhalb der EU sind dafür ebenso Beispiele wie Knappheit an Wohnraum als Folge gesetzlich festgelegter Mieten. Weil der Bau von Wohnungen sich weniger lohnt als andere Formen der Geldanlage, wird zu wenig privates Kapital in diesen Bereich investiert. Der staatliche Eingriff in die Preisbildung zwingt deshalb den Staat nach einer gewissen Zeit, selbst Wohnungen zu bauen oder den Bau zu subventionieren. Außerdem muss durch Kontrollen dafür gesorgt werden, dass es nicht in großem Umfang zu Sozialmissbrauch kommt.



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