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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Konjunktur

Die Wirtschaftstätigkeit in Volkswirtschaften vollzieht sich nie völlig gleichförmig, sondern ist gewissen Schwankungen ausgesetzt. Der Wirtschaftsablauf wird dabei unter anderem vom so genannten Konjunkturzyklus begleitet. Unter Konjunktur versteht man den Prozess einer mehrjährigen und mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftretenden wirtschaftlichen Ausdehnung und Schrumpfung einer Volkswirtschaft insgesamt. Das bedeutet, dass nicht nur einzelne Branchen, sondern große Teile der Wirtschaft von Konjunkturschwankungen erfasst werden und zu gleichgerichteten Veränderungen in der wirtschaftlichen Aktivität führen.

Der Konjunkturzyklus lässt sich in vier verschiedene Phasen einteilen, die sich anhand typischer, regelmäßig wiederkehrender Merkmale beschreiben lassen. Im Folgenden werden diese Phasen kurz und grob vereinfacht skizziert.

1. Aufschwung oder ExpansionNach Überwindung einer Konjunkturkrise folgt die Phase des Aufschwungs, in der die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ansteigt. Das bedeutet: Haushalte fragen Konsumgüter für den privaten Konsum nach, Unternehmen Investitionsgüter. Auch von Seiten des Staates und auch aus dem Ausland werden Konsum- und Investitionsgüter nachgefragt. Das Wachstum des Sozialprodukts beschleunigt sich: Die Auftragsbücher der Unternehmen füllen sich, und die Auslastung der Kapazitäten nimmt zu. Können diese nicht mehr mit den vorhandenen Arbeitskräften bewältigt werden, werden zusätzliche Arbeitnehmer eingestellt, die ihrerseits Einkommen erzielen. Die Unternehmen investieren bei zunächst noch niedrigen Zinsen. Da allgemein mit steigenden Gewinnen auf Seiten der Unternehmen gerechnet wird, steigen auch die Aktienkurse.

2. Hochkonjunktur oder BoomIn der Boomphase sind die Produktionskapazitäten ausgelastet. Die Gewinne der Unternehmen steigen. Zum Teil kommt es zu Engpässen in der Produktion und die Nachfrage in verschiedenen Teilmärkten kann nicht mehr kurzfristig befriedigt werden. Preiserhöhungen sind die Folge. Wegen der Kostensteigerungen infolge gestiegener Löhne und Zinsen reduzieren sich die Gewinnerwartungen der Unternehmen. Deshalb nimmt auch deren Investitionsbereitschaft allmählich ab.

3. Abschwung (auch Rezession oder Kontraktion)Durch die steigenden Zinsen rentieren sich Investitionen für die Unternehmen immer weniger. Höhere Kosten lassen sich kaum mehr auf die Preise umwälzen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage geht zurück, die Auslastung der Kapazitäten sinkt. Der Kostendruck der Unternehmen steigt, ihre Gewinnerwartungen sinken. Damit fallen auch die Aktienkurse. Es kommt zu einem Anstieg der Kurzarbeit und der Arbeitslosenzahlen. Entsprechend sinken auch die Einkommen der privaten Haushalte.

4. Tiefstand oder DepressionDurch den verminderten Absatz steigen die Produktionsstückkosten in den Unternehmen. Unternehmen mit wenig Eigenkapital müssen sich zu hohen Zinssätzen verschulden, andere Unternehmen geben auf und ziehen sich aus dem Markt zurück. Die Zahl der Arbeitslosen steigt. Allmählich geht der Kreditbedarf zurück. Die Banken haben nun einen hohen Kreditspielraum, weshalb die Zinsen sinken. Die Preise pendeln sich wieder auf einem normalen Maß ein, sobald es zu einem Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kommt. Der nächste Aufschwung kann beginnen.

Trends und saisonale Schwankungen

Saisonale Schwankungen und der langfristige Trend fallen dagegen nicht unter den Begriff der Konjunktur. Saisonale Schwankungen treten zu bestimmten Terminen innerhalb eines Jahres auf und beeinflussen die Wirtschaftstätigkeit bestimmter Wirtschaftssektoren für einige Wochen und Monate. Beispielsweise steigen die Umsatzzahlen im Einzelhandel in der Vorweihnachtszeit oder zu Schlussverkäufen deutlich an. Von den Jahreszeiten stark abhängig ist auch das Baugewerbe, der Tourismus oder die Landwirtschaft. Als Trend bezeichnet man die langfristige Veränderung der Wirtschaftstätigkeit. Der Trend bildet somit die tendenzielle Entwicklung einer Volkswirtschaft ab.

Man hat versucht bei den Konjunktur-Schwankungen Gesetzmäßigkeiten festzustellen. Dabei wurden drei unterschiedliche Längen der Konjunkturwellen ermittelt:

  • lange Konjunkturwellen von etwa 50-60 Jahren (nach ihrem Entdecker benannt als Kondratieff-Zyklen),
  • mittlere Konjunktur-Wellen mit einer Länge von sieben bis elf Jahren (Juglar-Zyklen) und
  • kurze Konjunkturwellen von etwa 40 Monaten (Crum-Kitchin-Zyklen).

Als eigentliche Konjunkturbewegungen gelten die mittleren Konjunkturwellen.

Indikatoren für Konjunkturbewegungen und Forschung

Konjunkturbewegungen werden mittels verschiedener Indikatoren ermittelt. Dabei handelt es sich um Zeitreihen einzelner gesamtwirtschaftlicher Größen. Sie messen den Wirtschaftsverlauf und erlauben bis zu einem gewissen Grad Prognosen künftiger Entwicklungen. Hierzu gehören beispielsweise das Bruttosozialprodukt, Preisindizes, Arbeitslosenquote, Geldvolumen, Daten über den Auftragseingang der Industrie, Kapazitätsauslastung sowie Güterimporte/-exporte.

Konjunkturforschung betreiben in Deutschland unter anderem der Sachverständigenrat, Wirtschaftsforschungsinstitute und die Deutsche Bundesbank.



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