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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Sozialprodukt

Die Bezeichnung für die gesamtwirtschaftliche Leistung eines Landes nennt man Sozialprodukt. Dabei wird unterschieden zwischen Brutto- und Nettosozialprodukt. Nach Abzug der indirekten Steuern und Hinzurechnung der Subventionen ergibt sich das Volkseinkommen.

Wenn von der gesamtwirtschaftlichen Leistung im umfassenden Sinne gesprochen wird, ist meist das Bruttosozialprodukt (BSP) gemeint. Es erfasst wertmäßig die wirtschaftliche Betätigung aller Deutschen ohne das Erwerbs- und Vermögenseinkommen, das von Ausländern erzielt wird, aber mit dem Einkommen, das Deutsche im Ausland erwirtschaften. Dadurch unterscheidet sich das BSP vom Bruttoinlandsprodukt (BIP), das die im Inland entstandene wirtschaftliche Leistung insgesamt misst - unabhängig davon, wer sie erbracht hat. Das BIP schließt also auch die wirtschaftlichen Leistungen der in Deutschland lebenden Ausländer ein. Umgekehrt werden die Erwerbs- oder Vermögenseinkommen von Deutschen, die im Ausland leben und arbeiten, nicht berücksichtigt.

Berechnet werden kann das Sozialprodukt auf drei Wegen, die alle zum gleichen Ergebnis führen:

  • Bei der Entstehungsrechnung wird die Wertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche abzüglich der Vorleistungen) addiert.
  • Bei der Verwendungsrechnung wird der Wert aller für den Endverbrauch erzeugten Güter und Dienste ermittelt.
  • Bei der Verteilungsrechnung werden die im Produktionsprozess entstandenen Einkommen aus selbstständiger und unselbstständiger Arbeit sowie die Vermögenseinkommen erfasst.

Eine Zunahme des Sozialprodukts kann auf zwei Ursachen zurückzuführen sein: entweder auf eine tatsächliche Zunahme der Güterproduktion und des Dienstleistungsangebots und einer entsprechenden realen Steigerung des Volkseinkommens oder auf gestiegene Preise durch Inflation. Hinter einer Steigerung des Volkseinkommens kann sich bei starken Preissteigerungen eine Stagnation oder sogar ein Rückgang der tatsächlich erbrachten gesamtwirtschaftlichen Leistung verbergen. Um diese Effekte unterscheiden zu können, wird das reale und das nominale Bruttosozialprodukt errechnet aus dem sich dann das Netto-Sozialprodukt beziehungsweise das reale Volkseinkommen ermitteln lässt.

Eine der Schwächen bei der herkömmlichen Ermittlung des Volkseinkommens ist, dass bei seiner Berechnung nur die Leistungen erfasst werden, die am Markt erbracht und mit Preisen bewertet werden. Deshalb tragen alle unentgeltlichen Dienste wie zum Beispiel die Erziehungsarbeit der Eltern, Hausarbeit, aber auch Schwarzarbeit nicht zum statistisch erfassten Sozialprodukt bei, obwohl sie für den Lebensstandard und die -qualität eines Landes von großer Bedeutung sind.

Da sich der Wohlstand nicht allein durch Addition der in einem Jahr produzierten materiellen Güter und Dienstleistungen ermitteln lässt, wird versucht daneben den "Gesamtwirtschaftlichen Nettonutzen" (GNN) zu ermitteln. Er berücksichtigt einige Größen, die im BSP nicht enthalten sind. So wird zum Beispiel eine Verringerung der Arbeitszeit durch weniger Wochenstunden, mehr Urlaub und ein damit einhergehender erhöhter Freizeitanteil, der bei der herkömmlichen Berechnung des Sozialprodukts keine Rolle spielt, als positiver Faktor im GNN erfasst. Weiterhin gehen private Tätigkeiten in Haus und Garten positiv und Belastungen der Umwelt negativ in die Berechnung des GNN ein.

Wegen dieser umfassenden Berechnung, die auch Schäden und Kosten berücksichtigt, muss das GNN immer niedriger ausfallen, als das Sozialprodukt. Das GNN ist wegen zahlreicher Probleme bei der Erfassung der erforderlichen Daten - zum Beispiel nur Schätzungen - eine umstrittene Größe, die bisher für die praktische Wirtschaftspolitik und die Wirtschaftswissenschaft nur eine geringe Bedeutung hat.

(Nationaleinkommen) in der Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ausgewiesenes Mass für die grundsätzlich auf Gütermärkten erbrachte wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft. Ab 1999 lautet die offizielle Bezeichnung Nationaleinkommen. Konzeption und Meßgenauigkeit sind umstritten, sie hängen jedenfalls nachdrücklich von der Verfügbarkeit geeigneter Basisdaten ab. Die mit dieser Größe verfolgten Zielsetzungen werden aber gleichwohl im wesentlichen erreicht. Das Sozialprodukt bzw. Nationaleinkommen kann unter drei kreislauftheoretischen Gesichtspunkten ermittelt und dargestellt werden: nach dem Entstehungs-, Verteilungs- und Verwendungszusammenhang. Wichtige Begriffspaare sind: a) Inlands-/Inländereinkommen: Unterscheidung nach Maßgabe der Produktion im Inland bzw. der Beteiligung von Inländern an der Produktion im In- und Ausland. Kriterium sind die grenzüberschreitenden Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Bei den Einkommen aus unselbständiger Arbeit werden im wesentlichen nur die einkommen der Pendler, nicht diejenigen der Gastarbeiter, gezählt. b) Brutto-/Nettoeinkommen: Unterscheidung nach Maßgabe der Wertminderung des reproduzierbaren Anlagevermögens im Laufe der Periode durch Verschleiss und wirtschaftliches Verhalten, erfaßt durch Abschreibungen. c) Einkommen zu Marktpreisen/zu Faktorpreisen: Unterscheidung nach Maßgabe der (ihrer Intention nach überwälzbaren) indirekten Steuern und zur Beeinflussung der Preise oder zur Stützung von Produktion und Einkommen an Unternehmen geleistete Subventionen. d) Einkommen in jeweiligen Preisen/in konstanten Preisen: Nominale und reale Rechnung, letztere mit dem Ziel, mengenmäßige Veränderungen zu erfassen. Setzt man die beiden Größen ins Verhältnis zueinander, erhält man (mit 100 multipliziert) den entsprechenden Preisindex. Das Konzept des Sozialprodukts oder Nationaleinkommens ist primär auf die Erfassung von marktmäßig erbrachten Leistungen ausgerichtet; es kann, wenn überhaupt, nur mit großen Einschränkungen als Wohlstandsmaßstab dienen. Wünschenswert wäre deshalb eher eine noch stringentere Orientierung der Konzepte der VGR auf Markttransaktionen, doch gleichzeitig deren Ergänzung (z.B. um wohlfahrtsrelevante Vorgänge) im Rahmen von Satellitensystemen (Satellitensysteme in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung). Literatur: Haslinger, F. (1995). Briimmerhoff, D. (1995). Frenkel, M., John, K.D. (1999). Stobbe, A. (1994)



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