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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung erfasst den Güter- und Geldkreislauf einer Volkswirtschaft. Sie dient in erster Linie als Instrument zur Ermittlung des Nationaleinkommens beziehungsweise Volkseinkommens eines Landes. Sie bezieht sich auf die gegenwärtige und die abgelaufene Periode, wird aber auch für gesamtwirtschaftliche Prognosen verwendet. Weil die ermittelten Daten das Überprüfen wirtschaftstheoretischer Aussagen ermöglichen, ist die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ein Instrument zur Vorbereitung und Begründung von wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Entscheidungen. Eine Volkswirtschaft umfasst alles, was den menschlichen Bedarf an privaten und öffentlichen Gütern und Leistungen innerhalb eines Staates deckt. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung stellt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Sektoren im Wirtschaftskreislauf eines Landes dar - entweder für das abgelaufene Jahr oder für Halbjahres- oder Quartalszeiträume. Die Formen und Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dienen unter anderem dazu, makroökonomische Zusammenhänge darzustellen und zu erklären. Die ermittelten Daten ermöglichen das Überprüfen wirtschaftstheoretischer Aussagen. Sie sind erforderlich, um wirtschaftspolitische Ziele formulieren zu können - und um zu kontrollieren, ob sie erreicht wurden. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist deswegen ein Instrument zur Vorbereitung und Begründung von wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Entscheidungen. Benutzt wird die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung unter anderem von Ministerien, Europäischer Zentralbank und Bundesbank, dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wirtschaftsverbänden und -forschung, Unternehmen und internationalen Organisationen. Einheitliches Standardsystem Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Vereinten Nationen (UN) haben zur Vereinheitlichung seit 1968 ein Standardsystem entwickelt. Seit 1999 sind die nationalen Statistik-Institutionen - in Deutschland das Statistische Bundesamt - verpflichtet, das "Europäische System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen" (ESVG) zu verwenden. Die kreislaufanalytischen Grundlagen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung reichen zurück ins 18. Jahrhundert ("Tableau Economique" von Quesnay). Anstöße zur Weiterentwicklung gaben Marx (1818-1883) und Keynes (1883-1946). In Deutschland veröffentlichte das statistische Reichsamt 1932 erstmals Ergebnisse einer Volkseinkommensberechnung. Die VGR dient in erster Linie als Instrument zur Ermittlung des Nationaleinkommens beziehungsweise Volkseinkommens eines Landes - üblicherweise in Form des Bruttosozialprodukts (BSP) und des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dabei werden seit 1999 die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen folgenden Sektoren in einem geschlossenen Kontensystem erfasst und ausgewiesen: 1. Gesamte Volkswirtschaft 2. Nicht finanzielle Kapitalgesellschaften 3. Finanzielle Kapitalgesellschaften 4. Staat 6. Private Organisationen ohne Erwerbscharakter 7. Übrige Welt. Für jeden Sektor wird ein Konto geführt, auf dem Einnahmen und Ausgaben erfasst sind. Die Einnahmen eines Wirtschaftssektors sind die Ausgaben eines anderen. Methoden Die unterschiedlichen Methoden zum Erfassen des Sozialprodukts sind: Erstens die Entstehungsrechnung, die die Produktion der einzelnen Wirtschaftszweige erfasst. Zweitens die Verteilungsrechnung, die von den verschiedenen Einkommensarten (Lohn, Zins) ausgeht. Drittens die Verwendungsrechnung, die beim Verbrauch ansetzt. Die Konten sollen einen Überblick geben über 1. Produktion, Verteilung, Verwendung der Güter, 2. Entstehung, Verteilung, Verwendung der Einkommen 3. Vermögensbildung und ihre Finanzierung. Ergänzende Rechnungen Das Statistische Bundesamt veröffentlicht auch eine Input-Output-Tabelle, die die Grundlage bildet für die Analyse der Güter- und Produktionsbeziehungen der einzelnen Sektoren untereinander sowie mit dem Ausland. Weitere ergänzende Bestandteile der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sind die Finanzierungsrechnung mit Hinweisen über die finanziellen Verflechtungen zwischen den Sektoren und die von der Bundesbank erstellte Außenwirtschaftsrechnung, die in der Zahlungsbilanz die Güter- und Kapitalströme zwischen Inländern und dem Ausland darstellt. Vor- und Nachteile Für die Beschreibung des Wirtschaftsablaufs und des Marktgeschehens hat sich die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bewährt. Ihre Nachteile: Wertschöpfungen außerhalb des Marktes (wie Haus-, Schwarz- oder ehrenamtliche Arbeit) werden weitgehend ignoriert, soziale Kosten wie Umwelteffekte oder der Abbau von Bodenschätzen werden ausgeklammert. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist wenig geeignet, Effizienz oder Produktivität in einer Volkswirtschaft zu erfassen und den Wohlstand wirklichkeitsnah zu messen.
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Weitere Begriffe : Länderrisikoursachen | Micro Hedge | nachgeschalteter Eigentumsvorbehalt | ||||||||||||||||||||||||||||
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