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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Rezession

Der Begriff "Rezession" ist nicht einmal für wirtschaftswissenschaftliche Konjunkturforscher exakt definiert. Er beschreibt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung eines Landes, also einer Volkswirtschaft. In der allgemeinen Sprachregelung hat sich eingebürgert, von einer Rezession zu sprechen, wenn das inflationsbereinigte Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen gegenüber dem jeweiligen Vorquartal gesunken ist. Die beiden letzten Rezessionen in Deutschland gab es 1972/73 und 1993. Ob sich Deutschland 2001 in einer Rezession befand, ist strittig.

Die Stärke oder Schwäche einer Volkswirtschaft (und damit auch ihre Entwicklung) lässt sich am besten daran messen, wie viele Waren produziert und konsumiert und wie viele Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. Addiert man diese Werte, ergibt sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als wichtigste Kenngröße der Konjunktur - es wird quartalsweise (also vierteljährlich) vom Statistischen Bundesamt gemessen und veröffentlicht. Die wichtigsten hier einfließenden Bereiche sind Handel und Verkehr, das produzierende Gewerbe, aber auch Dienstleistungen sowie Land- und Forstwirtschaft. Aber auch der Beitrag des Staates und der privaten Haushalte wird gemessen.

Aus diesem Quartalsergebnis errechnen die Statistiker auch die Abweichung zum Vorquartal oder zum Vergleichsquartal des Vorjahres. Diese Prozentzahl wird gemeinhin mit dem Wirtschaftswachstum gleichgesetzt. Je nachdem, wie sich dieses BIP entwickelt (aber auch andere Faktoren wie Zinsen, Durchschnittseinkommen und Inflation), spricht der Volkswirt von Aufschwung, Stagnation oder eben Rezession. Von Rezession wird gesprochen, wenn das BIP (nachdem man die Inflationsrate herausgerechnet hat), in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schlechter ist als in den Vergleichsquartalen des Vorjahres, wenn also - stark vereinfacht - die Wirtschaft ein halbes Jahr lang schlechter lief als im Vorjahr. Führende Wirtschaftsforscher haben allerdings Bedenken gegen diese "technische Definition". Sie fordern zusätzlich, dass über längere Zeit die Produktionskapazitäten unterdurchschnittlich ausgelastet sein müssen, damit eine Rezession vorliegt. Im vierten Quartal des Jahres 2001 ging das BIP in Deutschland real um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Damit ist zwar das technische Kriterium für eine Rezession erfüllt. Aber da das BIP, über das Jahr gesamte 2001 hinweg gesehen, nicht gesunken ist, sind sich Ökonomen nicht einig, ob das als Rezession zu werten ist.

Konjunkturphasen

Wirtschaftswissenschaftler haben verschiedene Phasen einer Entwicklung der Volkswirtschaft eines Landes oder der gesamten Welt festgestellt, die sich zyklisch abwechseln:

  • Depressionsphase (Krise): In dieser Phase herrscht Unterbeschäftigung mit niedrigen Löhnen auf der einen und niedrigen Unternehmensgewinnen auf der anderen Seite. Diese Rahmenbedingungen führen zu einem weitgehenden Stopp der Investitionstätigkeit.
  • Wiederbelebungsphase (Aufschwung, Expansion): Diese Phase zeigt eine zunehmende Produktionstätigkeit bei noch stabilem Lohn- und Preisniveau.
  • Vollbeschäftigungsphase (Hochkonjunktur/Boom): Diese Phase wird laut Konjunkturtheorie beherrscht von Preis- und Lohnsteigerungen, hohen Gewinneinkommen, aber auch schon beginnenden Geld- und Kreditschwierigkeiten.
  • Rezession: Darauf folgt die Rezession, die wirtschaftswissenschaftlich auch mit "Abschwung" beziehungsweise "Kontraktion" umschrieben wird. Sie zeigt eine nachlassende Produktionstätigkeit, vor allem in der Investitionsgüterindustrie, sinkenden Kursen an den Börsen und sinkenden Gewinnen der Unternehmen. Die Folge sind Geschäftszusammenbrüche und Arbeitslosigkeit.

Allerdings gibt es natürlich auch konjunkturelle Sonderbewegung einzelner Wirtschaftszweige oder sogar der gesamten Volkswirtschaft, die in einem Nachholbedarf nach Notzeiten gründen (so etwa der Boom der Nahrungs-, Bekleidungs- und Möbelindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg).

Konjunkturprognosen

Selbstverständlich ist es von allgemeinem Interesse, die Gefahr einer drohenden Rezession möglichst frühzeitig zu erkennen, um geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Im Gegensatz zur theoretischen Konjunkturtheorie beschäftigt sich diese Konjunkturanalyse empirisch mit den Wirtschaftsdaten.

Zu den wichtigsten Konjunkturprognosen in Deutschland gehören

Letzt genannte legen jeweils im Frühjahr und im Herbst ihre gemeinsame Prognose und ihre Empfehlungen für die Wirtschaftspolitik vor, das "Gutachten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" für die Bundesregierung. Sie haben sich dazu in der Arbeitsgemeinschaft wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute mit Sitz in Berlin zusammengeschlossen: Dazu gehören neben dem HWWA das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) in München, das Hamburger Welt-Wirtschaftsarchiv (HWWA) und seit der Deutschen Einheit das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH).

Gegenmaßnahmen / Konjunkturpolitik

Allgemein gesehen besteht das Ziel jeder Konjunkturpolitik darin, diese für alle Bürger negativen Konjunkturausschläge zu mindern beziehungsweise zu vermeiden, um als oberstes Ziel Vollbeschäftigung zu sichern. Die Ziele der staatlichen Maßnahmen gegen die Rezession sind im Grundgesetz unter Art. 109 GG festgelegt: Stabilität des Preisniveaus, hoher Beschäftigungsstand, stetiges Wachstum und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Der Konjunkturrat stimmt dafür die Finanz- und Wirtschaftspolitik von Bund, Ländern und Gemeinden ab.

Die staatlichen Mittel zur Verhinderung einer Rezession sind:

  • Geld- und Kreditpolitik: Zinssenkung und Erweiterung der Geldmenge (soll Investitionen ankurbeln). Die Kehrseite dieser Politik ist eine Steigerung der Inflation.
  • Finanzpolitik: Ausgabenerhöhung auf Grundlage von Krediten (Investitionen) und Steuersenkungen (zur Steigerung der Kaufkraft der privaten Haushalte). Die Kehrseite dieser Investitionspolitik ist allerdings eine stetig wachsende Staatsverschuldung.
  • Außenwirtschaftspolitik: Importabbau (etwa durch Zölle) und Exportförderung.

Die Maßnahmen der Außenwirtschaftspolitik zur Rezessionsbekämpfung haben in den letzten Jahrzehnten allerdings an Bedeutung verloren, da das internationale Wirtschaftsgeflecht immer schwieriger zu beeinflussen ist und man mit immer stärkeren Vergeltungsmaßnahmen der Außenhandelspartner rechnen musste. Außerdem bekennen sich die meisten Mitgliedsländer internationaler Handelsorganisationen wie auch die Bundesrepublik Deutschland ausdrücklich zu einem Abbau von Handelshemmnissen und einer Konvertibilität ihrer Währungen.

Seit Beginn des Industriezeitalters streiten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, wie der Rezession, die Arbeitsplätze vernichtet, auf dieser Seite der Tarifpartner begegnet werden kann. Die Arbeitgeber (allen voran die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)) setzen auf Lohnsenkungen, damit ihre Betriebe profitabler arbeiten können und dann in einem zweiten Schritt wieder mehr Arbeitskräfte eingestellt werden können. Die Arbeitnehmerseite (vor allem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)) hingegen vertritt den Standpunkt, dass durch höhere Löhne die Kaufkraft der privaten Haushalte so gesteigert werden könnte, dass durch die verstärkte Nachfrage die Konjunktur angekurbelt und in einem zweiten Schritt wieder mehr Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Die Rezession ist eine Abschwungphase der Konjunktur. Dieser wirtschaftliche Abschwung ist oftmals auf anhaltende Kursverluste an der Börse (Baisse) zurückzuführen. Die Rezession ist eine abgeschwächte Form der wirtschaftlichen Depression, doch entwickelt sich im allgemeinen weniger dramatisch. Rückgang des saisonbereinigten realen BIP in mindesten zwei aufeinander folgenden Quartalen. Zur Messung werden die Werte mit dem jeweiligen Quartal des Vorjahres verglichen. Eine Rezession ist an der Abschwächung der Hochkonjunktur, der schlechten Beurteilung der Wirtschaftslage, der sinkenden Nachfrage, an überfüllten Lagern, den Abbauc von Überstunden und der beginnenden Kurzarbeit, sowie fehlenden Investitionen, der teilweisen Stilllegung von Produktionsanlagen und den stagnierenden bzw. sinkenden Preisen/ Löhne oder Zinsen zu erkennen.



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