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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Arbeitslosigkeit

Die Bundesanstalt für Arbeit definiert Arbeitslose als Arbeitssuchende, die in der Hauptsache als Arbeitnehmer tätig sein wollen, nicht arbeitsunfähig erkrankt sind und nicht als Arbeitnehmer, Heimarbeiter, mithelfende Familienmitglieder oder Selbständige beschäftigt sind. Die Arbeitslosenquote gibt das Verhältnis der registrierten Arbeitslosen zur Zahl der abhängig Beschäftigten an. Sie gilt als Maßzahl für die Ausschöpfung des Arbeitskräftepotentials. Man unterscheidet 1. Fluktuationsarbeitslosigkeit (auch: friktioneile A.) durch kurzfristige Anpassungsschwierigkeiten, Arbeitsplatzwechsel oder Umschulung; 2. saisonale Arbeitslosigkeit durch Beschäftigungsschwankungen in Branchen, deren Produktion von der Jahreszeit abhängig ist (z.B. Landwirtschaft und Baugewerbe); 3. konjunkturelle Arbeitslosigkeit durch allgemein schlechte Geschäfts- und Beschäftigungslage; 4. strukturelle Arbeitslosigkeit durch langfristige Veränderung in einzelnen Wirtschaftsbereichen, z.B. durch neue Technologien oder Auslandskonkurrenz. nach der Definition der Arbeitslosenstatistik der - Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitslose sind Arbeitssuchende, die in der Hauptsache als Arbeitnehmer tätig sein wollen, nicht arbeitsunfähig erkrankt sind und nicht als Arbeitnehmer, Heimarbeiter, mithelfende Familienangehörige oder Selbständige beschäftigt sind. Das Verhältnis der registrierten Arbeitslosen zur Zahl der abhängigen - Erwerbspersonen ergibt die Arbeitslosenquote, die allgemein als Maßzahl für die Ausschöpfung des Arbeitskräftepotentials gilt. Ein Rückgang des Beschäftigungsniveaus führt jedoch nicht nur zu einer Zunahme der Arbeitslosen, sondern schlägt sich ebenso in anderen Bereichen nieder (versteckte Arbeitslosigkeit): a) Bildungswesen: Verlängerung der Ausbildung oder Nichtaufnahme einer Arbeitsplatzsuche nach Abschluss der Ausbildung; tungen; in ihre Heimatländer wegen Beschäftigungsmangel zurückkehrende Ausländer; entmutigte Arbeitskräfte, die aufgrund der schlechten Arbeitsmarktlage keine Beschäftigung suchen; c) Beschäftigung: Annahme einer unterwertigen Beschäftigung; d) Arbeitszeit: Wegfall von Überstunden, Kurzarbeit. Nach der Art der Verursachung läßt sich die Arbeitslosigkeit folgendermaßen klassifizieren: a) Fluktuationsarbeitslosigkeit (friktionelle Arbeitslosigkeit): entsteht beim Arbeitsplatzwechsel, wenn zwischen der Aufgabe des alten und der Übernahme des neuen Arbeitsplatzes Zeit vergeht; b) saisonale Arbeitslosigkeit: jahreszeitlich bedingte Beschäftigungsschwankungen (z.B. in der Landwirtschaft und im Baugewerbe); c) konjunkturelle Arbeitslosigkeit: infolge von Konjunkturschwankungen durch ungenügende Gesamtnachfrage bedingte Arbeitslosigkeit; d) strukturelle Arbeitslosigkeit: verursacht durch die im permanenten volkswirtschaftlichen Umformungsprozess bedingte Änderung der Struktur der Arbeitsnachfrage und des - Arbeitsangebots: z.B. branchenbedingte, beruflich bedingte (-~ Berufsstruktur), altersbedingte Arbeitslosigkeit. I.w.S. gehört zur strukturellen Arbeitslosigkeit auch die technologisch bedingte Freisetzung von Arbeitskräften. Als unechte strukturelle Arbeitslosigkeit bezeichnet der Sachverständigenrat jene Arbeitslosigkeit, die entsteht, weil der gesetzlich verordnete oder tariflich vereinbarte Zuwachs der Lohnkosten den Marktwert des dem Faktor Arbeit zurechenbaren Produktanteils übersteigt. Ein häufig genanntes Beispiel hierfür ist die sog. Mindestlohnarbeitslosigkeit. In makroökonomischen Ungleichgewichtsmodellen werden - keynesianische Arbeitslosigkeit und klassische Arbeitslosigkeit unterschieden. Der amerikanische Ökonom Milton FRIEDMAN hat den Begriff der natürlichen Arbeitslosigkeit geprägt. Diese ist strukturellen Arbeitslosigkeit, sie entsteht insbes. durch das Suchverhalten der Arbeitskräfte und Unvollkommenheiten am Arbeitsmarkt, ist jedoch zunächst ein rein theoretisches Konstrukt. Nach FRIED-MAN ist eine Verringerung der Arbeitslosigkeit unter ihre natürliche Rate, die z.B. durch eine expansive Ausgabenpolitik bewirkt wird, nur zeitlich begrenzt möglich, solange nämlich die Arbeitskräfte aufgrund falscher Erwartungen handeln. Die PHILLIPS-Kurve stellt somit nur kurzfristig Wahlmöglichkeiten zwischen Arbeitslosigkeit und Geldlohnsteigerungsraten dar. Seit FRIEDMAN wird verschiedentlich von der »Vollbeschäftigungs-Arbeitslosenquotea gesprochen. Bei dieser Betrachtungsweise besteht zumindest die Gefahr, dass die unbestimmte Größe der natürlichen Arbeitslosigkeit zu einem partiellen Verzicht auf das Vollbeschäftigungsziel führt. Neuere theoretische Erklärungen der Arbeitslosigkeit liefern die eher mikroökonomisch orientierten Effizienzlohnund Insider-Outsider-Theorien (Arbeitsmarkt). Eher makroökonomisch orientiert ist das Konzept der NAIRU (non-accelerating inflation rate of unemployment) oder inflationsstabilen Arbeitslosigkeitsrate, die nicht mit FRIEDMANs natürlicher Arbeitslosigkeitsrate verwechselt werden sollte. Die NAIRU ist definiert als jene gleichgewichtige Arbeitslosenquote, bei der die Inflationsrate konstant ist. Grundidee des Ansatzes ist, dass die über Marktmacht verfügenden Arbeitsmarktparteien im Verteilungskampf jeweils einen möglichst großen Anteil am Produktionsergebnis erzielen wollen. Übersteigen die Ansprüche das tatsächlich verteil-bare Ergebnis, so werden die Gewerkschaften die Löhne und die Unternehmen die Preise anzuheben versuchen, was in einer steigenden Inflationsrate resultiert. Wenn Unternehmen und Gewerkschaften jedoch in ihren Lohn- und Preisforderungen umso moderater sind, je höher die Arbeitslosenquote ausfällt, so existiert auch eine gleichgewichtige Arbeitslosenquote, bei der die Ansprüche beider Marktseiten miteinander kompatibel sind. Eine geringere Arbeitslosenquote führt zu höheren Ansprüchen und beschleunigt die Inflation, eine höhere Arbeitslosenquote wirkt bremsend. Vorteil dieses Ansatzes ist die simultane Erklärung von Arbeitslosigkeit und Inflation (Hysterese). Arbeitslosigkeit Neben die Frage nach der Verursachung der Arbeitslosigkeit tritt die Frage nach der Inzidenz von Arbeitslosigkeit. Je nach arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischer Problemstellung sind folgende Unterscheidungsmerkmale nach der Inzidenz gebräuchlich: Alter, Geschlecht, Beruf, Branche, Qualifikation, Region. Zwischen diesen so abgegrenzten Bereichen und Gruppen tritt Arbeitslosigkeit zum Teil mit deutlichen Unterschieden im Niveau und in der Struktur auf. Ceteris paribus ist die Arbeitslosenquote einer Gruppe umso höher, je länger die individuelle Arbeitslosigkeit im Durchschnitt dauert, je mehr Personen von Arbeitslosigkeit betroffen sind und je häufiger im Durchschnitt eine einzelne Person betroffen ist. Gleiche Quoten spiegeln daher nicht notwendig ähnliche Problemsituationen am - Arbeitsmarkt wider. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Bestands- und Bewegungsgrößen der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Zugänge und Abgänge in und aus Arbeitslosigkeit in einem Jahr ist Anfang der 90er Jahre jeweils etwa doppelt so hoch wie der jahresdurchschnittliche Bestand an Arbeitslosen. Strukturanalysen der Arbeitslosigkeit, die regelmäßig im September durchgeführt werden, veröffentlicht die Bundesanstalt für Arbeit in den Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit (ANBA). Literatur: Bundesanstalt für Arbeit (1991). Franz, W. (1996). Layard, R., Nickell, S., Jackman, R. (1991). Rothschild, K.W. (1988)



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