Arbeitsmarkt
nennt man das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage nach Arbeitsleistungen. Der Markt kommt dabei nicht als einheitliches Gebilde zustande, sondern indem die regional, nach Branchen und Ausbildung verschiedenen Angebots- und Nachfrageumfange gedanklich (statistisch) zusammengefaßt werden. Über den Arbeitsmarkt erstellt die Bundesanstalt für Arbeit eine eigene Statistik, die Arbeitslose, Kurzarbeiter, offene Stellen usw. (gegliedert nach Wirtschaftsbereichen und Berufsgruppen) verzeichnet.
durch das Zusammentreffen von Arbeitsangebot und - Arbeitsnachfrage charakterisierter Markt, auf dem die Höhe des Arbeitsentgeltes (Gleichgewichtslohn), das Beschäftigungsniveau und die übrigen Beschäftigungsbedingungen, jeweils nach Berufen spezifiziert, bestimmt werden. Der Arbeitsmarkt umfaßt nur die marktmäßig verwertbaren Arbeitsleistungen, soweit sie Dritten gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden. Die Sonderstellung des Arbeitsmarktes gegenüber anderen Faktormärkten und den Gütermärkten und damit die Notwendigkeit einer spezifischen Arbeitsmarkttheorie resultiert aus folgenden Überlegungen: Die Tatsache, dass der Arbeitnehmer grundsätzlich sein eigener Herr bleibt (auch die freiwillige Sklaverei ist illegal), beeinflußt die Entscheidungen, den Arbeitnehmer durch Ausbildungsinvestitionen zu qualifizieren. Die Arbeitsleistung bleibt immer an ihren menschlichen Träger gebunden. Dadurch gewinnt der Bereich der Arbeitsumwelt einschl. der Beziehungen zu den anderen Personen am Arbeitsplatz zugleich größere Bedeutung als beim Verkauf anderer Produktionsfaktoren oder Güter. Im Arbeitsvertrag lassen sich weder die Art der auszuführenden Tätigkeit noch die Arbeitsintensität genau spezifizieren, der Arbeitsvertrag enthält so nur die Umrisse der vertraglichen Verpflichtung, für die ein Preis (Lohn) gezahlt wird. Die Annahme einer Arbeit ist aus diesem Grunde, um das Argument zu verdeutlichen, etwas überspitzt mit der Unterschrift unter einen Blankoscheck verglichen worden. Zentrale Annahme für die neoklassische Analyse des Arbeitsmarktes sind viele gut informierte Nachfrager und Anbieter, ungehinderter Zugang zum und Austritt aus dem Arbeitsmarkt, hohe Mobilität der Ressourcen und Fehlen von Absprachen. Unter diesen Voraussetzungen erfolgt die Allokation und Entlohnung der Arbeitskräfte so, dass es zu einer Egalisierung der Nettovorteile (monetäre und nicht monetäre Vorteile) an allen Arbeitsplätzen kommt. Dieses Konzept eines kompetitiven Arbeitsmarktes ist jedoch, der mangelnden Realitätsnähe der Annahmen wegen, vielen Angriffen ausgesetzt. Die neuere neoklassische Arbeitsmarkttheorie behandelt demzufolge monopsonistische Situationen (z.B. ein einziger Nachfrager an einem regionalen Arbeitsmarkt) sowie das Verhalten der Anbieter von und der Nachfrager nach Arbeitsleistungen bei Unsicherheit und bei kostenverursachender Informationssuche. Informationen über alternative Arbeitsplätze und Lohnsätze Kosten, hauptsächlich Opportunitätskosten in Form der Arbeitszeit des Arbeitnehmers, verursacht, dann wird die Suchzeit begrenzt, nicht alle Lohnangebote werden identifiziert und die Lohnsätze werden auch für sonst gleiche Arbeitskräfte streuen. Wird in der neoklassischen Arbeitsmarkttheorie die Annahme der vollkommenen Informationen fallengelassen, erhöht sich ihre Erklärungskraft und Prognosefahigkeit. Abgesehen von den Informationskosten ähnelt der von der neoklassischen Theorie analysierte Arbeitsmarkt einer Börse, an der sich alle Käufer und Verkäufer treffen, um ihre Transaktionen vorzunehmen, und wo alle offenen Stellen in der Wirtschaft kontinuierlich allen Arbeitskräften zu den gleichen Bedingungen angeboten werden. Aus der Perspektive der Theoretiker des gespaltenen (dualen, segmentierten) Arbeitsmarktes jedoch funktioniert der Arbeitsmarkt nicht wie eine offene und kompetitive Börse, sondern ist vielmehr eine Menge mehr oder weniger gegeneinander abgeschotteter Märkte, die durch räumliche, berufliche und v.a. institutionelle Faktoren bestimmt wird. So besteht der betriebsinterne oder betriebszentrierte Arbeitsmarkt aus einer Anzahl von strukturierten Beschäftigungsverhältnissen und formellen und informellen Regeln, durch die Arbeitsplätze und Aufstiegswege festgelegt werden. Neue Arbeitskräfte werden nur in bestimmten Eingangspositionen rekrutiert, hierarchisch höher angesiedelte Arbeitsplätze werden v.a. durch betriebsinterne Beförderung besetzt. Die Beschäftigungsstruktur wird aus der Sichtweise dieser Theorie weniger durch Marktkräfte und Effizienzkriterien gesteuert, sondern stärker durch bewußte Regelungen und Gewohnheiten. Entsprechend den beteiligten Parteien (Arbeitgeber, Arbeitnehmer und ihre Organisationen: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften) läßt sich der Arbeitsmarkt als ein zweistufiges Gebilde charakterisieren: Auf der ersten Stufe treffen die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände in Tarifverhandhmoen aufeinander und handeln für ihre Mitglieder die im Tarifvertrag festgelegten Arbeitsbedingungen aus. Die zweite Stufe ist je nach theoretischer Sichtweise durch beiderseitigen Wettbewerb oder durch Regelungen, auch in Form von Betriebsvereinbarungen, und Gewohnheiten gekennzeichnet. Auf dieser Stufe werden über die durch den Tarifvertrag vornormierten individuellen Arbeitsbedingungen (Urlaub, Überstunden, Teilzeitarbeit, übertarifliche Bezahlung, Aufstiegsmöglichkeiten) Vereinbarungen getroffen. Neuere Ansätze zur Theorie des Arbeitsmarktes konzentrieren sich auf die Erklärung von Lohnstarrheiten und Arbeitslosigkeit. Popularität hat v.a. die sog. Effizienzlohntheorie erlangt. Ausgangspunkt dieser Theorie ist, dass die Arbeitsleistung einer Arbeitskraft nicht perfekt mit ihrer Arbeitszeit korrelieren muß, sondern die Arbeitskraft je nach der Art des Beschäftigungsfeldes in der Wahl ihrer Arbeitsleistung in bestimmten Grenzen frei ist. Wird die Arbeitsleistung positiv von der Höhe des Lohnes beeinflußt, zeigt sich, dass es zu einer Entkopplung des Zusammenhangs von Lohnhöhe und unternehmensseitig nachgefragter Zahl von Arbeitskräften kommt. Lohnsenkungen scheiden daher als Instrument zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit aus. Eine andere Variante der Effizienzlohntheorie argumentiert, dass ein gewisses Ausmass an Arbeitslosigkeit als Disziplinierungsmittel der Arbeitskräfte zwingend erforderlich ist. Auf vollkommenen Märkten wäre ansonsten die Drohung einer Kündigung bei mangelhaften Arbeitsleistungen (»Drückebergerei«) ohne Wirkung, da entlassene Arbeitskräfte unmittelbar ein neues Beschäftigungsverhältnis eingehen könnten. Im Unterschied dazu argumentiert die Insider-Outsider-Theorie mit einer Marktmachtstellung der Beschäftigten gegenüber den Beschäftigung Suchenden. Insider verknappen zuungunsten der Outsider quasi künstlich das Arbeitsangebot, indem sie z.B. spezifische Kenntnisse und Fertigkeiten im Unternehmen monopolisieren, d h nicht an OWeidnr a,nitaranF.en Anf diese Weise werden Löhne auf hohem Niveau stabilisiert, und die Lohnkonkurrenz von Outsidern wird ausgeschaltet. Außer in den amtlichen Statistiken findet man Daten zum aktuellen Arbeitsmarktgeschehen übersichtlich zusammengestellt in den in regelmäßigen Abständen erscheinenden Zahlen-Fibeln des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Bundesanstalt für Arbeit). K.G./W.L. Literatur: Franz, W. (1996). Ehrenberg, R.G., Smith, R.S. (1993). Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (1990). Akerlof, G.A., Yellen, J.L. (1986)
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|