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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Wettbewerb

(engl. competition) Wettbewerb kann allgemein als das Streben von zwei oder mehreren Personen bzw. Gruppen nach einem oder mehreren Ziel(en) umschrieben werden, wobei der höhere Zielerreichungsgrad eines Wettbewerbers zulasten eines anderen geht. Übertragen auf den marktwirtschaftlichen Wettbewerb sind folgende Merkmale kennzeichnend: 1. Existenz von Marktformen mit mindestens zwei Anbietern bzw. Nachfragern, 2. ein gemeinsames Marktobjekt, mit dessen Hilfe (das) gleiche Ziel(e) erreicht werden soll(en), 3. antagonistisches Verhalten der Anbieter und/oder Nachfrager und 4. Maßnahmen der Konkurrenten, die zu einer Verbesserung ihrer eigenen Zielerreichung auf Kosten von Mitbewerbern führen.

Als Voraussetzungen für die Entstehung von Wettbewerb können Markttransparenz, Entscheidungsfreiheit, ausreichende Ausstattung mit finanziellen, technischen und personellen Ressourcen, Wille zum Wettbewerb, Flexibilität sowie offene Märkte (Markt) genannt werden. Ist schon eine der Voraussetzungen nicht gegeben, verschlechtern sich die Wettbewerbswirkungen, oder der Wettbewerb kann sich gar nicht erst entfalten (siehe auch Marktversagen). Die Wirkungsweisen, Funktionen und Prämissen des Wettbewerbs werden in verschiedenen Wettbewerbstheorien der Volkswirtschaftslehre durchaus unterschiedlich betrachtet. In der neoklassischen Theorie der vollkommenen Konkurrenz wird der Wettbewerb im Rahmen einer statischen Betrachtungsweise im Hinblick auf die Herstellung von preistheoretischen Gleichgewichtszuständen analysiert. Unter den Prämissen des vollkommenen Marktes kommt es beim zweiseitigen Polypol (siehe Marktformen) zum Gleichgewichtspreis, bei dem der Gewinn der Anbieter und der Nutzen der Nachfrager ihr Maximum erreichen. Anbieter, deren Stückkosten über den Marktpreisen liegen, werden vom Wettbewerb verdrängt. Die Hauptkritikpunkte am neoklassischen Ansatz sind in der statischen Betrachtungsweise sowie in den Annahmen der vollkommenen Konkurrenz zu sehen. In der Realität existiert nicht nur die Marktform des Polypols, sondern insbesondere auch die des Monopols und des Oligopols. Außerdem sind Wettbewerbsbarrieren im Einzelnen ökonomische Markteintrittsschranken (hoher Finanzbedarf, Abwehrstrategien anderer schon in dem Marktsegment tätiger Marktteilnehmer) und politische Markteintrittsschranken (Zulassungsbeschränkungen), ökonomische Marktaustrittsschranken (hohe Investitionen und dadurch entstehende Kapitalbindung), politische Austrittsschranken (arbeits und sozialrechtliche Bestimmungen) zu beachten. Im Rahmen der ordoliberalen Theorie des vollständigen Wettbewerbes wird untersucht, wie der Wettbewerb durch ordnungspolitische Rahmenbedingungen (Geldwertstabilität, Senkung der Ein und Austrittsbarrieren, Privateigentum an Produktionsmitteln, Vertragsfreiheit, Haftung der Marktteilnehmer für ihre Handlungen, Konstanz der Wirtschaftspolitik) gefördert und dadurch das Entstehen von monopolistischer Marktmacht verhindert werden kann. Die (realitätsfremden) Annahmen der vollkommenen Konkurrenz werden also nicht einfach hingenommen; es wird vielmehr versucht, sich mit Hilfe von wirtschaftspolitischen Maßnahmen diesem Zustand anzunähern. Hingewiesen sei weiterhin auf innovationstheoretische Erklärungen des Wettbewerbsprozesses. Nach Schumpeter ist der Wettbewerb ein Entwicklungsprozess, in dessen Verlauf alte Strukturen zerstört werden und neue Strukturen (neue Waren, Technologien, Organisationstypen) entstehen. Diese Theorie der htnovationen wird später von Clark weitergeführt, indem er Wettbewerb als dynamischen Prozess von Vorstoß und Verfolgung, Innovation und Imitation bezeichnet, in welchem die Gesamtheit absatzpolitischer Instrumente (Absatzpolitik) zum Einsatz kommen kann. Zunächst bringt ein Anbieter eine innovative Leistung auf den Markt, er kann sich dadurch eine vorübergehende Monopolstellung schaffen und einen Vorsprungsgewinn realisieren. Andere Wettbewerber reagieren nach einiger Zeit, indem sie entweder das innovative Produkt nachahmen und billiger anbieten oder andere Innovationen auf den Markt bringen. Dadurch können die Vorsprungsgewinne des innovativen Anbieters wieder abgebaut werden. Sind die Wettbewerber nicht zu einer solchen Reaktion in der Lage, könnte eine dauerhafte Monopolstellung entstehen, und ein dynamischer Wettbewerbsprozess kommt nicht zustande. Dieses Problem entsteht auch bei einer passiven Verhaltensweise sämtlicher Wettbewerbsteilnehmer. Beide Situationen verhindern das Zustandekommen eines dynamischen Wettbewerbsprozesses. Voraussetzungen für dessen Entstehung sind also innovationsfähige und willige Unternehmen, die Möglichkeit, sich mit einer innovativen Leistung Vorsprungsgewinne zu verschaffen, sowie imitationsfähige und imitationswillige Wettbewerber, welche die Vorsprungsgewinne wieder abbauen können. Durch die Innovatoren kommt es zu einer Verbesserung der Bedarfsdeckung (Bedarf, Bedürfnis) mit neuen Waren und Leistungen; durch Nachahmung sinken deren Preise bis auf Produktionskostenniveau ab. Der einzelne Wettbewerber entscheidet durch die Wahl der ~ Wettbewerbsstrategie, welche Rolle er in diesem Prozess spielen will: die des Innovators (bei Verfolgung einer Differenzierungsstrategie) oder die eines Nachahmers (bei Verfolgung einer Kostenführerschaft).



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