Oligopol
Marktformen
Das Oligopol ist eine Marktform, bei der es nur wenige Anbieter (Verkäufer) oder wenige Nachfrager (Käufer). Letztere Konstellation nennt man auch Oligopson. Zum Beispiel bei Automobilherstellern oder der Mineralölindustrie handelt es sich um Oligopole. In den meisten Fällen sind die Teilnehmer gleich stark und stehen untereinander im Wettbewerb. Siehe auch: Bundeskartellamt.
Angebotsoligopol
Die klassische Nationalökonomie bezeichnete als Monopol all jene Marktsituationen, bei denen das Angebot u.a. durch öffentliche Privilegierung, durch private Abreden, “künstlichen Restriktionen” unterliege und so ein unter das Kostenniveau sinkender Preis verhindert werde. Eine Differenzierung führte Antoine Augustin Cournot (1801-1877) ein, der ausgehend vom Monopol durch Einfügung eines oder mehrerer Konkurrenten das Dyopol, Oligopol und schließlich als Grenzfall die vollständige Konkurrenz ableitete.
In seinem Buch “Marktform und Gleichgewicht` (1934) verwendete Heinrich von Stackelberg als Kriterien für die Bestimmung der Angebots- und Nachfrageseite, die in ihrer Zusammenfassung die Marktform bilden, Anzahl und Größe der Marktteilnehmer. Diese bezeichnete er als - relativen Marktanteil. Je nachdem, ob viele/wenige, kleinere/große Marktteilnehmer kombiniert wurden, können daraus entweder mehr der Konkurrenz oder mehr dem Monopol zuneigende Marktformen abgeleitet worden.
Stehen beispielsweise viele Anbieter vielen Nachfragern gegenüber, so nennt Stackelberg diese Marktform vollständige Konkurrenz. Wenige Anbieter und viele Nachfrager ergeben ein Angebotsoligopol. Steht ein Anbieter vielen Nachfragern gegenüber, so besteht ein Angebotsmonopol.
Das umfassendste Gliederungsschema ist das auf der Basis der Anzahl der Anbieter, das sowohl für vollkommene (V) wie für unvollkommene Märkte (U) entwickelt werden kann.
Die in diesem morphologischen Marktformen-schema zu differenzierenden Marktformen sind durch spezifische Verhaltensweisen der Marktpartner charakterisiert. Eines der Instrumente zur Erfassung der Marktstruktur nach Verhaltensweisen ist die Kreuzpreiselastizität: Ist der — Triffinsche Koeffizient gleich Null, so liegt ein reines Monopol vor, ist er gleich unendlich, so besteht homogene atomistische Konkurrenz. Dazwischen liegen die verschiedenen Grade der heterogenen Konkurrenz. Oligopolistische Konkurrenz liegt vor, wenn der Triffinsche Koeffizient von Null verschieden ist.
Nach Fritz Machlup taucht das Wort Oligopol zum erstenmal in der “Utopia” (1518) von Thomas Morus auf. Nach der Definition von Machlup entspricht dem Oligopol die Marktstellung eines Verkäufers, der mit einigen wenigen Konkurrenten im Wettbewerb steht und entweder absprachegemäss oder ohne jedes Einvernehmen in seiner Verkaufspolitik auf etwaige Reaktionen dieser Konkurrenten Rücksicht nimmt.
Nach Edward H. Chamberlin liegt ein Oligopol vor, wenn die Zahl der Anbieter nicht ausreichend gross ist und demzufolge der einzelne Anbieter den gemeinsamen Marktpreis durch seine Angebotspolitik merklich beeinflussen könne. Bei Walter Eucken rechnet die Einzelwirtschaft im Falle eines Oligopols in ihren Wirtschaftsplänen mit den voraussichtlichen Reaktionen der Marktgegenseite und Wettbewerber: Ein Marktteilnehmer betrachtet die auf sein Verhalten hin erwarteten Reaktionen der Marktgegenseite und gleichzeitig die Reaktionen von Konkurrenten als Planungsproblem. Ein Teiloligopol liegt nach Eucken vor, wenn ein Marktteilnehmer sowohl mit der Reaktion der Marktgegenseite wie mit der von mehreren Konkurrenten rechnet; ferner nimmt er an, dass weitere Konkurrenten den Marktpreis als Datum hinnehmen. Je nach Marktzutritt oder Marktsperre ergibt sich ein offenes oder geschlossenes Oligopol. Je nachdem, ob die Produkte der Anbieter vollkommen homogen (identisch) oder etwas verschieden sind, wird nach Robert Triffin zwischen homogenem oder heterogenem Oligopol unterschieden.
Nach der Konjekturalhypothese Erich Schneiders hat der Oligopolist zwar vage, aber gewisse Vorstellungen über die wahrscheinlichen Reaktionsmöglichkeiten der Konkurrenten. Demgegenüber ist der Oligopolist nach der Spieltheorie auf alle möglichen Gegenzüge vorbereitet und wählt von allen zur Verfügung stehenden Strategien jene mit dem “günstigsten aller schlimmsten Ergebnisse”, Maximin-Kriterium.
Obwohl der sich dabei ergebende Gewinn der kleinste aller größten Gewinne ist, die er erzielen könnte, wenn er genau wüßte, wie der Gegner handeln wird, so ist er doch der höchste aller kleinsten Gewinne unter der Annahme, dass der Gegner die für ihn ungünstigste Gegenhandlung wählt (Machlup).
Das Verhalten im Oligopol ist zumeist wirtschaftsfriedlich. Fast alle Oligopoltypen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Konkurrenten einander nicht gegenseitig provozieren. Das hat seinen Grund darin, dass alle Marktteilnehmer damit rechnen, nach einer erwarteten Gegenreaktion schlechter zu stehen als vor der eigenen Aktion gestanden hat. Die Konkurrenz im Oligopol beschränkt sich daher zumeist auf den Qualitätswettbewerb, auf die Werbung, auf zusätzlichen Kundendienst, Zugaben und Gratisleistungen. An den Preisen, die in der Regel um so höher über dem Konkurrenzpreis liegen, je mehr Barrieren den - Marktzutritt verbauen, wird nach Möglichkeit wenig geändert. Ein friedliches Oligopol kann jedoch dann in Kampf umschlagen, wenn ein Marktteilnehmer glaubt, sich eine monopolähnliche Marktstellung verschaffen zu können. Der Preiskampf ist in der Regel eine Angelegenheit zwischen drei oder zwei Konkurrenten, von denen jeder mit der Kapitulation des Gegners rechnet. Typische Kampfziele sind zum Beispiel, den Gegner endgültig aus dem Felde zu schlagen, ihn zur friedlichen Zusammenarbeit oder zu - Kartellabsprachen zu zwingen, ihn zur Fusion zu bewegen.
Die klassische Preistheorie hat unterschiedliche - Preis-Absatz-Funktionen für die verschiedenen Marktformen entwickelt und geht von einem linearen Verlauf der Preis-Absatz-Funktion bei - monopolistischer Konkurrenz, von einem parallel zur Abszisse gehenden Verlauf bei vollständiger Konkurrenz und von einem dem im Monopol grundsätzlich ähnelnden Verlauf bei oligopolistischer Konkurrenz aus. Im Falle des Oligopols hängt der genaue Verlauf der Kurve auf vollkommenen Märkten von den Absatzmengen der Mitbewerber, auf unvollkommenen Märkten von den Absatzpreisen der Mitbewerber ab:
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