Kennzahlen
(engl. key data, financial ratios) Kennzahlen stellen Zahlen dar, die in aggregierter Form über relevante Sachverhalte und Entwicklungen informieren. Als ihre Wesensmerkmale sind demgemäß der Informationscharakter, die quantitative Form sowie die spezifische, verdichtete Art der Information anzusehen.
Für die Unternehmensführung lässt sich eine Vielzahl von Kennzahlen einsetzen. Deren Klassifizierung ist nach mehreren Kriterien möglich, unter anderem nach statistisch methodischen Gesichtspunkten (in absoluten Zahlen sowie Verhältniszahlen), der Dimension (in Wert , Mengen , Zeit und Qualitätsgrößen), der Aussagekraft (in Kennzahlen mit selbständigem und solchen mit unselbständigem Erkenntniswert) sowie dem Gegenstand (in Kennzahlen für unternehmensexterne oder unternehmensinterne Objekte verschiedener Art).
Kennzahlen können sowohl durch unternehmensexterne Personen und Institutionen wie Kreditgeber, Konkurrenzunternehmen, Lieferanten, Kunden und Anteilseigner als auch intern durch Mitarbeiter und Führungskräfte genutzt werden. Eine externe Analyse basiert zumeist auf den Daten des 4 Jahresabschlusses und bezieht sich primär auf Erfolg und Liquidität des Unternehmens (4 Bilanzanalyse). Unternehmensinterne Anwender von Kennzahlen können zwei Zielrichtungen mit diesen verfolgen: die Darstellung des Unternehmens nach außen, gegenüber Kreditgebern, Konkurrenzunternehmen, Lieferanten, Kunden, Anteilseignern etc. und/oder die 4 Führung des 4 Unternehmens. Bei Letzterem dienen Kennzahlen unter anderem der Informationsversorgung. So können mit ihrer Hilfe entscheidungsrelevante Größen erfasst werden, die als Nebenbedingungen die Handlungsmöglichkeiten begrenzen oder die Zielerreichung von Alternativen bedingen (Entscheidungsprämissen), Beurteilungen eines Sachverhalts oder einer Entwicklung vorgenommen werden (mit Hilfe von Gliederungszahlen, die Rückschlüsse auf die Bedeutung einer Größe zulassen, oder über einen Vergleich von Kennzahlen), Ursachen für Probleme aufgezeigt werden (über die Analyse der Zusammenhänge zwischen Kennzahlen) und Schlüsse auf die Ausprägung oder Entwicklung von Größen gezogen werden, die selbst nur schwer messbar oder prognostizierbar sind (mittels Indikatoren).
Ein zweiter unternehmensinterner Einsatzbereich von Kennzahlen ist die Zielvorgabe. Kennzahlen können einerseits als Zielgröße bei der Lösung einzelner Entscheidungsprobleme dienen, z. B. wenn der Ertrag oder die 4 Rentabilität eines Investitionsvorhabens (Investition) maximiert werden soll. Andererseits werden sie einzelnen Unternehmenseinheiten oder dem Unternehmen insgesamt vorgegeben, entweder in Form eines Anspruchsniveaus, das einzuhalten ist (z. B. Kostenbudget oder Mindestgewinn [ Gewinn]), oder als zu maximierende bzw. zu minimierende Größe. Die Kennzahlen bilden dann einen Beurteilungsmaßstab für die Leistung der jeweiligen Einheit, sie sollen unter anderem die Motivation der Entscheidungsträger und Mitarbeiter fördern.
Bei dem Einsatz von Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung kommt Vergleichen eine sehr hohe Bedeutung zu. Zu den möglichen Vergleichsformen zählen Zeitvergleiche, bei denen die Werte einer Größe für verschiedene Zeitpunkte oder äume miteinander verglichen werden, und Betriebsvergleiche sowie Benchmarking Projekte (Benchmarking) mit einer Gegenüberstellung der Ausprägungen einer Größe in verschiedenen Unternehmen (sbereichen). Zudem finden Vergleiche im Rahmen von Kontrollen statt, indem eine Plangröße in Form eines angestrebten oder eines prognostizierten Wertes mit einer Vergleichsgröße verglichen wird, wobei diese einen angestrebten, einen prognostizierten oder einen realisierten Wert darstellen kann. Bei gravierenden Abweichungen zwischen Plangröße und Vergleichsgröße erfolgt eine Abweichungsanalyse, bei der nach den Ursachen für die Abweichung geforscht wird.
Zu den monetären Kennzahlen, die typischer weise im Rahmen der Unternehmensführung genutzt werden, zählen die Eigenkapital , Gesamtkapital sowie .4 Umsatzrentabilität und der Return an Investment; bei ihnen wird jeweils eine Gewinngröße in das Verhältnis zu einer Kapitalgröße bzw. dem Umsatz gesetzt. Der Cash Flow stellt einen Indikator für die Innenfinanzierungskraft (. Innenfinanzierung) von Unternehmen dar; Liquiditätskennzahlen (Liquidität) informieren über deren Zahlungsfähigkeit. Mit wertorientierten Kennzahlen wie dem Discounted Cash Flow (Barwert zukünftiger Cash Flows) oder dem Economic Value Added (einem Residualeinkommen, das sich nach Abzug der Verzinsung sämtlicher Kapitalbestandteile ergibt) wird eine wertorientierte Steuerung von Unternehmen angestrebt.
Der Nutzen von Kennzahlen für die Unternehmensführung wird zum einen durch die Aussagekraft der Informationen bestimmt, die ihrerseits von deren Gegenstand und dessen Problembezug, der Genauigkeit und der Aktualität determiniert werden. Zum anderen ist er abhängig von der Verwertung der Informationen in Entscheidungsprozessen. Grenzen des Nutzens von Kennzahlen existieren hinsichtlich des Informationszweckes vor allem im Hinblick auf die Güte der Abbildung der Realität. Die Bildung und Auswertung von Kennzahlen lässt sich als spezifische Form einer Modellanalyse interpretieren, bei der vereinfachende Annahmen getroffen werden, die die Aussagekraft einschränken. Bezüglich der Zielvorgabe stellt sich die Frage, inwieweit durch Kennzahlen und Kennzahlensysteme eine zielgerechte Steuerung und Koordination erfolgt. So besteht die Gefahr von Manipulationen der Kennzahlenwerte und dysfunktionaler Wirkungen, z. B. wenn eine kurzfristige Kennzahl wie der Return an Investment die Entscheidungsträger dazu verleitet, für die Zukunft wichtige Investitionen zu unterlassen. Mit einer isolierten Betrachtung einzelner Kennzahlen lässt sich zudem häufig nur eine geringe Aussagekraft erzielen: Das damit gewonnene Bild ist wenig vollständig, Zusammenhänge und Ursachen können nicht aufgezeigt werden, und Beurteilungen, die aus der Kennzahl abgeleitet werden, können falsch sein, da sie relevante Einflussgrößen vernachlässigen. Diesem Problem soll durch die Bildung und Auswertung von Kennzahlensystemen begegnet werden.
Verhältniszahlen, die Aussagen zu verschiedenen betriebswirtschaftlichen Sachverhalten ermöglichen (insbesondere Kennzahlen zur Ertragskraft, Wirtschaftlichkeit und Produktivität der Unternehmung bzw. einzelner Bereiche sowie zur Vermögens- und Kapitalsituation). Vor allem bei zwischenbetrieblichen Vergleichen und im Zeitvergleich sind Kennzahlen aussagefähiger als absolute Zahlen. Für die Wertpapieranalyse, zur Kennzeichnung der für Anlageentscheidungen wichtigen Entwicklungen der Konjunktur, einzelner Branchen und Unternehmen spielen sie eine große Rolle.
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