Koordination
Durch die Arbeitsteilung, die zu Spezialisierung und zur Bildung von - Abteilungen führt, müssen die Leistungen des einzelnen sinnvoll und wirtschaftlich aufeinander abgestimmt, zusammengefaßt und auf die Ziele der Unternehmung ausgerichtet werden. Alle hierfür notwendigen Maßnahmen nennt man Koordination. Sie wird entweder von leitenden Stellen (Instanzen) ausgeübt oder durch Selbstabstimmung in den Teileinheiten der Unternehmung vorgenommen. Koordination kann durch Planung (z.B. Budget) und durch Programme, d.h. Verfahrensrichtlinien (z.B. im Organisationshandbuch des Unternehmens festgelegt) erfolgen.
Die Abstimmung einer Menge von Teilaktivitäten mit dem Ziel, ein vereinbartes Ergebnis zu erzielen. Die Zusammenfassung der Teilaktivitäten einer - Aufgabe resultiert in einem Ganzen, das durch die Zielvorgabe der Aufgabe bestimmt ist.
Die Koordination ist eine der schwierigsten Management-Aufgaben, es erfordert ein ausgeprägtes Systemdenken und die Fähigkeit, mehrere Aufgaben im Gesamtzusammenhang zu beurteilen und zu beeinflussen. Man unterscheidet meist:
· Sachliche Koordination: In diesem Fall werden arbeitsteilig verrichtete Aufgaben so beeinflußt, dass die Summe der Teilerfolge (Teiloptima) ein Gesamtoptimum der übergeordneten Aufgaben erreicht.
· Organisatorische Koordination: Sie bezieht sich auf die Zusammenfassung von Organisationseinheiten (Stellen, Instanzen, Funktionen) mit dem Ziel, gemeinsame Verantwortungen und Tätigkeiten im Hinblick auf ein gemeinsames Gesamtziel zu definieren.
· Personelle Koordination: Sie ist durch die Bildung von - Arbeitsgruppen gekennzeichnet, deren Mitglieder aus verschiedenen Aufgabengebieten stammen, die jedoch eine gemeinsame Aufgabe zu bewältigen haben. Sie läuft auf eine Teamorganisation hinaus und findet sich sehr oft bei Projekten, die außerhalb der Routine-Aufgabe stehen.
· Informationelle Koordination bedeutet die Sammlung, Selektion, Bewertung und Aufbereitung einer Vielzahl von Einzelinformationen zu aussagefähigen und repräsentativen Kennzahlen.
· Zeitliche Koordination: Die Beeinflussung von Zeitspannen und Terminen vieler Einzeltätigkeiten im Hinblick auf einen fixierten (geplanten) Endtermin der Gesamtaufgabe.
Je nachdem, ob sich der Manager bei der Erfüllung seiner Koordinationsaufgaben mehr auf formale, bürokratische oder eher auf personale, verhaltenswissenschaftliche Koordinationsinstrumente verläßt, unterscheidet Wolfgang H. Staehle zwischen verfahrensorientierter und verhaltensorientierter Koordination.
Zur verfahrensorientierten Koordination wiederum zählt er Programmierung: Die Formulierung genereller Handlungsvorschriften in Form von Entscheidungsregeln und -programmen, die sich vorrangig bei einfachen, immer wiederkehrenden Aufgabenstellungen anbietet. Ihre Anwendung setzt eine Standardisierung, Formalisierung und Typisierung von Entscheidungs- und Koordinationsproblemen voraus, so dass Handlungsanweisungen nach dem Wenn-Dann-Schema (Konditionalprogramme) möglich werden (z.B. Vorgabe eines Kontenrahmens zur Integration dezentraler Buchführungen).
Unter einem - Programm versteht man dabei eine detaillierte Vorschrift, die die Reihenfolge der Schritte festlegt, mit denen ein System auf eine komplexe Aufgabe zu reagieren hat. Mit System sind Menschen und Maschinen gemeint; der Organisator programmiert nicht nur die Arbeitsweise von Maschinen, sondern auch die Verhaltensweise von Menschen. Programme geben detailliert in chronologischen Schritten an, in welcher Weise und Reihenfolge bestimmte Handlungen erfolgen sollen. Sie legen also zusammen mit anderen Richtlinien den Aufgabenbereich einer Stelle fest, - Stellenbeschreibung.
Nach dem Ausmass des Handlungsspielraums, den eine generelle Vorschrift noch offenläßt, werden neben Programmen Grundsätze und Richtlinien sowie Handlungsanweisungen unterschieden.
· - Planung: Während Programmierung darauf angelegt ist, personales und organisatorisches
Verhalten auf längere Zeit festzulegen, sind Pläne als Koordinationsmechanismen flexibler, da sie nur für einen bestimmten Zeitraum gelten und mehr Richtliniencharakter haben.
Gegenstände der Koordination innerhalb der Planung sind der Planungsinhalt (einschließlich der Ziele) und das plankonforme Handeln. Während die “Planung der Pläne” hohen Kommunikationsaufwand zwischen Planentwerfern, Planträgern und Planausführenden erfordert, ist die Koordination arbeitsteiliger Stellen durch die Pläne selbst gewährleistet, d.h. ohne personale Interventionen möglich.
Unter dem Rubrum verhaltensorientierte Koordination faßt Staehle Motivation und Führung zusammen.
Zur Koordination der Entscheidungen dezentraler Abteilungen (auf das Gewinnziel hin) wird neben Plänen auch die Vorgabe von Verrechnungspreisen vorgeschlagen (pretiale Lenkung). Heute werden drei Arten der Abstimmung durch Verrechnungspreise unterschieden:
· Inputorientierte (kostenorientierte) Abstimmung: Diese Form der Koordination sieht eine Bewertung der innerbetrieblichen Leistungen mit den entstandenen Kosten (Voll- bzw. Grenzkosten) vor. Sie bietet sich an, wenn diese Leistungen unterstützende Funktion für andere Leistungserstellungen haben.
· Outputorientierte (marktpreisorientierte) Abstimmung: Hier wird die leistungerstellende Abteilung selbst als Kostenträger betrachtet, für deren Dienstleistungen vergleichbare Marktpreise existieren (z.B. Werbeabteilung, interne Revision, Rechenzentrum).
· Knappheitsorientierte (gewinnorientierte) Abstimmung: Diese Art der Abstimmung bietet sich dann an, wenn geprüft werden soll, ob unter der Prämisse knapper Mittel die Leistung oder Teile davon überhaupt notwendig sind, ob sie die angefallenen Kosten rechtfertigt und/oder ob nicht kostengünstigere externe Leistungen angefordert werden können. In Zeiten der Rezession sind gerade zu diesem Problembereich neue Bewertungsverfahren, wie Gemeinkosten-Wertanalyse, Zero Base Budgeting und Administrative Wertanalyse entwickelt worden.
In vertikaler Hinsicht gilt es bei hierarchisch strukturierten Organisationen, die einzelnen Managementebenen koordinativ zu verbinden. Zur vertikalen Abstimmung von Plänen werden folgende drei Verfahren diskutiert:
Top-Down (retrograde) Planung: Hier verläuft der Planungsprozess von oben nach unten, d.h. aus den strategischen Absichten der Unternehmungsleitung werden Ziele sukzessive in konkrete Maßnahmen für die untergeordneten Managementebenen; abgeleitet. Dem Vorteil eines einheitlichen, in sich widerspruchsfreien Planungswerkes mit hohem Konkretisierungsgrad (Planung aus einem Guß) stehen schwerwiegende Nachteile gegenüber. So führt die fehlende Beteiligung nachgeordneter Stellen an der Planung zu Informationszurückhaltung, unrealistischen Planvorgaben und Demotivation der Verplanten.
· Bottom-Up (progressive) Planung: Hier verläuft der Planungsprozess von unten nach oben, d.h. die Planerstellung beginnt auf der untersten Planungsebene und verdichtet sich nach oben zu letzten strategischen Zielen. Zweifellos wird hierdurch eine hohe Identifikation der am Planungsprozess Beteiligten mit den dann auch als realistisch erachteten Plänen zu erzielen sein; allerdings verleitet diese Vorgehensweise zur Formulierung konservativer Pläne (Extrapolation von Vergangenheitswerten) und vernachlässigt das Problem der Divergenzen und Konflikte zwischen Teilplänen auf den einzelnen Planungsebenen als Folge fehlender Rahmenrichtlinien.
· Down-Up Planung (Gegenstromverfahren): Hierbei handelt es sich um eine Synthese beider Verfahren, wobei die einzelnen Schritte des Top-Down-Vorlaufs und des Bottom-Up Rücklaufs von einem Planungsstab koordiniert werden. Bei der Planaufstellung (vor allem Zielplanung) hat sich in der Praxis überwiegend das iterative Gegenstromverfahren durchgesetzt, d.h.
Ziele und Pläne werden nicht von oben nach unten entwickelt oder umgekehrt, sondern in mindestens einem Vor- und Rücklauf durch die Hierarchie werden, ausgehend von globalen Rahmenplänen, durch schrittweise Präzisierung und Modifikation die endgültigen Soll-Vorgaben entwickelt.
In zeitlicher Hinsicht muss eine Koordination von Plänen unterschiedlicher Fristigkeit erfolgen, d.h.
die Integration kurz-, mittel- und langfristiger Planung, z.B. in einem System der rollenden Planung mit laufender Aktualisierung der Planwerte. Eine solche Koordination von Plänen kann erfolgen durch
· Reihung: Aneinanderfügen von isolierten zeitlichen Stufen
· Staffelung: Zeitliche Überlappung der Stufen
· Schachtelung: Integration der Stufen in einen Langfristplan
Neben der Verkettung besteht auch die Möglichkeit einer systematischen Fortschreibung bzw. Konkretisierung eines an sich starren Jahresplans durch eine monatliche Aktualisierung der Planvorgaben für die jeweils nächsten 12 Monate (rollende oder gleitende Planung). Pläne und vor allem präzise Sollvorgaben werden erst dann handlungsrelevant, wenn sie von der Organisationsspitze autorisiert und von den Handelnden als solche akzeptiert worden sind.
Management durch Koordination
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|