Bewertung der Umwelt, monetäre
1.1. Zweck und Aufgaben einer monetären Bewertung der Umwelt
Wie aus zahlreichen Befragungen hervorgeht und nicht zuletzt an dem erheblichen Umfang von Umweltschutzmaßnahmen erkennbar ist, haben Umweltzustände bzw. die aus ihnen resultierenden Umweltleistungen für die Wohlfahrt sowohl einzelner Menschen, wie auch der ganzer Gesellschaften große Bedeutung. Erhalt oder Herstellung bestimmter Qualitäten der verschiedenen Umweltbereiche sind im Zielsystem der Gesellschaft (Art. 20a Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland), vieler Unternehmen (insbesondere der nach ISO 14000 ff. zertifizierten) und vieler einzelner Personen verankert. Umweltschutzziele stellen allerdings nur eine Gruppe von gesellschaftlichen und individuellen Zielen unter einer ganzen Anzahl anderer Ziele dar und konkurrieren zumindest teilweise mit diesen und auch untereinander. Dies wird insbesondere daran deutlich, daß Umweltschutz mit Aufwand verbunden ist und Kosten verursacht; dadurch werden knappe finanzielle Mittel gebunden, die zum Erreichen anderer Ziele dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Deshalb müssen Entscheidungen getroffen werden (und werden auch in täglicher Praxis getroffen), in welche der verschiedenen Verwendungsarten wie viele der knappen Mittel fließen sollen. Jede solche Entscheidung enthält, wenn sie ohne Zwang gefällt wurde, zumindest implizit die Wertung, daß die Verwendungsart, in die die Mittel geflossen sind, als wertvoller angesehen wird als alle Verwendungsarten, in die die Mittel nicht (zusätzlich) geflossen sind. Häufig ist den Entscheidungsträgern diese Bewertung aber gar nicht bewußt. Ein zielkonformes Verhalten bzw. Agieren wird daher erheblich erleichtert, wenn nicht sogar erst möglich, wenn es gelingt, alternative Umweltzustände bzw. Maßnahmen zu deren Erreichen (und damit Umweltleistungen) hinsichtlich ihres Zielbeitrags untereinander und mit anderen Leistungen auf transparente und nachvollziehbare Weise vergleichbar zu machen, d. h. entsprechend ihrem Nutzen zu bewerten. Die gebräuchlichste Dimension, in der Leistungen unterschiedlichster Art einheitlich gemessen werden, ist Geld. Insofern ist es naheliegend, auch den Wert der Umwelt(leistungen) in Geld zu messen, d. h. monetär zu bewerten.
Generell spricht hierfür auch noch Folgendes: In einer Welt knapper Güter dient typischerweise als Hilfe bei einer Entscheidung, ob eine bestimmte Maßnahme (z. Bewertung der Umwelt, monetäre eine Umweltschutzmaßnahme, mit der eine bestimmte Qualität eines Umweltbereichs erhalten oder hergestellt werden soll) durchgeführt werden sollte oder nicht, ein Vergleich von Kosten und Nutzen (NutzenKosten-Analyse), die mit dieser Maßnahme verbunden sind. Je günstiger dieses Verhältnis ist, d. h. je niedriger die Kosten und je höher der Nutzen aus der Maßnahme sind, um so vorteilhafter ist sie einzuschätzen. Da Kosten grundsätzlich in Geldeinheiten gemessen werden, können solche NutzenKosten-Vergleiche aber nur durchgeführt werden, wenn auch der Nutzen oder doch zumindest die wichtigsten Nutzenaspekte aus einer Maßnahme in Geldeinheiten ausgedrückt werden können. Dabei besteht allerdings eine generelle Asymmetrie: Während die Kosten diskutierter Umweltschutzmaßnahmen meist recht genau in Geldeinheiten beziffert werden können und das Fehlen der Geldbeträge für andere Verwendungen sehr gut verständlich gemacht werden kann, ist der Nutzen einer solchen Maßnahme sehr viel schwerer kalkulierbar und vermittelbar: Er fällt meist zeitlich verzögert und räumlich verstreut an und zwar zunächst durch Veränderungen von unterschiedlichen physikalischen, chemischen oder biologischen Parametern, die sich (auch durch die Infinitesimalität einzelner Maßnahmen) vielfach der unmittelbaren, individuellen sinnlichen Wahrnehmung entziehen; noch dazu sind die positiven Wirkungen der jeweiligen Maßnahme unsicher. Eine gründliche Erhebung der Nutzenbeiträge und eine Abschätzung ihres monetären Wertes erleichtert damit erheblich die Rechtfertigung von Umweltschutzmaßnahmen.
Die umweltökonomische Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten intensiv mit theoretisch-konzeptionellen und empirisch-praktischen Aspekten der monetären Bewertung der Umwelt auseinandergesetzt. Die hierbei entwickelten Verfahren der monetären Bewertung und die spezifischen, mit ihnen verbundenen Probleme werden im 2. Abschnitt vorgestellt. Auf die generellen, mit allen Verfahren verbundenen Probleme wird im 3. Abschnitt eingegangen.
Als wichtigste Aufgaben der monetären Bewertung von Umweltbereichen bzw. Umweltleistungen sind im einzelnen zu nennen:
a) Die monetäre Bewertung von Umweltschäden einerseits und Umweltschutzmaßnahmen andererseits dient als Entscheidungshilfe für die -Umweltpolitik vor allem in dreierlei Weise: Zunächst trägt sie durch die Ermöglichung von Nutzen-KostenVergleichen zur Klärung der Frage bei, ob sich bestimmte geplante Umweltschutzmaßnahmen gesamtwirtschaftlich überhaupt lohnen. Darüber hinaus erleichtert sie den Zielfindungsprozeß in der Umweltpolitik, weil sie es (zumindest konzeptionell, z. T. aber auch in der Praxis) erlaubt, optimale Umweltschutzniveaus bzw. optimale Umweltqualitäten zu identifizieren. Schließlich liefern Nutzen-Kosten-Vergleiche Anhaltspunkte dafür, an welcher Stelle (räumlich und medial) Umweltschutzmaßnahmen vorrangig vorgenommen werden sollten; die monetäre Bewertung der Umwelt(schutzmaßnahmen) ist damit für die Umweltpolitik eine Hilfe bei Prioritäten- und Schwerpunktsetzungen.
Die monetäre Bewertung von Umweltschutzmaßnahmen kann auch zur nachträglichen Beurteilung der Effizienz von realisierten Umweltschutzmaßnahmen herangezogen werden und dient damit der Umweltpolitik bei der Erfolgskontrolle.
Die Nutzung von Umweltbereichen durch ökonomische Aktivitäten (Produzieren und Konsumieren) führt in der Regel zu einer Verschlechterung der Qualität von Umweltbereichen in Form des Verbrauchs von natürlichen -Ressourcen, der Zunahme von Schadstoffkonzentrationen und der Zunahme von Risiken. Weder im traditionellen betriebswirtschaftlichen Rechnungswesen noch in der traditionellen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird dieser Verzehr an Naturkapital berücksichtigt. Umgekehrt geht aber z. Bewertung der Umwelt, monetäre der monetäre Wert privater und staatlicher Umweltschutzinvestitionen positiv in das Sozialprodukt ein, das also als um-so höher ausgewiesen wird, je mehr investive Umweltschutzausgaben zur Kompensation entsprechender Umweltschäden oder -belastungen getätigt wurden. Dies führt bekanntermaßen zu einer Schmälerung der Aussagefähigkeit des Sozialprodukts als gesamtwirtschaftliches Wohlstandsmaß; ähnliches gilt für die traditionellen betrieblichen Erfolgsgrößen. Die Erfassung des monetären Wertes des Umweltverzehrs bietet die Grundlage für die Entwicklung einer umweltökonomischen Gesamtrechnung und eines umweltorientierten betrieblichen Rechnungswesens (Öko-Bilanzierung, ökologisches Controlling) und zur Entwicklung geeigneterer volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Erfolgsmaße durch die Berücksichtigung des Umweltverzehrs als Aufwands- bzw. Kostenfaktor. Die Verwendung falscher, d. h. die wahren Präferenzen nicht widerspiegelnder Erfolgsfaktoren birgt die Gefahr, daß inadäquate Maßnahmen zur Zielerreichung ergriffen werden; daher kann durch die mit Hilfe der Monetarisierung von Umweltleistungen bewirkte Korrektur von Erfolgsgrößen auch zur Verbesserung der Steuerungsund Lenkungsfunktion gesamtwirtschaftlicher oder einzelwirtschaftlicher Maßnahmen beigetragen werden.
d) Die meisten Umweltleistungen haben Kollektivguteigenschaft: Von ihrer Inanspruchnahme kann ohne weiteres niemand ausgeschlossen werden, und die Inanspruchnahme ist (jedenfalls ursprünglich) kostenlos. Durch bestimmte individuelle Nutzungen, z. Bewertung der Umwelt, monetäre das Emittieren von Schadstoffen, erfahren die Umweltbereiche aber eine Qualitätsminderung bzw. Schädigung, von der viele andere Nutzer (und nicht nur der Emittierende) betroffen sind: Die individuelle Emission bewirkt negative externe Effekte auf andere Nutzer; ihnen entstehen Nutzenverluste (z. Bewertung der Umwelt, monetäre durch Materialschäden, gesundheitliche Beeinträchtigungen, Belästigungen usw.), für die sie keine Kompensation erhalten. Sie stellen sogenannte soziale Kosten dar, weil sie gewissermaßen der Allgemeinheit anfallen, aber von einzelnen verursacht werden. Es ist ein Ziel der Umweltpolitik, diese sozialen Kosten den eigentlichen Verursachern anzulasten. Damit werden Entscheidungsträger gezwungen, bei der Planung ihrer ökonomischen Aktivitäten die daraus hervorgehenden externen Effekte als individuelle Kostenfaktoren zu berücksichtigen. Dies verhindert umweltbezogene Wettbewerbsverzerrungen, entspricht aber nicht zuletzt auch elementaren Gerechtigkeitsvorstellungen. Die Internalisierung externer Effekte mit entsprechender Kostenbelastung des Verursachers, wie sie insbesondere von umweltbezogenen Abgaben, -Zertifikaten und dem Umwelt-Haftungsrecht vorgenommen wird, erfordert aber zwingend (explizit oder implizit) die monetäre Bewertung der hervorgerufenen Nutzenverluste.
Die monetäre Bewertung von Umweltleistungen erlaubt eine stärker objektivierte Bemessung von Haftungsansprüchen bei Umweltschädigungen oder -belastungen.
Mit monetären Bewertungen von Umweltleistungen kann auch eine Basis für die Honorierung bzw. Vermarktung von zunächst nicht vermarkteten Umweltleistungen geschaffen werden, wie dies insbesondere für den Bereich Wald versucht wurde.
Die Darstellung des Umfangs des Wertes von Umweltschutz einerseits und von Umweltschäden andererseits in anschaulich faßbaren Geldeinheiten kann einen Beitrag zur Verbesserung der Bewußtseinsbildung in der Bevölkerung und zur Versachlichung der Diskussion um umweltpolitische Maßnahmen und Prioritäten leisten.
1.2. Wertbegründung und Wertkategorien von Umweltbereichen
Bei der Frage, welcher Wert der Umwelt bzw. einzelnen Teilbereichen der Umwelt und damit auch Umweltschutzmaßnahmen einerseits und Umweltschäden andererseits zugeordnet werden soll, ist es zunächst sinnvoll, zwischen zwei grundlegend verschiedenen ethischen Positionen (ökologische Ethik) zu unterscheiden:
I. Gesamtnaturbezogene, absolute Sichtweise
Umweltbereiche, einschließlich Lebewesen und Lebensgemeinschaften, aber u. U. sogar die unbelebte Natur oder Teile von ihr haben einen „Wert an sich“, der sich schon allein aus ihrer Existenz ergibt und sich nicht (nur) an ihrer Funktionstüchtigkeit und ihrem Nutzen für den Menschen bemißt. Da die Existenz wertbegründend ist, können im Grunde die Werte einzelner Umweltbestandteile nicht gegeneinander als mehr oder weniger wertvoll abgewogen, also nicht miteinander verglichen werden.
Es versteht sich von selber, daß sich unter dieser gewissermaßen fundamentalistischen Sichtweise der Umwelt kein quantifizierbarer oder gar in monetären Einheiten ausdrückbarer Wert zuordnen läßt. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß das unter dieser Sichtweise angestrebte Schutzniveau außerordentlich hoch ist, weil die schiere Zahl der Schutzgüter und der jeweilige Schutzanspruch sehr hoch, ja praktisch unbegrenzt ist. Umwelteingriffe müssen weitestgehend abgelehnt werden aus Anerkennung des so postulierten „absoluten“ Wertes der Umwelt. Sehr deutlich vertritt diese Position z. Bewertung der Umwelt, monetäre A. Schweitzer mit seinem Gebot der Ehrfurcht vor dem Leben. Ähnliche Ansätze finden sich aber auch in den Verfassungen aller kultivierten Nationen, die jedenfalls jedem einzelnen Menschen dadurch einen Wert an sich zuerkennen, daß sie ihm bestimmte (Menschen-) Rechte garantieren, unabhängig von seiner Funktionstüchtigkeit für die Gesellschaft bzw. für andere.
2. Anthropozentrische, funktionale Sichtweise
Der Wert der Umwelt bzw. jedes ihrer Kompartimente ergibt sich aus dem Nutzen- bzw. Leistungsstrom (i. w. S.), den sie an den Menschen abgibt. Gemäß dieser ökonomisch-orientierten Sichtweise läßt sich die Umwelt als ein Kapitalgut („Naturkapital“) auffassen. Als solches ist es essentiell, d. h. ohne einen gewissen Mindestbestand ist menschliches Leben und damit auch ökonomisches Agieren, d. h. Produzieren und Konsumieren, nicht möglich. Ähnlich wie das künstlich geschaffene Realkapital erfährt es durch die Nutzungsaktivitäten einen gewissen Verschleiß. Dieser Verschleiß kann zumindest partiell (z. Bewertung der Umwelt, monetäre bei regenerativen Umweltressourcen) durch vom Menschen vorgenommene Maßnahmen kompensiert werden.
Aus anthropozentrischer, funktionaler Sicht stellt also der (Eigen-)Nutzen aus diesen Maßnahmen die wesentliche Motivation für umwelterhaltende bzw. -verbessernde Maßnahmen Umweltschutz dar. Dieser fällt zunächst für jeden Nutzer als individueller Nutzen an. Die übliche - auch im Rahmen der Wohlfahrtstheorie postulierte - Auffassung vom gesellschaftlichen Wert der Umwelt ist, daß er sich als Summe der individuellen Nutzen ergibt.
Im Folgenden wird ausschließlich die anthropozentrische Sichtweise zugrundegelegt, weil nur sie Grundlage einer quantifizierbaren, insbesondere einer monetären Bewertung der Umwelt sein kann. Zu den mit dieser Position implizierten Werturteilen s. 3. Abschnitt.
Die vielfältigen, wertbegründenden Leistungen der Umwelt lassen sich grob in vier verschiedene Gruppen einteilen:
Ressourcenleistungen:
Die Umwelt ist Quelle für alle Energieträger und anorganische und organische Stoffe, die für die biologischen Stoffwechsel (insbesondere Atmung, Wasserhaushalt, Ernährung) und die künstlichen Stoffwechsel (Herstellung, Nutzung, Verwertung, Entsorgung von Produkten) nötig sind.
Senkenleistungen:
Die verschiedenen Umweltkompartimente sind Aufnahmemedium für alle Arten ungewünschter oder unbrauchbarer Energien, Stoffe und Produkte.
Regulationsleistungen:
Die Umwelt trägt zur Erhaltung und Wiederherstellung von Gleichgewichten und zur Stabilität im Naturhaushalt bei; damit erst werden alle übrigen Leistungen der Umwelt in gewissen Grenzen kalkulierbar und einer planvollen Nutzung durch den Menschen zugänglich.
Leistungen als Lieferant von -Informationen, Wissen und ästhetischen Signalen:
Umweltbereiche sind Quellen von Informationen und Erkenntnisgrundlagen; die von ihnen ausgehenden optischen, akustischen und geruchsmäßigen Signale stiften vielfache Wohlfahrtseffekte; sie sind z. Bewertung der Umwelt, monetäre Basis der Touristikbranche, eines bereits jetzt weltweit enorm wichtigen Wirtschaftszweiges mit weiter wachsender Bedeutung.
Durch Inanspruchnahme dieser Leistungen entsteht für die individuellen Nutzer und damit für die Gesellschaft insgesamt ein Wert der Umwelt, der als Gebrauchswert der Umwelt bezeichnet wird. Aus empirischen Befunden läßt sich darüber hinaus belegen, daß Menschen bestimmten Umweltbereichen unter gewissen Umständen auch dann einen positiven Wert beimessen, wenn sie sie nicht selber nutzen; in diesem Fall spricht man von einem Nichtgebrauchswert der Umwelt.
Dieser kann z. Bewertung der Umwelt, monetäre dadurch begründet sein, daß ein Individuum den Umweltbereich zwar gegenwärtig nicht nutzt, aber prinzipiell die Möglichkeit haben möchte, ihn irgendwann zukünftig zu nutzen (Optionswert);
aus Vorsichtsgründen an der Erhaltung des Umweltbereichs interessiert ist um zu verhindern, daß der Menschheit eine Ressource unwiederbringlich verloren geht (Quasioptionswert);
die Möglichkeit offen gehalten werden soll, daß zukünftige Menschen (z. Bewertung der Umwelt, monetäre die eigenen Kinder oder insgesamt spätere Generationen) den Umweltbereich nutzen können (Vermächtniswert);
die reine Existenz eines Umweltbereichs - unabhängig von einer optionalen persönlichen Nutzung - für das Individuum etwas Wertvolles, Erhaltenswertes darstellt (Existenzwert).
Insbesondere die Quantifizierung des Nicht-gebrauchswertes der Umwelt wirft erhebliche (konzeptionelle und praktische) Probleme auf. Dies liegt vor allem daran, daß es - anders als beim Gebrauchswert - kaum objektiv feststellbare, nämlich aus beobachtbarem, individuellem Verhalten ableitbare Kenngrößen gibt, die direkt oder indirekt auf die Höhe dieses Wertes schließen lassen. So läßt sich z. Bewertung der Umwelt, monetäre auf die Höhe des Gebrauchswertes eines Waldes in seiner Funktion als Erholungsraum aus der Besucherfrequenz und dem Besuchsaufwand schließen; ein ähnlich aussagekräftiger Indikator für den Optionswert dieses Waldes existiert jedoch nicht.
Anders als beim Realkapital, dem künstlich, d. h. durch menschliche Produktionstätigkeit geschaffenen Kapital, läßt sich die absolute Höhe des Wertes der Umwelt (als dem Naturkapitalstock) auch bei rein anthropozentrischer Sichtweise nicht adäquat (monetär) beziffern. Dies ist nicht einmal für größere Umweltkompartimente möglich (Beispiel: Wert des Waldes), weil sie komplexe Leistungsströme abgeben, die weder in ihren vielfältigen Arten (Qualitäten), noch in deren jeweiligen Umfängen (Quantitäten) hinlänglich bekannt sind. Zudem dürfte die Abgrenzung dessen, was zum Naturkapital zu zählen ist und was nicht, außerordentlich umstritten sein. Ähnlich wie beim Realkapital ist es aber auch weniger wichtig, die Höhe des (monetären) (Gesamt-)Wertes der Umwelt oder ihrer Kompartimente als vielmehr die Veränderung dieser Höhe jeweils zu ermitteln, wie sie etwa durch unterschiedlichste Nutzungen innerhalb eines Zeitraums der Vergangenheit eingetreten ist oder in der Zukunft eintreten bzw. erwartet wird. Zwar sind auch hierbei die auftretenden Probleme (s. u.) nicht geringfügig; da die im Verlauf eines überschaubaren Zeitabschnitts auftretenden Veränderungen in Umweltbereichen aber Folgen begrenzter und prinzipiell eher überschaubarer Eingriffe sind, sind sie in Art und Umfang leichter abschätzbar und (monetär) bewertbar. Typischerweise geht es daher in der volks- und betriebswirtschaftlichen Theorie und Praxis stets generell nur um die (monetäre) Bewertung von Umweltveränderungen, wie sie durch Nutzungen von Umweltbereichen (Wertverschlechterungen, Umweltschäden) oder Umweltschutzmaßnahmen (Wertverbesserungen) hervorgerufen werden.
2. Verfahren zur monetären Bewertung von Umweltveränderungen
Im wesentlichen lassen sich die Verfahren in direkte und indirekte einteilen. Zu allen der nachfolgend in ihrem jeweiligen Grundansatz beschriebenen, gebräuchlichsten Bewertungsverfahren existieren Spezifizierungen und Verfeinerungen, die in der weiterführenden Literatur dargestellt werden. Welches Verfahren am geeignetsten ist, hängt von der Art des zu ermittelnden Nutzeneffekts, vom betroffenen Umweltbereich, von den für die Untersuchung verfügbaren finanziellen Mitteln und den benötigten Informationen ab.
2.1. Direkte Verfahren
Die direkten Verfahren versuchen, den monetären Wert einer Umweltveränderung durch Befragung von Zahlungsbereitschaften oder Entschädigungsforderungen bei den von dieser Umweltveränderung Betroffenen zu ermitteln. Dies kann auf zweierlei Weise geschehen:
Ermittlung der willingness to pay (WTP):
Es wird nach demjenigen Geldbetrag gefragt, den ein Betroffener für eine geplante Umweltverbesserung bzw. zur Verhinderung einer bestimmten Umweltverschlechterung zu zahlen bereit ist.
Ermittlung der willingness to sell (WTS):
Es wird nach demjenigen Geldbetrag gefragt, den ein Betroffener dafür fordert, daß er auf eine bestimmte Umweltverbesserung verzichtet bzw. eine bestimmte Umweltverschlechterung hinzunehmen bereit ist.
Die so ermittelten individuellen WTP bzw. WTS werden durch Summation über alle Betroffenen zum gesamtgesellschaftlichen monetären Wert der Umweltveränderung aggregiert. Beide Ansätze lassen sich mikroökonomisch mit dem Hicksschen Konzept der äquivalenten bzw. kompensierenden Einkommensvariation fundieren.
Wegen der Ähnlichkeit von erfragten Zahlungsbereitschaften mit Marktpreisen, die als realisierte Zahlungsbereitschaften für die jeweils gekauften Güter angesehen werden können, wird die monetäre Bewertung von Umweltveränderungen mit Hilfe der WTP und WTS als marktnahe Bewertung (contingent valuation) bezeichnet. Zwischen erfragter Zahlungsbereitschaft und einem Marktpreis besteht allerdings ein wesentlicher Unterschied: Eine erfragte individuelle Zahlungsbereitschaft gibt den maximalen Geldbetrag an, den ein Befragter für eine Leistung zu zahlen bereit ist. Demgegenüber enthält ein Marktpreis als Gleichgewichtspreis keine Konsumentenrente, weil derjenige, der die Leistung zum Marktpreis erwirbt sogar meist bereit ist, mehr als den Marktpreis zu zahlen: Marktpreise stellen gewissermaßen nur marginale Zahlungsbereitschaften dar. Eine wesentliche Stärke des WTP- und WTS-Ansatzes ist deshalb auch darin zu sehen, daß die Befragten in freier Weise sämtliche Wertschätzungsaspekte (z. Bewertung der Umwelt, monetäre auch hinsichtlich des Options-, Vermächtnis- und Existenzwertes) der Umweltveränderungen in der WTP bzw. WTS ausdrücken können. Die indirekten Verfahren (s. 2.2.) leisten dieses nicht. Ferner ist es (ebenfalls im Unterschied zu den indirekten Verfahren) möglich, den monetären Wert nicht nur realisierter, sondern auch erwarteter bzw. befürchteter oder geplanter, also hypothetischer Umweltveränderungen zu ermitteln.
Die Ermittlung der WTP und WTS führt zu systematischen Bewertungsunterschieden: Bei der WTP wird implizit dem potentiellen Schädiger das Umwelteigentumsrecht zugesprochen, das sich der Befragte mit seiner Zahlung kaufen muß, um in den Genuß der Umweltverbesserung zu gelangen bzw. um die Umweltverschlechterung zu verhindern. Bei der WTS vertauschen sich diese Positionen. Bei der WTP muß der Befragte Einkommens- bzw. Vermögensverminderungenniveau einkalkulieren; das legt eher vorsichtige Angaben nahe. Bei der WTS kann der Befragte auf ein höheres Einkommens- bzw. Vermögensniveau reflektieren, so daß ein Anreiz zu eher hohen Angaben besteht. Im Ergebnis werden daher Bewertungen auf WTP-Basis erheblich niedriger ausfallen als auf WTS-Basis.
In jedem Fall müssen, um die Angabe ganz unrealistischer Werte zu verhindern, geeignete Befragungsdesigns (Vermittlung von Vorinformationen, Gestaltung von Befragungsinhalt, -ablauf, -umgebung, Frageformen usw.) gewählt werden. Trotzdem sind auch bei ausgeklügelter Befragungstechnik mit dem WTP- und WTS-Verfahren spezifische Probleme verbunden:
Abstraktionsproblem:
Den Befragten fällt es häufig schwer, ihre Wertschätzung für Umweltbereiche, die meist auch eine emotionale Basis hat, in Geldeinheiten auszudrükken. Das Wissen um das Hypothetische der Befragungssituation, in der die Befragten nicht wirklich mit entsprechenden monetären Konsequenzen aus ihren Angaben rechnen müssen, kann zu unrealistischen Angaben führen.
Sorgfaltsproblem:
Es ist auch fraglich, ob sich die Befragten hinreichend gründlich der Mühe unterziehen, ihre wahre monetäre Wertschätzung der Umwelt gegenüber zu ermitteln.
Trittbrettfahrerproblem:
Können oder müssen die Befragten aber tatsächlich mit Konsequenzen aus ihren Angaben rechnen, so haben sie Anreize, ihre Zahlungsbereitschaft für Kollektivgüter, wie Umweltleistungen bzw. -qualitäten, entsprechend der für sie damit verbundenen Folgen zu über- bzw. zu untertreiben, also aus strategischen Gründen falsch anzugeben.
Es herrscht weitgehender Konsens, daß der WTP- und (noch sehr viel stärker) der WTSAnsatz zu einer Überschätzung des Wertes von Umweltveränderungen führt.
Angewandt wurden diese Befragungsverfahren vor allem zur Schätzung des monetären Wertes von Veränderungen der Luft- und Gewässerqualität.
2.2. Indirekte Verfahren
Bei den indirekten Verfahren versucht man, aus der Beobachtung von Verhaltensänderungen von Personen und der dadurch ausgelösten Veränderungen bestimmter ökonomischer Größen als Folge von Umweltveränderungen auf ihre monetäre Bewertung dieser Umweltveränderungen zu schließen. Anhaltspunkte hierzu liefern Kosten- bzw. Ausgaben- und Preisveränderungen, also von Marktdaten, die sich für die Betroffenen durch deren Anpassung an eine Umweltveränderung ergeben. Der Vorteil dieser Verfahren besteht darin, daß sie auf der Basis bestehender Preise und tatsächlicher Transaktionen vorgenommen werden und damit unmittelbar eine monetäre Bewertung liefern. Ihr genereller Nachteil ist, daß sie ausschließlich gebrauchsnutzenorientiert sind, und damit wichtige Wertkategorien und die Konsumentenrente unberücksichtigt bleiben. Dadurch tendieren die indirekten Methoden generell zur Unterschätzung von monetären Umweltwerten. Folgende Bewertungsansätze haben sich für die Praxis als wichtig herauskristallisiert:
1) Ermittlung von Schadensvermeidungskosten
Hierbei wird aus den tatsächlichen Ausgaben, die Betroffene zur Vermeidung von negativen Umweltveränderungen (Schäden) oder zur Erzielung einer Umweltverbesserung getätigt haben, auf die Höhe ihrer monetären Wertschätzung geschlossen. Unterschieden werden können Kosten zur Reparatur bereits entstandener Schäden (Sanierungskosten) und Kosten zur Vermeidung von zukünftigen Schäden (Vorsorgekosten).
Vermeidungskosten fallen zum Schutz praktisch aller Umweltbereiche an, z. Bewertung der Umwelt, monetäre in Form von Abwasser- und Trinkwasseraufbereitungskosten, Abfallbehandlungskosten, für die Abgasreinigung und Bodensanierung, den Lärmschutz, Biotopschutz, zur Behandlung von Gesundheitsbeeinträchtigungen durch anthropogene Umweltbelastungen, zur Sanierung von luftverschmutzungsbedingten Materialschäden usw.
Die wichtigsten spezifischen Probleme und Unzulänglichkeiten bei diesem Ansatz sind:
Maßnahmen zur Schadensvermeidung reduzieren häufig nur die Schäden; verbleibende Restschäden oder - beeinträchtigungen werden über die Schadensvermeidungskosten nicht erfaßt.
Andererseits bringen Maßnahmen nicht immer nur Umweltqualitätsverbesserungen, sondern sie können auch andere Wohlfahrts- bzw. Nutzeneffekte bewirken, wie z. Bewertung der Umwelt, monetäre bei Investitionen in den integrierten Umweltschutz (integrative Umweltschutztechnologien); in diesen Fällen dürfte nur ein Teil der dafür entstandenen Kosten dem Wert der Umweltverbesserung zugerechnet werden; dessen Abgrenzung ist schwierig.
Es besteht weitgehender Konsens darin, daß der Umweltschutz vorwiegend der Abwehr unmittelbarer Gefahren dient und zu wenig (langfristig) vorsorgeorientiert ist (Myopsieproblem). Folge hiervon ist, daß ermittelte Vermeidungskosten im wesentlichen Sanierungskosten sind und insbesondere Options-, Existenz- und Vermächtniswerte nicht widerspiegeln.
In der Summe (und im Saldo) können Schadensvermeidungskosten nur als untere Schranke für die Wertschätzung gegenüber Umweltveränderungen angesehen werden.
2) Bewertung zu Marktpreisen
Natürliche Ressourcen wie Bodenschätze sind Leistungen der Umwelt, die auf Märkten zwischen Anbietern und Nachfragern gehandelt werden. Die dabei mit den gezahlten Marktpreisen bewerteten Umsätze sind ein Indikator für die Wertschätzung der genutzten Ressourcen.
Außer seiner Beschränkung auf die Bewertung von auf Märkten gehandelten, natürlichen Ressourcen, ergeben sich folgende Schwächen dieses Ansatzes: Die Marktpreise für nichtregenerative Ressourcen sind im wesentlichen abhängig von den momentanen Gewinnungskosten und spiegeln in der Regel nicht die Abnahme des Ressourcenbestandes, d. h. die zunehmende, absolute Verknappung und damit zukünftig eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten der Ressource wider.
Rohstoffmärkte sind nicht selten unvollkommen, so daß die dort zustande gekommenen Preise keine guten Maßstäbe für die wahre Wertschätzung der Käufer sind.
3) Messung von Marktpreisdivergenzen Umweltqualitätsveränderungen können sich widerspiegeln in Preisunterschieden, die (sofern sie eben wirklich umweltqualitätsbedingt sind) als Maßstab für die Umweltwertschätzung bzw. -wertschätzungsunterschiede dienen. Beispiele hierfür sind Preisunterschiede für Grundstücke und Gebäude, die (allein) auf Lärm- und Abgasbelastungen z. Bewertung der Umwelt, monetäre durch den vorbeiführenden Straßenverkehr zurückzuführen sind, oder für Produkte aus ökologischem Landbau, mit denen die Käufer insbesondere den umweltschützenden Landbau honorieren, oder generell für Produkte aus umweltschonender Produktion.
Im einfachsten Fall wird z. Bewertung der Umwelt, monetäre für Immobilien aus empirischen Querschnittsdaten mit Hilfe eines Regressionsansatzes ein typischerweise als nicht-linear spezifizierter, funktionaler Zusammenhang zwischen der Umweltqualität (Lärmbelastung, Schadstoffimmissionswerten) und baulichen und Lage-Charakteristika einerseits und dem Kaufpreis oder der Miethöhe der Immobilien andererseits geschätzt. Die partielle Ableitung dieser als hedonische Preisfunktion bezeichneten Funktion läßt sich dann als impliziter Preis für eine marginale Veränderung der Umweltqualität interpretieren.
Auch Verfeinerungen dieses Grundansatzes enthalten spezifische, schwer beseitigbare Probleme:
Der Ansatz enthält logische Inkonsistenzen und erfordert z. T. unrealistische Annahmen wie im Zusammenhang mit Immobilien z. Bewertung der Umwelt, monetäre unbegrenzte Mobilität, umfangreiche Wahlmöglichkeiten und Unkorreliertheit von Umweltqualitäts- und Gebäudemerkmalen.
4) Ermittlung von Produktionskostenunterschieden
Umweltqualitätsverbessernde Maßnahmen können auch dazu führen, daß die (Grenz-)Kosten für die Produktion bestimmter Güter sinken. Dies könnte etwa für die Fischereiwirtschaft durch den Gewässerschutz eintreten, der verbesserte Fangergebnisse bewirkt, oder für die Forstwirtschaft durch Luftreinhaltemaßnahmen, die geringere Wiederaufforstungen und andere waldpflegerische Maßnahmen erforderlich machen (bei konstanten Walderträgen). Sind die Marktverhältnisse so, daß die Preise für die verkaufte Produktion unverändert bleiben, so realisieren Produzenten durch die gesunkenen Kosten höhere Gewinne als ohne die Maßnahmen. Der zusätzliche Gewinn dürfte der maximale Betrag sein, den ein Produzent für die jeweilige Umweltqualitätsverbesserung zu zahlen bereit ist. Führen aber die gefallenen Produktionskosten (etwa durch starke Konkurrenz) zum Fallen des Marktpreises, so profitieren auch die Käufer der Produkte von der Umweltverbesserung, und die Produzenten realisieren nur eine geringere Gewinnerhöhung. Diese (allein genommen) unterschätzt dann den monetären Gesamtwert der Umweltverbesserung, der sich additiv aus der Gewinnerhöhung der Produzenten (Produzentenrente) und der (nicht beobachtbaren) Erhöhung der Konsumentenrente zusammensetzt.
5) Ermittlung von Reisekosten
Zur Bewertung von freizeit- und erholungsbezogenen Umweltveränderungen wird häufig der sogenannte Reisekostenansatz verwendet. Grundidee ist, die Veränderung des Freizeit- und Erholungswerts z. Bewertung der Umwelt, monetäre von Parks, Wäldern und Seen an der Veränderung des Aufwands insbesondere in Form von Reisekosten zu messen, den Besucher auf sich nehmen. Hierzu wird im Grundmodell zunächst mit einer Regressionsanalyse ein funktionaler Zusammenhang zwischen der Besuchshäufigkeit einzelner Besucher (aus einer bestimmten Entfernungszone) und ihren Reiseaufwendungen (Reisekosten und Reisezeit) sowie zusätzlichen sozioökonomischen Variablen (Einkommen, Bildungsstand usw.) ermittelt. Dieser wird dann dazu verwendet, aus einer (hypothetischen) Veränderungen der Reisekosten die jeweilige Veränderung der Besuchsraten der Besucher aus einer Entfernungszone zu schätzen. Durch Summation dieser Ergebnisse über alle Entfernungszonen läßt sich eine Gesamt-Nachfragekurve ableiten, die die Abhängigkeit der Gesamtzahl der Besuche des Umweltbereichs in Abhängigkeit von den damit verbundenen Reisekosten beschreibt. Schließlich ist (z. Bewertung der Umwelt, monetäre über Befragungen) zu ermitteln, wie diese Nachfragekurve sich als Folge einer Veränderung der Qualität des Umweltbereichs verschiebt bzw. verschieben wird. Die dadurch ausgelöste Differenz aus den Konsumentenrenten kann dann als monetäre Bewertung der Qualitätsänderung des Umweltbereichs interpretiert werden.
Spezifische Probleme beim Reisekostenansatz sind ein aufwendiger Datenerhebungsaufwand, die NichtBerücksich-tigung von Opportunitätskosten und von Nicht-Gebrauchswerten und einige der explizit und implizit unterstellten Annahmen, wie z. Bewertung der Umwelt, monetäre der Annahme, daß die Besuche nicht noch weiteren Zielen dienen.
3. Werturteilsfundament und generelle Probleme der monetären Bewertungsverfahren
Allen vorgestellten Verfahren ist gemeinsam, daß sie die monetäre Gesamtbewertung einer Umweltveränderung als Summe aus den individuellen Bewertungen (idealerweise) aller Betroffenen ermitteln. Die resultierende Gesamtbewertung ist also individualistisch fundiert und setzt den Konsumenten bzw. Käufer als Wesen voraus, das seine Wertschätzung selbständig und frei artikulieren kann (sogenannte Konsumentensouveränität). Die Gesamtbewertung wird also nicht einer speziellen Gruppe (wie z. Bewertung der Umwelt, monetäre einem Expertenteam) oder gar einer einzelnen Person übertragen.
Die Summe der individuellen Wertschätzungen als Basis der monetären Gesamtwertschätzung zu verwenden, setzt voraus, daß die individuellen Wertschätzungen als kardinal und interpersonell vergleichbar und auch jeweils als gleich wichtig betrachtet werden. Damit kommt es auch nicht auf die Verteilung der individuellen Wertschätzungen auf die Betroffenen, sondern eben nur auf deren Summe an. Dem liegt der Gedanke der Pareto-Effizienz zugrunde: Bei Realisierung eines Umweltzustandes, der die Summe der individuellen Wertschätzungen maximiert, können (jedenfalls rein theoretisch) durch geeignete Kompensationszahlungen alle Personen mindestens so viel individuelle Wertschätzung (bzw. Nutzen) erreichen, wie in jedem anderen Umweltzustand und mindestens eine Person sogar echt mehr. Bedenklich ist die Verwendung des Summenkriteriums insofern, als es in der Praxis nicht ohne weiteres sichergestellt ist, daß es bei seiner Anwendung zu den (möglichen) Kompensationszahlungen auch wirklich kommt, so daß diese rein hypothetisch bleiben.
Auf diesem Werturteilsfundament sind mit allen beschriebenen Bewertungsverfahren die folgenden generellen Probleme verbunden:
Informationsproblem:
Die individuelle Wertschätzung für Umweltleistungen hängt vom Informationsstand des Befragten ab: Fehlende Kenntnisse über Ursache-WirkungsZusammenhänge werden i. a. zu niedrigeren geäußerten oder realisierten Zahlungsbereitschaften führen, falsche Einschätzung können aber auch unberechtigte Ängste und damit übertriebene Zahlungsbereitschaften erzeugen. Hinzuzurechnen ist das Myopsieproblem: Es ist zu befürchten, daß Befragte die Bedeutung des Erhalts insbesondere der langfristigen Leistungsfähigkeit der Umwelt (für sich selbst und erst recht für spätere Generationen) unterschätzen (Aspekt der Nachhaltigkeit des Umweltschutzes) und ihre Zahlungsbereitschaft unter doch stark dominierenden kurzfristigen Aspekten angeben.
Äquivalenzproblem:
Direkt oder indirekt ermittelte, individuelle Zahlungsbereitschaft ist nicht unbedingt mit tatsächlichem, individuellem Wert oder Nutzen gleichzusetzen, weil sie von der Kaufkraft und damit vom individuellen Einkommen abhängt: Menschen am Existenzminimum werden kaum zu Zahlungen für Umweltverbesserungen bereit sein, können aber eine sehr klare Vorstellung vom Kaufkraft desto höher wird die Zahlungsbereitschaft sein.
Verteilungsproblem:
Mit der Abhängigkeit der individuellen Zahlungsbereitschaft vom individuellen Einkommen hängt der durch Summation der individuellen Werte ermittelte Gesamtwert einer Umweltveränderung insbesondere auch von der Einkommensverteilung ab.
Partialanalytisches Problem:
Die monetäre Bewertung von Umweltveränderungen wird aus praktischen Gründen in der Regel jeweils für einen bestimmten Teilbereich vorgenommen. Die dabei z. Bewertung der Umwelt, monetäre auf der Basis von Zahlungsbereitschaften ermittelten partiellen Werte für verschiedene Umweltbereiche können nicht zu einem aussagekräftigen Gesamtwert addiert werden, weil davon auszugehen ist, daß erstens bei einer simultanen Erhebung eine individuelle Zahlungsbereitschaft um so niedriger sein wird, je höher Zahlungsbereitschaften und damit verplante Ausgaben für die Verbesserung der Qualität in anderen Umweltbereichen sind, und zweitens Umweltschutzmaßnahmen häufig bereichsübergreifende Wirkung haben. Die Summe partial-analytisch ermittelter Nutzenwerte wird daher den eigentlich simultan zu erhebenden Gesamtnutzenwert deutlich überschätzen.
Die beschriebenen Probleme aller Verfahren machen deutlich, daß generell die Aussagekraft monetärer Bewertungen beschränkt ist. Ihre Bedeutung liegt darin, daß sie - mit der gebotenen Vorsicht erhoben und unter Verdeutlichung der berücksichtigten und unberücksichtigten Aspekte - zumindest eine grobe Abschätzung über den individuellen und gesellschaftlichen Wert von Umweltbereichen bzw. von realisierten oder zukünftigen Umwelt(qualitäts)veränderungen liefern, wobei in der Regel gesicherte Erkenntnisse darüber vorliegen, ob es sich eher um eine Unter- oder Überschätzung handelt. Der Umweltpolitik kann damit eine wichtige Orientierung gegeben werden. So haben nicht zuletzt die zahlreichen, vor allem seit Mitte der 80er Jahre durchgeführten, empirischen Erhebungen über den monetären Wert von Umweltbereichen - trotz der großen Bandbreiten der ermittelten Zahlen - den Blick von Gesellschaft und Politik auch auf die ökonomischen Bedeutung des Umweltschutzes geschärft und einer Verstärkung insbesondere des vorsorgenden Umweltschutzes den Weg geebnet.
Weiterführende Literatur:
Endres, A./ Jarre, J./ Klemmer, P./ Zimmermann, K.: Der Nutzen des Umweltschutzes. Synthese der Ergebnisse des Forschungsschwerpunktprogramms „Kosten der Umweltverschmutzung/Nutzen des Umweltschutzes“, Berichte des Umweltbundesamtes, 12/91, Berlin 1991; Freeman, A. M.: The Measurement of Environmental and Resource Values. Theory and Methods, Washington 1993; Kopp, R. J./ Smith, V. K. (eds.): Valuing Natural Assets. Resources for the Future, Washington 1993; Pethig; R.: Valuing the Environment. Methodological and Measurement Issues, Dordrecht 1994; Pflugner, W.: Nutzen-Analysen im Umweltschutz. Der ökonomische Wert von Wasser und Luft, Göttingen 1988.
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