Bankleistungs(erstellungs)faktoren
Auch: Produktions-, produktive, Einsatzfaktoren. Leistungserstellung der Bank ist grunds. ebenso eine Kombination von produktiven Faktoren wie die Leistungserstellung in anderen Dienstleistungs- und in Sachleistungsbetrieben. Die produktiven Faktoren, ohne die eine betriebliche Leistungserstellung nicht möglich ist, werden in der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre in elementare Faktoren (objektbezogene menschliche Arbeit, Arbeits- und Betriebsmittel, Werkstoffe) und dispositive Faktoren (Betriebs- und Geschäftsleitung) gruppiert. Trotz gewisser Erweiterungen dieser Systematik, die sich teilw. - wie z. Bankleistungs(erstellungs)faktoren um den Faktor Information - problemlos auf die Bank übertragen lassen, erweist sich diese Betrachtungsweise für Banken als nicht operational: 1. da in Banken finanzielle Dienstleistungen als immaterielle Güter angeboten werden und die für Sachleistungsbetriebe charakteristische Trennung von realwirtschaftlicher und finanzieller Sphäre nicht möglich ist; 2. da in Banken Leistungsofferten bereitgestellt werden, die erst unter Mitwirkung der Nachfrager zu »abgesetzten« Bankleistungsergebnissen werden; 3. da in Banken eine betriebswirtschaftlicher Terminologie entspr. Produktion als eine Phase des Kombinationsprozesses zwischen Beschaffung und Distribution nicht stattfindet; denn es kommt i. d. R. zu keinem Faktorverzehr; 4. da in Banken eine Unterscheidung zwischen Absatz- und Beschaffungsfunktion häufig nicht möglich ist, weil bestimmte Vorgänge - z.Bankleistungs(erstellungs)faktoren die des gesamten Passivgeschäfts - dualen Charakter aufweisen und sowohl dem Absatz von Bankleistungen sowie dem Angebot von Geld-, Kapitalanlage- und Zahlungsverkehrsfazilitäten, als auch der Beschaffung von Leistungsfaktoren dienen. Dass bei Banken ein anders zusammengesetztes - und vor allem anders zu gewichtendes - Faktorsystem als in Sachleistungsbetrieben vorliegt, zeigt sich besonders deutlich an dem monetären Faktor, der als Leistungsfaktor bank-spezif. Ausprägung und Relevanz einzustufen ist. Er stellt sich in 2 Varianten dar: als Zahlungsmittel (liquiditätsmässiges Potenzial) und als Eigenkapital (finanzielles Haftungspotenzial). Zentralbankgeld benötigen Banken zunächst für die Beschaffung personeller und sachlicher produktiver Faktoren. Hier liegt kein Unterschied zu den Sachleistungsbetrieben vor; als produktive Faktoren werden die mit Geld erworbenen Einsatzgüter angesehen. Zentralbankgeld benötigen Banken jedoch auch für die Erstellung direkter Finanzierungsleistungen. Hier erfolgt ein Abfluss an Zentralbankgeld unmittelbar bei Inanspruchnahme der Kreditleistung, und zwar als Bargeld oder im Verrechnungsverkehr mit anderen Banken als Giralgeld. Sofern man den Abfluss an Zentralbankgeld im Zusammenhang mit der Kreditvergabe als Verzehr bez. wollte, läge hier ein produktiver Faktor vor. Die Fähigkeit der Bank, weitere Kredite zu gewähren, wird begrenzt durch ihren Bestand an aktuellem und potenziellem Zentralbankgeld (Liquiditätssaldo), der über den unter Aspekten der Liquiditätssicherung für erforderlich erachteten Bestand hinausgeht. Zentralbankgeld hat schliesslich als Liquiditätsreserve, als geplanter Liquiditätssaldo, Bedeutung für die Aufrechterhaltung des bankbetrieblichen Leistungserstellungsprozesses, denn wird das Postulat der Liquiditätssicherung verfehlt, führen die hierfür vorgesehenen Sanktionen zum Abbruch der Banktätigkeit. Ob beim Zentralbankgeld noch Produktionsfaktoreigenschaft vorliegt, ist zweifelhaft. Faktorverzehr findet nicht statt, ist vielmehr systembedingt nicht vorgesehen. Die Aufrechterhaltung der Liquidität und damit die Bereitstellung einer Liquiditätsreserve sind für Banken wie für andere Unternehmen strikte Nebenbedingung. Analogen Charakter hat die zweite Ausprägung des monetären Faktors: das Eigenkapital. Seine Funktion besteht darin, Verluste aufzufangen, um Überschuldung, Gefährdung der Gläubigeransprüche und schliesslich Existenzvernichtung zu vermeiden. Auch hier findet Verzehr in Abhängigkeit von der Leistungserstellung nicht statt; die Aufrechterhaltung eines angemessenen Eigenkapitals kann als strikte Nebenbedingung, Zielbedingung des bankbetrieblichen Handelns bez. werden. Liquiditätsreserve und haftendes Eigenkapital könnten als produktive Faktoren interpretiert werden, wenn ihre Mindesthöhe durch eine feste Relation zum Volumen der Leistungserstellung der Bank normiert wäre. Das Ausmass der max. möglichen Leistungserstellung würde dann durch die Norm sowie durch den gegebenen Bestand des monetären Faktors limitiert. Verzehr an monetären Faktoren hiesse dann: Ausnutzen noch nicht ausgeschöpfter Potenziale der Leistungserstellung in Relation zum vorhandenen Bestand des monetären Faktors, dadurch Verlust an Potenzial für weitere Geschäfte. Die feste Relation zwischen Bestand an monetärem Faktor und Geschäftsvolumen könnte entweder als Verhaltensparameter der Bankleistung (erforderliche Li-quditätsreserve, risikopolitisch für notwendig erachtete Eigenkapitalquote) oder als externe Norm gegeben sein. In beiden Fällen verlangt eine Geschäftsausweitung bei Überschreiten der vorgegebenen Relation eine Vermehrung des monetären Faktors. Limitierungen der Geschäftstätigkeit in Relation zur Ausstattung mit dem monetären Faktor ergeben sich für Banken aus bankenauf-sichtsrechtlichen Normen des KWG, Eigenkapital- und Liquiditätsgrundsatz u.a.. Die Beziehungen zwischen den übrigen Einsatzfaktoren werden dadurch charakterisiert, dass der dispositive Faktor im Bereich menschlicher Arbeitsleistungen dominierend ist. Hierzu gehören nicht nur die Mitglieder der Geschäftsleitung, sondern auch die - gemessen an der Zahl der Beschäftigten - stark repräsentierte Gruppe der sowohl anweisungsempfangen-den als auch anweisungsberechtigten Personen. Um den Kreis der im dispositiven Bereich tätigen Funktionsträger besser zu strukturieren, kann man eine noch weitergehende Untergliederung in die derivativen Faktoren Planung, Organisation und Kontrolle vornehmen. Ausserdem kann eine besondere Kategorie für die in Stabsfunktion angestellten Personen geschaffen werden, da diese weder unmittelbar dispositiv tätig sind - es fehlen Anweisungsbefugnisse - noch dem elementaren Arbeitsfaktor zugerechnet werden können. Die objektbezogene menschliche Arbeitsleistung hat für Banken vergleichsw. geringe Bedeutung. Obwohl die Zahl der Geschäftsvorfälle wegen der starken Expansion des Mengengeschäftes kontinuierlich angestiegen ist, konnte durch die Einführung rationeller Arbeitsmethoden, vor allem durch die konsequente Anwendung der elektronischen Datenverarbeitung, eine ausgeprägte Zunahme des Einsatzes wenig qualifizierter Arbeitskräfte vermieden werden, sodass sich der Personalbestand in diesem Bereich unterproportional entwickelt hat. Betriebsmittel und Werkstoffe spielen in Banken eine nur untergeordnete Rolle. Zu den Werkstoffen - den Repetierfaktoren - sind die Trägermedien des internen Leistungsbereichs zu rechnen, die i.A. eine Belegfunktion erfüllen. Wegen ihres relativ geringen Wertes können sie volumenmässig vernachlässigt werden. Desgl. nehmen die Betriebsmittel, also die Potenzialfaktoren, zu denen die Betriebsgrundstücke, die Gebäude sowie die Betriebs- und Geschäftsausstattung gehören, im Verhältnis zu den korrespondierenden Faktoren eines Sachleistungsbetriebes einen geringeren Stellenwert ein. Im Zuge der in jüngster Zeit stark zunehmenden IT - Elektronisierung und Automatisierung - der Banken ist ihre Bedeutung allerdings stark gewachsen.
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