Bankleistungen ökologiebezogener Art
Geschäftsbanken sind Anbieter auch von Finanzdienstleistungen mit ökologischen Komponenten. Verschiedene Bankengruppen sind bspw. eingebunden in den prozessualen Ablauf - i. S. d. Hausbankverfahrens - der Beantragung und Bereitstellung der Finanzierungshilfen der KfW-Gruppe oder auch EIBankleistungen ökologiebezogener Art Diese mehr abwicklungstechnische Funktion der Geschäftsbanken in der Umweltschutzfinanzierung wird z.T. ergänzt um das Angebot eigener Finanzierungsfazilitäten, die mit einer Art Zweckbindung für Umweltschutzinvestitionen eingesetzt werden. Derartige Finanzierungsfazilitäten können z.Bankleistungen ökologiebezogener Art mit einer gleichzeitig aus öffentlichen Mitteln finanzierten Umweltschutzinvestition im Zusammenhang stehen, da als Voraussetzung für öffentliche Finanzierungshilfen weitere private Kreditgeber und ein gewisser Eigenanteil des Kreditnehmers anzusehen sind. Banken sind als Anbieter von Finanzierungsfazilitäten für Umweltschutzinvestitionen - sei es im Rahmen spez. Programme oder der allgemeinen Kreditvergabe - gefordert, umweltspezif. Know-how zu generieren, um die den vorgelegten Kreditanträgen zu Grunde liegenden Investitionen hins. ihrer Umweltwirksamkeit bzw. -Verträglichkeit beurteilen, we- nigst, aber tendenziell einschätzen zu können. Zunehmende Bedeutung ist Umweltschutzfinanzierungen der Geschäftsbanken beizumessen, da die öffentliche Hand ihre Initialfunktion weitgehend erfüllt hat und die Umweltverantwortung durch die Verschärfung haftungsrechtlicher Vorschriften mehr in den privatwirtschaftlichen Bereich verlagert wird. Als potenziell in Frage kommende Bankleistungsangebote mit Umweltkomponente sind sowohl Anlage- als auch Finanzierungsfazilitäten zu nennen. Als Sonderfinanzierungsform kann auf die Projektfinanzierung verwiesen werden, wobei die der Finanzierung zu Grunde liegenden Projekte meist gravierende Umweltwirkungen aufweisen und somit auch den Kapitalgebern ein gewisses umweltverantwortliches Handeln abverlangen. Banken als Kapitalgeber können in diesen Fällen vor allem auf das Vorhandensein von Umweltgutachten zu den betr. Projekten achten bzw. dringen, das Ergebnis dieser Studien kritisch reflektieren oder ggf. weitere Gutachten zur Umweltverträglichkeit des Projekts anfordern. Die Vermittlung von Finanzierungsfazilitäten für Umweltschutzinvestitionen der KfW durch Geschäftsbanken kann nicht als reine (Vermittlungs-)Dienstleistung der Hausbank interpretiert werden, sondern - wenngleich auch nicht originäre Finanzierungsfazilität der Banken mit umweltbezogener Komponente - als Bestandteil eines Finanzierungskonzepts für Umweltschutzinvestitionen von Unternehmen. Die umweltspezif. Förderrichtlinien der öffentlichen Hand bieten den Geschäftsbanken Anhaltspunkte für Beratung potenzieller Kreditnehmer hins. einer Inanspruchnahme dieser Finanzierungshilfen. Die Erweiterung der Bankleistungsprogramme um Anla-gefazilitäten mit Umweltkomponenten ist in der jüngeren Vergangenheit vermehrt zu beobachten, weniger allerdings in Deutschland. Auch in diesen Fällen kann nur von indirekten Umweltwirkungen gesprochen werden, die mit solchen neuartigen Leistungsangeboten verbunden sind. Die in diesen Zusammenhang gehörenden »Ökofonds«, »Ökodepots«, »Ökoaktien«, »Ökospar-briefe« u.dgl. weisen teilw. ungewohnte Besonderheiten auf. Zum einen sind Ökofonds, deren Gelder zweckgebunden in umweltfreundlich produzierende Unternehmen investiert werden sollen (Kredite), mit einer unter dem Marktdurchschnitt liegenden Verzinsung ausgestattet, um eine entspr. günstige Konditionengestaltung bei der Finanzierungsfazilität zu ermöglichen; d. h., dass der einzelne Kunde durch einen Verzicht auf die marktgerechte Verzinsung seiner Anlagefazilität einen finanziellen Beitrag für zinsgünstige Investitionen von Unternehmen in Sachen Umweltschutz leistet. Der Anleger muss also bereit sein, auf einen Teil seiner Verzinsung zu Gunsten einer zweckgebundenen umweltverträglichen Verwendung dieser Gelder zu verzichten. Andererseits zielen Ökodepots, -fonds oder Anlageempfehlungen für Ökoaktien darauf ab, dem Anleger möglichst überdurchschnittliche Wertsteigerung zu ermöglichen, indem in diesen Fällen Aktien und andere Anteile von Unternehmen empfohlen werden, die durch ihr unternehmerisches Engagement im wachstumsträchtigen Umweltbereich entspr. Wertsteigerungen für die Zukunft erwarten lassen, d. h.: hier wird vornehmlich eine möglichst hohe Rendite für die Investoren angestrebt. Es ist daher wohl weniger das ökologische Engagement, das den Anleger leitet, als vielmehr die Erwartung einer überdurchschnittlichen Rendite seines direkten oder indirekten (Fonds) Investments in Ökoanlagen. Aus Sicht der Banken kann allerdings durch entspr. Vermarktung solcher Fondsanteile bzw. Be- ratung hins. eines Investments in Ökoaktien die Vorteil-haftigkeit dieser Anlagefazilität sowohl unter finanziellen Gesichtspunkten als auch ökologischen Aspekten herausgestellt werden. Entspr. können mittels solcher Anlageempfehlungen die Bedürfnisse und Interessen des Anlegers hins. seiner Renditeerwartungen sowie hins. seiner mehr oder weniger ausgeprägten ökologischen Grundhaltung zufrieden gestellt werden. Tatsächlich steht jedoch die Erzielung einer überdurchschnittlichen Rendite als prioritäres Entscheidungskriterium für ein Investment im Vordergrund. Deutlich abgrenzbare Leistungsarten mit ökologischer Komponente sind im Spektrum der An-lagefazilitäten deutscher Banken derzeit kaum aufzufinden. Dennoch könnte diese Art Leistungsangebot durchaus auch für grössere Geschäftsbanken oder auch regionale Anbieter eine sinnvolle Ergänzung bzw. Modifikation des Leistungsprogramms unter der Bedingung darstellen, dass die umweltbezogene Zweckbindung bei der Verwendung dieser Anlagefazilitäten ein breiteres Spektrum abdeckt und somit das Verhältnis zwischen Fondsvolumen und zweckgebundenem Kreditvolumen sich angemessen gestalten lässt. Eine andere Möglichkeit zur Erweiterung des Leistungsprogramms ist durch das Angebot von Öko-oder Umweltfonds, d. h. den Absatz von Ökoinvestmen-tanteilen möglich. Die in Ökofonds angesammelten Gelder werden entspr. den Anlagebestimmungen in Aktien von Unternehmen investiert, deren Herstellungsverfahren und/oder Produktpalette besondere Umweltverträglichkeit auszeichnet. Diese als »Ethikfonds« - also über eine reine ökologische Zielsetzung hinausgehend - angebotenen Anlagefazilitäten sind in Deutschland von der BaFin nicht zugelassen. Obwohl der Erfolg der im Ausland aufgelegten Ökofonds evident ist, werden unter Rückgriff auf das Argument einer Modeerscheinung die Erfolgsaussichten teilw. wenig positiv eingeschätzt. Dennoch scheint gerade vor dem Hintergrund der Erwartung hoher Wachstumspotenziale für den Umweltsektor auf mittlere Sicht ein Investment in Ökofonds eine interessante Anlagealternative zu sein, die dem breiten Publikum über Investmentzertifikate zugänglich ist. Da derartige Umweltfonds in Deutschland nicht zugelassen sind, bleibt deutschen Banken die Möglichkeit, ihren Kunden ein direktes Investment in »grünen« Aktien - unterstützt durch Aktienanalysen - zu empfehlen und dies als nicht entgeltliche Beratungsleistung zu betrachten. Zu beobachten ist in Ausnahmefällen, dass im Rahmen des Vermögensmanagements für vermögende Privatkunden vereinzelt spezif. »grüne« Leistungsarten angeboten werden: Ökodepots als Aktiendepots mit ausschl. gezielten Anlagen in Aktien inländischer und ausländischer Unternehmen, die sich umweltfreundlicher Energiegewinnung, Verringerung und Beseitigung von Schadstoffbelastungen, Recycling und anderen definierten umweltnahen Aktivitäten widmen. Auch hier ist das Motiv des Anlegers für sein Ökoin-vestment aber in einer erwarteten überdurchschnittlichen Rendite zu vermuten. Anlagefazilitäten mit Umweltschutzkomponenten werden - von geringen Ausnahmen abgesehen - von deutschen Banken als umweltspezif. Leistungsangebote nur für vermögende Privatkunden angeboten. Es bleibt abzuwarten, ob über die Zulassung von Öko-Investmentfonds der breiten Privatkundschaft die Partizipation am wachstumsträchtigen Umweltsektor möglich wird. Bewertet man die von Banken angebotenen Finanzierungs- und Anlagefazilitäten mit ökologischen Komponenten als wenig ausgeprägt, so gilt dies weniger für die von Banken offerierten Informations- und Service- leistungen im Bereich Umweltschutz. Das Spektrum der Leistungen reicht von der Herausgabe von Broschüren zu Umweltthemen, Gesprächsforen und Seminaren zum Thema Umweltschutz bis hin zu einem Datenbankservice. Bezogen auf umweltspezif. Fragestellungen ist oft festzustellen, dass die Wissensdefizite gerade bei kleinen und mittelgrossen Unternehmen einen hohen Umfang aufweisen. Diese Informationsdefizite beziehen sich sowohl auf rechtlich relevante Umweltvorschriften, auf die Möglichkeiten der öffentlichen Finanzierungshilfe für Umweltschutzinvestitionen, auf die neuesten Entwicklungen bei Umwelttechnologien oder auch auf die Möglichkeiten einer umweltorientierten Unternehmensführung. Einige Banken bieten Serviceleistungen an, die den Kunden bei der Bewältigung seines Handlungsbedarfs unterstützen. Dazu zählen Checklisten zur Identifikation und Selektion umweltrelevanter Problemfelder innerhalb der Unternehmung, ein Datenbankservice, der den Zugriff auf spez. umweltbezogene Informationen über Technologien, Hersteller oder Patente ermöglicht, wie auch computergestützte Beratung hins. einer optimierten Inanspruchnahme öffentlicher Finanzierungshilfen für Umweltschutzinvestitionen. Die Entwicklung computergestützter Informations- und Beratungsmodule auf dem Feld des Umweltschutzes kann sich in den kommenden Jahren durchaus als Wettbewerbsvorteil und auch wirtschaftlich attraktiv erweisen, da Banken zunehmend in die Rolle von Informationsbrokern hineinwachsen und diese Leistungen von den Kunden unter dem wirksam werdenden zunehmenden öffentlichen Handlungsdruck in ökologischer Hinsicht vor allem auch als entgeltliche Leistungen zunehmend akzeptiert werden dürften. Ökologie und Banken.
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