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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Liquiditätssaldo

1. Begriff: Begriff aus dem Liquiditätsmanagement; bestandsorientiert ist Liquiditätssaldo als Differenz zwischen dem Bestand der Kundeneinlagen und dem Bestand der Kundenkredite aufzufassen. Stromorientiert bezeichnet der Liquiditätssaldo zu einem bestimmten Zeitpunkt die Differenz zwischen den kumulierten Einzahlungen und Auszahlungen einer bestimmten Einheit. – 2. Merkmale: Ein negativer Liquiditätssaldo signalisiert eine Unterliquidität bzw. einen Liquiditätsbedarf (Aufnahme von liquiden Mitteln), während ein positiver Liquiditätssaldo eine Überliquidität bzw. einen Anlagebedarf von liquiden Mitteln ermöglicht. Vgl. auch: Liquidität Vgl. auch: Liquiditätsrisiko Erklärungsinstrument für das Geldangebotsverhalten eines Bankensystems. Der Mangel des traditionellen Kreditschöpfungsmodells, von einer Überschussreserve an Zentralbankgeld auszugehen, wird im Liquiditätssaldokonzept dadurch aufgehoben, dass neben dem aktuellen auch potenzielles Zentralbankgeld als Bestimmungsfaktor für das Geldangebot der Banken einbezogen wird, da für die Liquiditätssituation der Banken nicht der Stand ihres aktuellen Zentralbankgeldes (praktisch: Mindestreserve) entscheidend ist, sondern die Fähigkeit, durch Auflösung freier Liquiditätsreserven (potenzielles Zentralbankgeld) Verluste an Zentralbankgeld auszugleichen, also insb. Zentralbankgeldabflüsse wieder aufzufüllen, die im Zuge einer Kreditexpansion eintreten. Die hier bedeutsame Grösse ist der Liquiditätssaldo. Er wird von der Verwendungsseite her mit Grössen der Bankbilanz definiert als Summe von Mindest-, Überschussreserve, Geldmarktpapiere, offene Rediskontkontingente, offener Lombardspielraum. Für die Entstehungsseite ist er definiert als Differenz von Einlagen der Nichtbanken und Kredite der Banken (einschl. Wertpapiere). Das Modell geht von der Annahme eines Zusammenhangs zwischen Kreditvolumen und Liquiditätssaldo aus. Ohne gesetzliche Mindestreserve liesse sie sich als unter rentabili-täts- und liquiditätspolitischen Zielsetzungen der Bank geschäftspolitisch, einzelwirtschaftlich bestimmte Reservehaltung, als Haltung primärliquider Mittel interpretieren. Die Liquiditätsquote reflektiert das von den Banken gewünschte Mass an frei verfügbarem Bestand an aktuellem und potenziellem Zentralbankgeld. Im Rahmen des Modells beinhaltet sie eine Verhaltenshypothese derart, dass die Banken bei Verminderung der Liquiditätsquote mit Zurückhaltung und bei Erhöhung mit Expansion im Kreditgeschäft reagieren. Das Kreditvolumen wird also in diesem Modell bestimmt durch die Höhe des Liquiditätssaldos, die Mindestreservesätze und die Liquiditätsquote. Der Einfluss der Zentralbank über die Steuerung des Liquiditätssaldos hängt damit davon ab, wie stabil der Multiplikator im Zeitablauf ist. Wird Verminderung der Liquiditätsausstattung der Banken durch Senkung des Liquiditätssaldos herbeigeführt, kann die Wirkung auf das Kreditvolumen z. B. dadurch vermindert oder aufgehoben werden, dass die Banken sich mit einer geringeren Liquiditätsquote zufrieden geben. Wenngleich Mindestreservesätze durch die Zentralbank vorgegeben werden, ist die Grösse nicht allein administrativ bestimmt, da Umschichtungen im Einlagenbereich durch Nichtbanken bei unterschiedlicher Mindestreservebelastung der verschiedenen Einlagenkategorien zu einer veränderten Mindestreservebelastung und damit zu einer Änderung der Grösse führen. Wie im Geldschöpfungsmodell lässt sich auch im Liquiditätssaldokonzept ein max. Kreditspielraum als rechnerisches Kreditmaximum bestimmen. Er ist erreicht, wenn im Rahmen des Expansionsprozesses durch den Abfluss an Zentralbankgeld der Gesamtbestand der freien Liquiditätsreserven abgezogen worden ist. Das Modell weist gegenüber dem traditionellen Kreditschöpfungsmultiplikator den Vorzug auf, dass es in der Liquiditätsquote einen das Verhalten der Banken reflektierenden Parameter enthält. Sofern es gelingt, die Kreditvergabeaktivität der Banken über das Liquiditätssaldokonzept zu steuern, ergeben sich bei Veränderungen des Kreditvergabeverhaltens hins. des Volumens auch Auswirkungen auf das Zinsniveau, sodass z. B. mittels des Kredit-Zins-Mechanismus ein Einwirken auf den güterwirtschaftlichen Bereich möglich wird. Die Wirkungseffizienz ist somit zunächst davon abhängig, dass der Indikator Liquiditätsausstattung der Banken zulänglich autonom durch die Zentralbank gesteuert werden kann. Über die Grössen Nettodevisenposition, Kredite an den Staat und Bargeldumlauf bei Nichtbanken können Störungen von aussen in das Konzept hereingetragen werden, die durch entspr. Gegenmassnahmen in der Refinanzierungspolitik neutralisiert werden müssen. Wirkungsvoraussetzung ist ferner, dass die Banken modellgemäss auf Veränderungen ihrer Liquiditätsausstattung reagieren. Letztere befindet sich im Gleichgewicht, wenn der tatsächliche Liquiditätssaldo gleich dem geplanten Liquiditätssaldo ist. Ist Ersterer grösser als Letzterer, müssten die Banken mit verstärkten Kreditvergabeaktivitäten und für den umgekehrten Fall mit Kreditzurückhaltung und entspr. Zinspolitik reagieren. Dies verlangt, dass ihr liquiditätspolitisches Verhalten im Zeitablauf zulänglich invariant und modellgerecht ist. Bestimmungsgründe für den geplanten Liquiditätssaldo können z.B. sein: erforderliche Mindestreserve, dem Geschäftsvolumen entspr. Transaktionskasse, geplante Liquiditätsreserve, Höhe der Opportunitätskosten der Liquiditätshaltung. Die geplante Höhe der Liquiditätsreserve ist abhängig vom Volumen der Einlagen und der zugesagten und noch nicht in Anspruch genommenen Kredite. In portefeuilletheoretischer Interpretation können Höhe und Struktur der freien Liquiditätsreserven aber auch im Rahmen der optimalen Strukturierung der Aktivseite und damit in Abhängigkeit vom Volumen der übrigen Aktiva bestimmt sein. Die im Modell gewählte Liquiditätsquote bezieht die Liquiditätsreserve auf das Volumen der Einlagen. Die geplante Höhe des Liquiditätssaldos wird aber auch von den damit verbundenen Opportunitätskosten, also dem durch die Liquiditätshaltung verursachten Zinsentgang in Höhe der Zinsdifferenz zwischen der Verzinsung für Aktiva des Liquiditätssaldos und der im Kredit- und Wertpapiergeschäft, sowie spekulativ von Zinsänderungserwartungen bestimmt. Zusam-mengefasst ist die Liquiditätsreserve also Ausdruck liqui-ditäts- und rentabilitätspolitischen Verhaltens der Banken und kann demnach durch liquiditätspolitische Normvorstellungen über das Verhältnis von Liquiditätsreserve und Einlagen- oder Kreditvolumen sowie durch Opportuni-tätskostenkalküle beeinflusst sein. Für den Fall, dass der effektive Liquiditätssaldo grösser als der geplante ist, wird so eine Ausdehnung der Kreditvergabe der Banken erfolgen und damit auch das Einlagenvolumen bei den Banken steigen. Der Überschuss an freien Liquiditätsreserven wird dann durch zwei aus der Kredit- und Einlagenexpansion resultierende Konsequenzen vermindert: Einerseits steigt die bei der Bundesbank zu haltende Mindestreserve; andererseits werden mit dem Anstieg der Einlagen höhere geplante freie Liquiditätsreserven erforderlich, um die Liquiditätsquote stabil zu halten. Eine Schwächung eines Expansionsimpulses kann sich dann ergeben, wenn die Banken einen Zuwachs an freien Liquiditätsreserven zur Erhöhung der Liquiditätsreserve und nicht zur Ausweitung des Kreditgeschäfts nutzen. Dies kann z. B. aus spekulativen Gründen der Fall sein. Eine Minderung einer beabsichtigten restriktiven Wirkung kann dann eintreten, wenn die Banken bei Einengung ihrer an den freien Liquiditätsreserven gemessenen Liquiditätsausstattung nicht kontraktiv reagieren, denn: Verpflichtungen aus hohen Kreditzusagen, deren Ausnutzungsgrad sich erhöht, lassen dies nicht zu; Banken sind aus Rentabilitätsgründen bereit, eine Verminderung ihrer Liquiditätsquote hinzunehmen: sie tun dies vor dem Hintergrund der einzelwirtschaftlichen Erwartung, sich am inländischen Geldmarkt oder im Ausland verschulden zu können. Letzterer Aspekt berücksichtigt, dass zur Liquiditätsreserve der Einzelbank auch ihre Geldmarktforderungen gegenüber anderen Banken sowie das von ihr angenommene Verschuldungspotenzial gehören. Aus der Existenz der Interbank-beziehungen am Geldmarkt resultiert so einerseits die Möglichkeit, die Liquiditätsausstattung des Gesamtsystems rationell auf seine Mitglieder zu verteilen; Überschüsse bei einzelnen Banken werden auf solche mit Zentralbankgeldbedarf übertragen. Andererseits können hieraus aber auch Einflüsse auf das Bankverhalten im Expan-sions- und Kontraktionsprozess resultieren, die die Zentralbank zu berücksichtigen hat.



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