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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Geldmarkt

Beim Geldmarkt handelt es sich um den Markt für kurzfristig verfügbares und nur für einen beschränkten Zeitraum benötigtes Geld, das vor allem unter Kreditinstituten gehandelt wird. Im weiteren Sinne geht es auch um sonstige kurzfristige Kredite.

Am Geldmarkt werden Zentralbankgeld (von der Notenbank ausgegebene Zahlungsmittel) und Geldmarktpapiere bewegt. Dabei geht es vor allem um den Ausgleich von "Geldspitzen" zwischen verschiedenen Banken, Unternehmen und Versicherungen. Während die einen über aktuell nicht benötigte finanzielle Mittel verfügen, müssen die anderen rasch einen Liquiditätsengpaß überbrücken. Der Ausgleich wird dadurch erreicht, dass Kreditinstitute mit kurzfristig verfügbaren Mitteln das derzeit überschüssige Geld in Form eines Kredits bereitstellen oder einem anderen Institut Geldmarktpapiere abkaufen. Diese Papiere sind später sehr leicht wieder in Geld zu verwandeln, da sie jederzeit bei der Bundesbank eingelöst werden können.

Seit 1994 ist es auch privaten Anlegern in Deutschland möglich, ihre flüssigen Mittel in Geldmarktfonds anzulegen. Neben einer höheren Verzinsung als sie beispielsweise das Sparbuch bietet, kann - im Gegensatz zu Festgeld - bei Bedarf rasch über die angelegten Mittel verfügt werden, da sie insgesamt oder teilweise kurzfristig wieder gekündigt werden können. Zwar unterliegen die Geldmarktfonds im Gegensatz zu Sparguthaben oder Festgeld Kursschwankungen. Diese halten sich aber in engen Grenzen.

Der Geldmarkthandel wird nicht über die Börse abgewickelt. Er findet im Telefonverkehr und inzwischen vor allem über den elektronischen Datenaustausch zwischen Banken statt. Auch Großunternehmen beteiligen sich an diesem Geschäft, indem sie kurzfristig verfügbare oder benötigte Mittel untereinander austauschen. Indirekt ist aber auch das breite Publikum beteiligt. Denn da immer mehr Sparer dazu übergehen, ihr Geld nicht auf (dem niedrig verzinsten) Sparbuch stehen zu lassen, sondern es der Bank zu einem besseren Zinssatz als Termingeld für bis zu zwölf Monate zur Verfügung zu stellen oder in geldmarktnahen Fonds anzulegen, können die Banken diese Mittel - wenn bei ihnen selbst dafür kein Bedarf vorhanden ist - ihrerseits am Geldmarkt anbieten.

Im Gegensatz zum Kapitalmarkt handelt es sich am Geldmarkt ausschließlich um kurzfristige Kredite mit Laufzeiten zwischen einem Tag, einem Monat und einem Jahr. Beim so genannten Tagesgeld handelt es sich um Kredite mit täglicher Kündigung, deren Zins sich nach den Geldmarktsätzen richtet. Diese Zinsen (Preise) sind daher auch Instrumente der von der Europäischen Zentralbank (früher der Bundesbank) betriebenen Politik zur Steuerung der Geldmenge, über die sie auf das Kreditgeschäft der Banken und Sparkassen Einfluss nehmen kann. Dadurch kann sie die im Bankenbereich umlaufende Geldmenge steuern und das Geld verknappen, wenn inflationäre Gefahren drohen.

Neben dem Tagesgeld gibt es Monats-, Dreimonats- oder Ultimogeld, das zum Ausgleich für die stärkere Beanspruchung der Liquidität gegen Monatsende benötigt wird. Wegen der sehr stark schwankenden Nachfrage nach Tages- oder Monatsgeld unterliegen auch die Zinssätze am Geldmarkt oft kräftigen Schwankungen.

Im weiteren Sinne gehören alle kurzfristigen Kreditbeziehungen zum Geschehen am Geldmarkt. Neben dem Zentralbankgeld und den notenbankfähigen Geldmarktpapieren gehören dazu auch kurzfristige Bankkredite, Wechselkredite sowie Personal- oder Konsumentenkredite. Da sich die Zinsen für diese Kredite nach den "Preisen" für die Beschaffung der Mittel am Geldmarkt richten, ist die Tendenz an diesem Markt für kurzfristige Kredite auch für kleine Unternehmen und die privaten Kunden der Banken wichtig.

Im Gegensatz zum Kapitalmarkt geht es beim Geldmarkt um kurzfristige Guthaben und Kredite. Die Zinssätze am Geldmarkt (Geldmarktsätze) richten sich nach Angebot, Nachfrage und Laufzeit (Tagesgeld, Monatsgeld usw.). Ausleihungen und Kredite am Geldmarkt dienen den Banken zur Liquiditätsbeschaffung und beeinflussen die Geldversorgung der Wirtschaft.



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