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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Kapitalmarkt

Der Markt für längerfristige Geldanlagen. Dabei kann es sich um die Beteiligung an Unternehmen oder um die Kreditvergabe an staatliche Stellen, an Unternehmen und Private handeln. Neben dem organisierten Kapitalmarkt, an dem der Handel nach strengen Regeln stattfindet, gibt es einen nicht-organisierten Markt für längerfristige Anlagen und Kredite. Hier können die Konditionen zwischen Geldgeber und -nehmer weitgehend frei ausgehandelt werden.

Über die Börse beschaffen sich Unternehmen Eigenkapital durch die Ausgabe von Aktien oder Fremdkapital, indem sie Anleihen oder Obligationen zu den marktüblichen Zinsen begeben. Dies ist allerdings nur solchen Unternehemen möglich, die die für den Gläubiger- und Anlegerschutzes geschaffenen Voraussetzungen erfüllen. Auch staatliche Stellen (Bund, Länder und Gemeinden, ausländische Regierungen) sowie nationale und internationale Institutionen (wie Treuhandanstalt oder Weltbank) holen sich die zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigten langfristigen Kredite zu einem großen Teil über die Begebung börsennotierter Anleihen. Das dazu erforderliche Geld stammt entweder direkt von privaten Sparern und Anlegern oder wird über die so genannten Kapitalsammelstellen zur Verfügung gestellt. Dazu gehören neben den Banken vor allem Versicherungen und Investmentgesellschaften.

Während am Geldmarkt kurzfristige Kredite vergeben werden, handelt es sich am Kapitalmarkt bei Krediten um Laufzeiten von über vier Jahren und bei Unternehmensbeteiligungen meist um die unbefristete Bereitstellung finanzieller Mittel zur Finanzierung der Geschäftstätigkeit. Ein großer Teil dieser Transaktionen wird über die Börse als organisiertem Kapitalmarkt abgewickelt und unterliegt strengen Regeln, deren Einhaltung durch die Börsen selber, die Bundesbank und die staatlichen Aufsichtsbehörden überwacht werden.

Obwohl Aktienkapital von den Geldgebern grundsätzlich unbegrenzt zur Verfügung gestellt wird und Anleihen eine festgelegte Laufzeit haben, können die Besitzer der entsprechenden Wertpapiere diese jederzeit wieder zum Tageskurs in Geld zurückverwandeln. Denn mit dem Käufer übernimmt ein anderer für sie die Stellung des Gläubigers oder Anteilseigners. Der Emittend der Wertpapiere bleibt von diesem Wechsel unberührt und kann weiterhin über das ihm ursprünglich zur Verfügung gestellte Kapital verfügen.

Im nicht-organisierten Bereich des Kapitalmarktes spielen die Kreditinstitute ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei ihnen geht es einerseits um die Funktion als Kapitalsammelstelle durch die Hereinnahme von Kundengeldern und andererseits um die langfristige Keditvergabe. Denn Banken, Sparkassen, Pfandbriefanstalten oder Versicherungen leihen die Einlagen ihrer Kunden wieder an Unternehmen, staatliche Stellen oder private Kreditnehmer aus. Allerdings wird der ungeregelte Teil des Kapitalmarktes nicht allein von ihnen versorgt. Es kann sich bei den hier angelegten Geldern auch im Investitionskredite handeln, die sich Unternehmen gegenseitig gewähren, um langfristige Lieferantenkredite oder um die Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehemen. Dazu zählen Anteile an einer GmbH oder an einer Kommanditgesellschaft ebenso wie eine stille Beteiligung oder die Geldanlage in einem geschlossenen Immobilienfonds.

Auch der langfristige Kredit, den sich Privatleute untereinander gewähren (etwa zur Finanzierung eines Hauskaufs oder zum Aufbau einer selbständigen Existenz) werden dem nicht-organisierten Bereich des Kapitalmarktes zugerechnet.

Während der Kapitalgeber an der Börse jederzeit die langfristig zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel durch Verkauf seiner Wertpapiere zurückbekommen kann, erhält derjenige, der seine Ersparnisse am nicht-organisierten Kapitalmarkt angelegt hat, sein Geld in der Regel erst bei Fälligkeit der Forderung zurück. Bei Geschäftsanteilen an einer KG oder GmbH muss er sich selber um einen Käufer bemühen und der Preis für seine Anteile ergibt sich nicht wie an der Börse objektiv aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage am Verkaufstag, sondern hängt weitgehend von seinem Verhandlungsgeschick ab.

Der Kapitalmarkt ist ein Markt für Beteiligungskapital und langfristige Kredite. Der organisierte Kapitalmarkt der Banken und Börsen umfasst sowohl den Aktien- als auch den Rentenmarkt. Die Aufgabe der Börsen ist nicht die Kapitalbildung, sondern die Gewährleistung eines funktionierenden Handels.



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