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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Geldtheorie

Teilbereich der Volkswirtschaftstheorie, der sich auf das Geld, genauer: auf die Verhaltensweisen der mit Geld in Verbindung kommenden Wirtschaftssubjekte bezieht. Beinhaltet vor allem Geldangebot, -nachfrage, -Verwendung, -Wirkungen, -politik. Der Bedeutung des Phänomens Geld entspr. gibt es eine Vielzahl von theoretischen Vorstellungen, die sich mit dem Wesen des Geldes, Entstehung, Wert, Wertveränderungen usw. befassen: z.B. Banking- vs. Currency-Theorie, Nominalismus vs. Metallismus, Quantitäts- vs. Liquiditätstheorie(n), Theorie der Geldschöpfung vs. Geldangebotstheorie u. a. erklärt die Rolle des - Geldes sowie des Systems von Finanzmärkten und Finanzintermediären. Den Ausgangspunkt bildet die Auseinandersetzung mit der allgemeinen mikroökonomischen Gleichgewichtstheorie von Kenneth J. ARROW und Gerard DEBREU und die getrennte Erklärung der relativen Preise durch das neoklassische Paradigma sowie der Geldpreise durch die Quantitätstheorie (sog. Dichotomie der Märkte). Eine zentrale Annahme ist, dass eine gesamtwirtschaftliche Theorie nicht von vollkommenen Märkten ausgehen sollte bzw. dass im Gegensatz zur Allgemeinen Gleichgewichtstheorie es heute für ein Wirtschaftssubjekt nicht möglich bzw. zu teuer ist, jeden denkbaren Zukunftshandel durchzuführen. Es gibt also kein umfassendes System vollkommener bzw. streng effizienter Gegenwarts- und Zukunftsmärkte (bzw. Kassa- und Terminmärkte) mit vemachlässigbaren Koordinationskosten durch einen sog. walrasianischen Auktionator. Hingegen gibt es Informations-, Transaktions- und Wertaufbewahrungskosten beim Tausch, die sich im Zeitablauf unterschiedlich bei den einzelnen Gütern, Faktoren und Titel verändern. Monetäre Ökonomik bzw. Geldtheorie geht somit von einer sich verändernden Volkswirtschaft aus, deren gesamtwirtschaftliche Größen sich nicht als stochastische Variablen mit stabilen Normalverteilungen (gegebene Erwartungswerte und Varianzen) erklären lassen. Vielmehr geht sie u.a. aus von Unsicherheiten (über zukünftige Preise, Tauschmöglichkeiten usw.) sowie Kosten (von Verträgen, des Tausches und seiner finanziellen Durchführung) und Begrenzungen (endliche Anzahl an Terminmärkten, Gütern usw.) sowie Unvollkommenheiten (titel- und güterspezifisch unterschiedliche Grade der Liquidität usw.). Über einen Wettbewerbsmechanismus zwischen Finanzintermediären sowie einem ständigen Suchprozess der Haushalte und Unternehmen zur Reduktion der (monetären) Kosten des Tausches erklärt die Geldtheorie einen Großteil der Finanzinnovationen. Da diese Kosten u.a. vom gegebenen Technologiestand, dem Steuersystem, den staatlichen Regulierungen und Begrenzungen abhängen, zielen diese Finanzinnovationen auch auf die ökonomische Umgehung von Hindernissen ab oder sie setzen bei entsprechenden Deregulierungen ein. Geld läßt sich so ebenfalls als eine Finanzinnovation verstehen und mikroökonomisch erklären. In der Theorie der Geldpolitik sollten entsprechend alle staatlichen Regulierungen aus einem gesamtwirtschaftlichen Nutzen-Kosten-Ansatz folgen. Dies gilt auch für die Festlegung eines bestimmten Tauschmittels als dem einzigen allgemeinen Zahlungsmittel oder des optimalen Währungsraumes bzw. der Stärke der internationalen währungspolitischen Kooperation. Die Betonung der Rolle des Geldes für den Tauschprozess führt die Geldtheorie zur Definition des Geldes sowie zur Erklärung des Prozesses der Geldschöpfung und Geldvernichtung (Geldangebot), der Geldverwendung und -haltung (Geldnachfrge) sowie der Geldwirkung (Neutralität des Geldes). Die Theorie der Geldpolitik zielt dann ab auf die orts- und zeitabhängige optimale Abgrenzung des Geldmengenaggregates (M1, M2 usw.) sowie die Ausgestaltung der - Geldpolitik. Die Form der Politik (diskretionäre oder regelgebundene Steuerung der Geldmenge, eines Zinssatzes, der Zinssatzstruktur, der nominalen Nachfrage) hängt dabei ab insbes. von der Form der Marktkoordination (Wirtschaftsordnung), dem Entwicklungsstand des finanziellen Systems, den zu erwartenden Störungen resp. Schocks, dem Wechselkurssystem und der internationalen Kapitalmarktintegration eines Landes. Die Betonung der Rolle des Systems der Finanzintermediäre und Finanzmärkte führt die Geldtheorie zur mikroökonomischen Erklärung von Finanzkontrakten (agency theory). Existierende Formen von Finanzkontrakten (Bankkredite, Anleihen usw.) sowie neue Formen (Finanzinnovationen) werden dann erklärt in Abhängigkeit von den zwischen Bank und Kunde, Emittent und Makler, Fondsmanager und Anleger bestehenden Informationsasymmetrien und den individuellen Sensitivitäten bezüglich der Risiken und des Zahlungsstromes. Die Asymmetrien beziehen sich u.a. auf die ökonomischen Umweltzustände, die Handlungsmöglichkeiten und Informationspflichten während der Laufzeit eines Kontraktes. So läßt sich über die variable Kontraktgestaltung die steigende Verbriefung (securitization) sowie die Vielzahl handelbarer Finanztitel und damit Lösung der Finanz- von den Gütermärkten ebenso erklären wie eine Eigenkapitalrationierung (equity rationing). Die Theorie der Bank leitet mittels einer adversen Selektion oder eines sog. moral hazards entsprechend Kreditrationierungen ab. Die Theorie der Geldpolitik beinhaltet dann Fragen u.a. der optimalen Bankenstruktur, der optimalen Organisationsformen, Regulierungen (Solvenz, Liquidität, Großkredite usw.) sowie Aufsicht von Banken, Brokern und Börsen sowie des Einleger- und Anlegerschutzes. W.Fu. Literatur: Fuhrmann, W. (1994). Issing, O. (1998). Jarchow, H.-J. (1993). Richter, R. (1990). Niehans, J. (1980)



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