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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Geldschöpfung

Unter Geldschöpfung versteht man die Schaffung von zusätzlichem Geld durch Banken, durch die sich die umlaufende Geldmenge erhöht. Am sichtbarsten erfolgt die Geldschöpfung durch die Ausgabe von Banknoten und Münzen durch die Bundesbank. Dabei unterliegt die nominale Geldmenge dem unmittelbaren Einfluss der Zentralbank. Sie kontrolliert und regelt durch Gesetze den Prozess der Geldschöpfung.

Die Hauptquelle der Geldschöpfung ist die Kreditgewährung der Geschäftsbanken. Hierbei handelt es sich um aktive Geldschöpfung: Dem Kreditnehmer wird ein Sichtguthaben in Höhe des aufgenommenen Kredites eingeräumt, durch das die gesamtwirtschaftliche Geldmenge unmittelbar steigt. Es wird durch die Vermehrung der Geldmenge zusätzliches Geld geschaffen und in Umlauf gebracht.

Wenn Nichtbanken, also Unternehmen oder Privatpersonen, nicht zur Geldmenge zählende Bankeinlagen (Geldkapital) in Einlageformen umschichten, die Bestandteil der Geldmenge sind, so spricht man von passiver Geldschöpfung. Auch auf diese Art entsteht neues Geld. Der Kreditbetrag wird dem Kunden auf einem Girokonto gutgeschrieben, zu Buchgeld und somit zur Ausgangsbasis für weitere Kreditvergaben. Da Banken mit Bargeldabzug rechnen müssen bzw. zu einer Mindestreserve verpflichtet sind, ist eine Voraussetzung für den Geldschöpfungsprozess, dass den Kreditinstituten ausreichend Zentralbankgeld zur Verfügung steht.

Beispiel für die Erhöhung der Buchgeldmenge: Die Buchgeldmenge erhöht sich, wenn eine Bank von einem Unternehmen Devisen im Gegenwert von einer Million Euro ankauft und den Kaufpreis auf dem Girokonto des Unternehmens gutschreibt, also mit einer Sichtforderung gegen sich selbst bezahlt. Die Bilanz der Bank erhöht sich damit sowohl auf der Aktivseite (Devisen), als auch auf der Passivseite (Giroverbindlichkeiten) um eine Million Euro. Die Geldmenge erhöht sich durch diese Transaktion ebenfalls um eine Million Euro.

Wenn das Unternehmen über das erhaltene Buchgeld nicht verfügt, sondern die Million auf dem Girokonto stehen lässt, die Bank aber einem andern Kunden einen Kredit in Höhe von 1.000.000 Euro gewährt und diesen Betrag ebenfalls auf dessen Girokonto gutschreibt, erhöht sich die Bilanz der Bank wieder um 1.000.000 Euro. Die Aktivseite der Bilanz erhöht sich um eine Kreditforderung in Höhe von 1.000.000 Euro, die Passivseite um eine Giroverbindlichkeit in Höhe von 1.000.000 Euro. Insgesamt erhöht sich die Geldmenge als Folge des Devisenankaufs um 2.000.000 Euro.

Mit der Geldschöpfung der Banken erhöht sich zugleich deren Bedarf an Zentralbankgeld: Zum einen wird in aller Regel ein bestimmter Teil des neu geschaffenen Bankengeldes in Bargeld umgetauscht und zum anderen wachsen mit den Bankeinlagen auch die Mindestreserveverpflichtungen der Geld- und Kreditinstitute. Die ökonomische Bedeutung der Mindestreserve liegt besonders in der Begrenzung des Geldumlaufs begründet. Durch Gestaltung der Zinskonditionen und sonstigen Bedingungen, zu denen die Notenbank laufend Zentralbankgeld bereitstellt, kann sie mittelbar den gesamtwirtschaftlichen Geldschöpfungsprozess beeinflussen.

Das Gegenteil von Geldschöpfung ist Geldvernichtung. Zu ihr kommt es, wenn Kredite zurückgezahlt oder Wechsel eingelöst werden.

Vermehrung der Geldmenge durch das inländische Bankensystem im Rahmen von Aktiv- oder Passivgeschäften mit Nichtbanken. Bei einem Aktivgeschäft erwirbt die geldschaffende Bank Aktiva, die keine inländischen Zahlungsmittel darstellen (z.B. Sachvermögen, - Devisen, Forderungen an Nichtbanken), und zahlt mit - Bargeld oder Sichtforderungen auf sich selbst (Monetisierung von Aktiva). Dabei entsteht zusätzliches - Zentralbankgeld immer dann, wenn die - Zentralbank derartige Aktiva monetisiert. Erhält der Kunde bei der (aktiven) Geldschöpfung Zahlungsmittel, ohne dass sich seine Passiva verändern, so erwirbt die Bank primäre Aktiva, z.B. wenn sie Devisen von einem inländischen Exporteur kauft und ihm den Gegenwert auf seinem Girokonto gutschreibt. Gelangt der Kunde bei einer (aktiven) Geldschöpfung in den Besitz von Zahlungsmitteln, indem er sich verschuldet, so erwirbt die Bank sekundäre Aktiva (Gewährung und Inanspruchnahme eines Kredits). Bei einem Passivgeschäft verändert sich die Passivseite der Bank, ohne dass gleichzeitig ihr Bestand an Aktiva verändert wird, die keine inländischen Zahlungsmittel darstellen. Dies kann, muss aber nicht, zu einer (passiven) Geldschöpfung führen. Eine solche (passive) Geldschöpfung findet z.B. statt, wenn eine Nichtbank bei einer Geschäftsbank - Termin- oder - Spareinlagen reduziert und sie in Sichteinlagen umwandelt, sofern Termin- und Spareinlagen nicht in die Geldmengenabgrenzung einbezogen werden (Geldmenge). Keine Geldschöpfung findet statt, wenn Nichtbanken Umwandlungen zwischen Bargeld und Sichteinlagen vornehmen, oder wenn Nichtbanken untereinander Transaktionen ausführen (sofern nicht die Zentralbankeinlagen des öffentlichen Sektors berührt werden). In diesen Fällen wird die Geldmenge unmittelbar lediglich umverteilt oder ihre Zusammensetzung geändert. Als Folge kann jedoch in den heutigen Mischgeldsystemen eine multiple Geldschöpfung hinzukommen, und zwar im Rahmen der multiplen Kreditschöpfung der Geschäftsbanken. Die multiple Kreditschöpfung ist eine quantitativ sehr bedeutsame Quelle der Geldschöpfung. Ein solcher Vorgang vollzieht sich, wenn die Geschäftsbanken in den Besitz von Überschußreserven gelangen und diese anschließend mit schrittweise zunehmender Kreditgewährung abbauen. Die zusätzlich von inländischen Nichtbanken in Anspruch genommenen Kredite werden dann von einer entsprechenden Zunahme der Geldmenge begleitet (Kreditschöpfungsmultiplikator, Geldangebot). Literatur: Jarchow, H.-J. (1993). Issing, O. (1998). Duwendag, D. (1993). Cobham, D. (1991)



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