Münzen
Die Münzen sind geprägte Metallstücke, die als gesetzliche Zahlungsmittel fungieren. Sprachgeschichtlich geht das deutsche Wort Münze (wie auch das französische »monnaie« und die studentensprachliche Verballhornung Moneten) auf das lateinische »moneta« zurück. In der Einzahl meint Münze auch die Stätte, an der Münzen hergestellt werden, also die entsprechende Prägewerkstatt (Münzstätte). So war die »officina Monetae« die römische Münzstätte im Tempel der Juno.
Gemeinsam mit den Banknoten bilden die Münzen das Bargeld. Während jedoch in unseren modernen Volkswirtschaften das Notenausgabemonopol bei der Zentralnotenbank liegt (Zentralbank und Notenbank), wird das Recht zur Ausgabe von Münzen durch die Regierung ausgeübt; aus diesem juristischen Grund gibt es in den Teilnehmerländern der Europäischen Währungsunion (EWU) einheitliche, von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main herausgegebene Banknoten, aber motivlich von Nation zu Nation unterschiedliche Münzen.
Das Münzmetall hat in der Geschichte der Münzen und ihrer Herstellung häufig gewechselt. (Eine detaillierte Darstellung zur Münzgeschichte findet sich in den Ausführungen zur Geldgeschichte, die ja über etliche Jahrhunderte eine reine Münzgeschichte war.) Es hat Zeiten gegeben, da Münzen nicht einmal mit einem Zahlenwert versehen waren, sondern zum Bezahlen für eine Ware oder Dienstleistung abgewogen werden mußten. Die Herstellung von völlig identischen Münzen ist erst seit der Neuzeit möglich. Im Mittelalter bemühte man sich, daß man wenigstens die gleiche Anzahl von Münzen aus einer bestimmten Gewichtsmenge des Münzmetalls herstellen konnte (Prägung al marco - die Mark war die Gewichtseinheit). Das exakte Ausprägen der Münzen (al pezzo) wurde erst später möglich und wurde vorerst auch nur bei den Silbermünzen ausgeübt.
Silber und Gold waren wichtige Münzmetalle, allerdings wurden sie nicht immer rein eingesetzt, sondern mit anderen Metallen zu Legierungen verschmolzen. Beinahe periodisch wiederkehrende Münzverschlechterungen durchziehen die gesamte Münzgeschichte: Man setzte einfach den Gehalt an Edelmetall herab und an Beimengungen herauf.
Legendär wurden die sogenannten »Aluchips«, also das Münzgeld der DDR. Es war jedoch keineswegs das erste Aluminiumgeld in der Währungsgeschichte, und nicht alle Geldstücke bestanden tatsächlich nur als Aluminium. So gab die DDR-Regierung im Jahre 1969 aus Anlaß des zwanzigsten Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik ein Zwanzig-Pfennig-Stück heraus, das aus Messing bestand. Es war im übrigen nicht die erste Zwanzig-Pfennig-Münze der deutschen Geschichte. Die vom Deutschen Reich herausgebrachten Stücke dieses Nennwerts wurden jedoch durch das Änderungsgesetz zum Münzgesetz im Jahre 1900 wieder abgeschafft.
Das gilt übrigens auch für die Fünfmarkstücke in Gold, die ebenfalls 1900 aus dem Umlauf genommen wurden. Die DDR-Regierung führte 1969 auch eine neue Münze mit diesem Münznominal (5 Mark) ein. Aus Gold bestand es allerdings nicht, sondern es war aus einer Kupfer-Nickel-Legierung hergestellt.
Vielfältig wie die Münzen, die von der Geschichte hervorgebracht worden sind, ist auch die Gestaltung. In klassischer Zeit, also der Antike, war es lange Zeit verboten, menschliche Kopfbilder auf Münzen zu prägen, so daß die Geldstücke Abbildungen von Göttern trugen. Selbst der mächtige Herrscher Alexander der Große wagt es noch nicht, Münzen mit seinem Bild zu versehen; das bleibt seiner Nachwelt vorbehalten.
Moderne Münzen zeigen in der Regel immer ein Münzbild und eine Beschriftung, die man Legende nennt. Münzbild als auch Legende finden sich sowohl auf der Vorderseite einer Münze (Avers) als auch auf der Rückseite (Revers). Nicht immer handelt es sich bei den Münzbildern um Kopfbilder. Auch nationale und Staatssymbole (Reichsadler, Bundesadler, Hammer, Sichel und Ährenkranz, in Frankreich z. B. die Marianne) waren und sind beliebte Münzmotive.
Ein paar Beispiele seien hier angeführt. Die Münze zu einer Deutschen Mark trägt auf der Vorderseite aufgeprägt das Münznominal und die Währungsbezeichnung (»1 Deutsche Mark«), das Jahr der Prägung und Eichenlaub. Der Rand der Münze ist erhaben, es gibt eine punktierte Rändelung. Die Randgestaltung gilt auch für die Rückseite. Auf ihr ist als Münzbild ein Bundesadler zu sehen, die Bundesrepublik Deutschland als diejenige Person, die die Münzhoheit ausübt, wird genannt, und außerdem gibt es noch einen Buchstaben, der die Prägestätte der Münze kennzeichnet. Folgende Münzstätten sind für die Bundesrepublik tätig:
A - Berlin
D - München
F - Stuttgart
G - Karlsruhe
J - Hamburg
Die Münzstätten, die sich einst hinter dem Münzzeichen B (Hannover bis 1878; von 1938 bis 1945 Wien), C (bis 1879 Frankfurt/Main), E (bis 1953 Dresden bzw. Muldenhütten bei Dresden) und H (bis 1882 Darmstadt) sind heute nicht mehr in Betrieb.
Die Stücke zum Nennwert von zwei Mark hingegen enthalten Kopfbilder (Konrad Adenauer, Ludwig Erhardt, Willi Brandt) auf der einen, den Bundesadler auf der anderen Seite. Auch hier gibt es auf beiden Seiten Legenden und ein Münzzeichen.
Weitere Beispiele: die Münze zu einem Belgischen Franc und die Münze zu einem halben Französischen Franc. Belgien ist bekanntlich ein dreisprachiges Land (Französisch, Flämisch, Deutsch), und das spiegelt sich auch auf den Münzen wider. Man findet sowohl Münzen mit der Aufschrift »1 Frank« und der Staatsbezeichnung »Belgie« (Flämisch) als auch Münzen mit dem Nominal »1 Franc« und der Staatsbezeichnung »Belgique« (Französisch). Die Münzen enthalten Kopfbilder, zum Beispiel von Baudouin I. oder von Albert II. Den Regenten oder die Regentin auf Münzen abzubilden, ist in (konstitutionellen) Monarchien nicht unüblich, schließlich haben sie eine nationale Symbolkraft.
Die französischen Münzen benutzen ebenfalls sprachliche und bildliche nationale Symbole. Die Devise der Französischen Revolution »Liberte, Egalite Fraternite« darf nicht fehlen. Der Stolz der Franzosen auf ihre republikanische Tradition drückt sich in der Verwendung der Marianne als symbolträchtiges Münzbild aus. Auf der Münze zu Vi Franc ist sie als Säerin dargestellt, andere Münzen (z.B. 10 und 20 Centimes) enthalten ihr Kopfbild. Als Herausgeber der Münzen bezeichnet die Legende die »Republique Francaise« (während die Banknoten von der Banque de France ausgeben werden!).
Von großem Interesse sowohl für die Deutschen als auch für die europäischen Nachbarn, die an der EWU teilnehmen, dürfte die Gestaltung der Münzen des Euro sein, der ab dem 1. Januar 2002 alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel der Teilnehmerstaaten der EWU ist. Das Aussehen und die Gestaltung der Euro-Münzen wurde auf dem EU-Gipfel im Juni 1997 in Amsterdam festgelegt. Wie bei den Banknoten spielen bei den Münzen neben der Fälschungssicherheit auch die Verbraucherfreundlichkeit - insbesondere auch für Blinde und Sehschwache - eine große Rolle. Im Gegensatz zu den Noten haben die Münzen des Euro, wie bereits erwähnt, neben einer allgemeinen Vorder- eine national unterschiedlich gestaltete Rückseite. Den für die Vorderseite ausgeschriebenen Gestaltungswettbewerb gewann der Belgier Luc Luycx.
Die Euro-Münze gibt es in der Stückelung 1 und 2 Euro sowie 1,2, 5, 10, 20 und 50 Cent. Die wichtigsten Merkmale der einzelnen Münzen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Wie bereits beschrieben, ist die Vorderseite der Münzen, also der Avers, einheitlich gestaltet. Sie enthält erst einmal den Nennwert in Ziffern und die Währung (1 Euro, 2 Euro, 10 Euro Cent, 20 Euro Cent etc.). Die Münzen zu 1, 2 und 5 Cent, die aus Stahl bestehen und mit einer Kupferauflage versehen sind, weswegen sie rötlich aussehen wie die deutschen 1- und 2-Pfennig-Münzen, bilden einen Globus ab, der Europas Lage in der Welt zeigt. Die Europäische Union wird durch die allbekannten zwölf Sterne repräsentiert. Die Münzen zu 10, 20 und 50 Cent bestehen aus einer Legierung, die ihnen eine gelbe Färbung verleiht (sogenanntes Nordisches Gold). Das Münzbild enthält die Umrisse der EU-Staaten (mit Landesgrenzen). Das vereinte Europa ohne Landesgrenzen bilden die Münzen zu 1 und 2 Euro ab. Diese Stücke sind bimetallen, das heißt, sie sind zweifarbig: weiß bzw. silbern und gelb bzw. golden. Trotz der Farbwirkung und der Bezeichnung »Nordisches Gold« werden Edelmetalle wie Gold oder Silber nicht verwendet. Das Zeitalter von Gold- und Silbermünzen ist vorbei.
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