Home | Finanzlexikon | Börsenlexikon | Banklexikon | Lexikon der BWL | Überblick
Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
Suche :        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   

Unternehmenskultur

Unternehmen versuchen sich eine Identität zu schaffen, die über die reine Gewinnorientierung hinausreicht: eine Unternehmenskultur. Sie definieren die Unternehmensziele im Blick auf das wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Umfeld. Sie schaffen Regeln für die Zusammenarbeit der Mitarbeiter. Sie bemühen sich durch Mitarbeiterbeteiligung um einen kooperativen und kommunikativen Führungsstil.

Zu einer guten Unternehmenskultur sollten aber trotzdem auch alte Werte gehören - zum Beispiel regelmäßige Fortbildungen für Mitarbeiter, aber auch Kostenbewusstsein. Ziel ist es, eine Identifikation mit dem Unternehmen zu schaffen, und zwar in der Bevölkerung, und in der Belegschaft. Mitarbeiter, die sich mit dem Arbeitgeber identifizieren, sind motivierter und haben innovativere Ideen, eine zufriedene Bevölkerung wird dem Unternehmen seltener Steine in den Weg legen, wenn es zum Beispiel um Expansion geht.

Unternehmenskultur sieht vor, dass der Arbeitgeber nicht nur im Rahmen seiner Fürsorgepflicht an der beruflichen Entwicklung der Mitarbeiter interessiert ist. Zunehmend zählen im Beruf auch die so genannten Soft Skills. Viele Firmen engagieren sich darum auch für soziale oder humanitäre Ziele. Stichwort: Community Involvement, was in den USA schon lange eine wichtige Rolle spielt.

Allerdings kann sich ein Unternehmen nur im Rahmen seiner Möglichkeiten auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter oder der benachbarten Bevölkerung einlassen. Denn oberstes Ziel muss trotzdem Gewinnstreben sein.

(Corporate Culture): Un­ternehmenskultur bezeichnet einen Ansatz in der Managementlehre, der die Unternehmung als eine Art Kultursystem begreift. Unternehmen entwickeln danach eigene, unverwechselbare Vorstellungs- und Orientierungsmuster, die das Verhalten der Mitglieder und der betrieblichen Funktionsbereiche auf wirkungsvolle Weise prägen. Unternehmenskultur ist der “Geist” oder “Stil des Hauses”, seine “Linie”, sein “Charakter\', sein “besonderes Profil”, kurz: die Summe der Überzeugungen, Regeln und Werte, die das Ty­pische und Einmalige eines Unternehmens aus­machen. Der Kultur-Begriff ist der Ethnologie bzw. der Kul­turanthropologie entliehen und bezeichnet dort die besonderen, historisch gewachsenen und zu einer komplexen Gestalt geronnenen Merkmale von Volksgruppen. Gemeint sind damit insbeson­dere Wert- und Denkmuster einschließlich der sie vermittelnden Symbolsysteme, wie sie im Zuge menschlicher Interaktion entstanden sind. So de­finierte Edward Tylor Mitte des 19. Jahrhunderts Kultur als “jene komplexe Ganzheit, die Kennt­nisse, Glaubensüberzeugungen, Künste, Sitte, Recht, Gewohnheiten und jede andere Art von Fähigkeiten und Dauerbetätigungen einschließt, die ein Mensch als Mitglied einer Gesellschaft er­wirbt”. Die Managementlehre hat diesen Kulturbegriff auf - Organisationen übertragen. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass jede Organisation für sich eine je spezifische Kultur entwickelt, d.h. in gewisser Hinsicht eine eigenständige Kulturge­meinschaft darstellt, eigene unverwechselbare Vorstellungs- und Orientierungsmuster ent­wickelt, die das Verhalten der Mitglieder nach in­nen und außen von dem Verhalten anderer Kul­turgemeinschaften unterscheiden. Allerdings füllt eine große Vielzahl von Definitio­nen den Markt. So bezeichnet E. H. Schein als Unternehmens- bzw. Organisationskultur “das Muster der Grundannahmen, die eine bestimmte Gruppe erfunden, entdeckt oder entwickelt hat, indem sie gelernt hat, ihre Probleme externer An­passung und interner Integration zu bewältigen und die sich soweit bewährt haben, dass sie als gültig betrachtet werden und deshalb neuen Mit­gliedern als die richtige Haltung gelehrt werden sollen, mit der sie im Hinblick auf die genannten Probleme wahrnehmen, denken und fühlen sol­len.” Einfacher schreibt E. Heinen: “Unternehmenskul­tur ist als Werte- und Normengefüge der Zweck­gemeinschaft Unternehmen zu verstehen.” G. W. Dyer meint, Unternehmenskultur sei die Summe “Artefakte, Perspektiven, Werte und Annahmen, die von den Organisationsmitgliedern geteilt wer­den.” Hingegen meint A. M. Pettigrew: “Zielge­richtetheit, Verpflichtung und Ordnung werden in einer Organisation erzeugt durch die Legierung von Glaubensüberzeugungen, Ideologie, Spra­che, Ritual und Mythos, die wir im Etikett Organi­sationskultur zusammenfassen.” S. Sackmann hat versucht, den Zusammenhang der einzelnen Inhalte von Unternehmenskultur­definitionen zu veranschaulichen, indem sie, aus­gehend vom “Kulturkern”, die anderen Konzepte konzentrisch in zunehmender Distanz von die­sem Mittelpunkt anordnete (siehe Abb. S. 634). Mit zunehmender Geschichte und Erfahrung be­ginnt sich ein immer größer und dichter werden­des Netzwerk um den Kulturkern zu spinnen. Unternehmenskultur
Dieses besteht aus ideellem und materiellem Kulturgut. Je näher Elemente des Kulturnetzes beim Kulturkern liegen, um so wichtiger sind sie für die Aufrechterhaltung der bestehenden Kul­tur. Kernelemente, die heute allgemein mit dem Begriff der Unternehmenskultur verbunden wer­den, sind: (1) Unternehmenskultur ist ein im wesentlichen implizites Phänomen; sie hat keine separate, quasi physische Existenz, die sich direkt beob­achten ließe. Unternehmenskulturen sind ge­meinsam geteilte Überzeugungen, die das Selbstverständnis und die Eigendefinition der Or­ganisation prägen. (2) Unternehmenskulturen werden gelebt, ihre Orientierungsmuster sind selbstverständliche Annahmen, wie sie dem täglichen Handeln zu­grundeliegen. Ihre (Selbst-)Reflektion ist die Aus­nahme, keinesfalls die Regel. (3) Unternehmenskultur bezieht sich auf gemein­same Orientierungen, Werte usw. Es handelt sich also um ein kollektives Phänomen, das das Handeln des einzelnen Mitglieds prägt. Kultur macht infolgedessen organisatorisches Handeln einheitlich und kohärent jedenfalls bis zu einem gewissen Grade. (4) Unternehmenskultur ist das Ergebnis eines Lernprozesses im Umgang mit Problemen aus der Umwelt und der internen - Koordination. Bestimmte, kulturell anderweitig vorgeprägte Handlungsweisen werden zu erfolgreichen Pro­blemlösungen, andere weniger. Zug um Zug schälen sich bevorzugte Wege des Denkens und Problemlösens heraus, bis schließlich diese Ori­entierungsmuster zu mehr oder weniger selbst­verständlichen Voraussetzungen des organisato­rischen Handelns gemacht werden. Unterneh­menskultur hat also immer eine Entwicklungsge­schichte. (5) Unternehmenskultur repräsentiert die “kon­zeptionelle Welt” der Organisationsmitglieder. Sie vermittelt Sinn und Orientierung in einer kom­plexen Welt, indem sie Muster vorgibt für die Se­lektion und die Interpretation von Handlungspro­grammen. Die Organisationsmitglieder verschaf­fen sich ein Bild von der Aufgabenumwelt auf der Basis eines gemeinsam verfügbaren Grundver­ständnisses. (6) Unternehmenskultur wird in einem Prozess der Unternehmenskultur
- Sozialisation vermittelt. Sie wird nicht bewußt gelernt. Organisationen entwickeln zumeist eine Reihe von Mechanismen, die dem neuen Organi­sationsmitglied verdeutlichen, wie im Sinne der kulturellen Tradition zu handeln ist. Unternehmenskulturen sind komplexe Phänome­ne. Zu ihr gehören nicht nur die Orientierungsmu­ster und Programme, sondern auch ihre sichtba­ren Vermittlungsmechanismen und Ausdrucks­formen. Ein Versuch, die verschiedenen Ebenen einer Kultur zu ordnen und ihre Beziehung zuein­ander zu klären, ist das Modell von Schein (siehe Abb. oben).



<< vorhergehender Fachbegriff
 
nächster Fachbegriff >>
Unternehmenskooperation
 
Unternehmensleitbild
 
Weitere Begriffe : Wahltarif | Grundkapitalherabsetzung | Liquidationskasse
 
Copyright © 2015 Wirtschaftslexikon.co
Banklexikon | Börsenlexikon | Nutzungsbestimmungen | Datenschutzbestimmungen | Impressum
All rights reserved.