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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Marxismus

ist die Zusammenfassung der Lehren von Karl Marx (Hauptwerk: »Das Kapital«) und seinen Anhängern, deren Kernaussagen in die Wirtschaftssysteme der Staaten des COMECON eingegangen sind. Karl Marx stand unter dem Eindruck des Massenelends der Arbeiter im 19. Jahrhundert. Heute gilt der Marxismus als überholt weltanschauliches System, das auf dem Werk von Karl MARX (1818-1883) basiert. Als Interpretationsschema für die gesellschaftliche Entwicklung fand der Marxismus in der zweiten Hälfte des 19. Jh. eine weitgehende Akzeptanz in den politischen und kulturellen Organisationen der Arbeiterklasse. Dies trotz einer nicht geraden leichten Zugänglichkeit seiner Hauptschriften wie auch seiner Wurzeln, nämlich des dialektischen Materialismus und des –* historischen Materialismus sowie der klassischen politischen Ökonomie und der Ideen französischer und englischer Sozialisten. Ausgangspunkt der MARXschen Anschauungen sind eine Geschichtsphilosophie und eine materialistische Ontologie. Die Geschichte war nach MARX bisher eine Geschichte von Klassengegensätzen und Klassenkämpfen; sie stellt einen Emanzipationsprozess dar. Fortschritt manifestiert sich, wenn eine unterdrückte oder ausgebeutete Klasse die herrschende Klasse ablöst, die ihre historische Rolle ausgespielt hat und nur noch ein überlebtes System von Herrschaftsbeziehungen zu konservieren sucht. Die Vergangenheit läßt sehr unterschiedliche Gesellschaftsformationen erkennen. Es besteht kein Grund anzunehmen, dass der Kapitalismus mit den von MARX gebrandmarkten Defekten die letzte Formation in der Geschichte sein wird. MARX versprach sich viel vom Sozialismus und - Kommunismus, ohne diese Formationen einer näheren Bestimmung zu unterziehen. Mit Hilfe der materialistischen Ontologie wird die Unumkehrbarkeit der Geschichte und ihre relative Selbständigkeit begründet. Dies erreicht MARX dadurch, dass er den allgemeinen gesellschaftlichen Fortschritt in eine enge Verbindung mit dem Fortschritt in der unvermeidlichen materiellen Reproduktion setzt. Der Fortschritt in der Produktion von Gütern und Diensten ist irreversibel. Der Mensch reproduziert sich und seine Umgebung auf immer höherem Niveau. In seinem Hauptwerk (»Das Kapital«) benutzte MARX seine Geschichtsphilosophie und die materialistische Ontologie, um das Wirtschaftssystem des Kapitalismus einer fundamentalen Kritik zu unterziehen. Die zentrale Idee dieser Kritik beruht in der Feststellung, dass im Kapitalismus der Produktion von Gütern und Diensten eine wesensfremde Zielsetzung aufgezwungen wird. Dies kommt dadurch zustande, dass die Produktionsmittel im Eigentum der Nichtproduzenten, der Kapitalisten, sind. Sie setzen sich nicht die gesellschaftliche Reproduktion zum Ziel, sondern Profitmaximierung und individuelle Vermögensansammlung. So kommen - Entfremdung, - Ausbeutung und die für den Kapitalismus nach MARX so typische dynamische Instabilität (-f Krisentheorie) zustande. Nach der Machtübernahme der Bolschewiki im Rußland von 1917 hat der Marxismus sehr verschiedene Wege genommen. Im Westen hat er v.a. in der evolutionären Variante des Revisionismus noch eine geraume Zeit die Ideologie der sozialdemokratischen Bewegungen beeinflußt. Marxistische Theorien und Hypothesen haben daneben Eingang in die Wissenschaft gefunden, insbes. in die Geschichtswissenschaft und in die Gesellschaftswissenschaften, ohne dass damit die Weltanschauung übernommen wurde. In der Sowjetunion wurde der Marxismus mit der politischen Theorie von Wladimir I. LENIN zum Marxismus-Leninismus verschmolzen, der als offizielle Staatsideologie mit Unfehlbarkeits- und Ausschließlichkeitsanspruch die Diktatur des Proletariats, d.h. die Diktatur der Marxistisch-Leninistischen Partei legitimieren sollte. Die politische und intellektuelle Entwicklung der Sowjetunion hat diese Variante des Marxismus gründlich in Mißkredit gebracht. Schließlich spielte der Marxismus in den Entwicklungsländern der dritten Welt als Emanzipations- und Befreiungsideologie eine wichtige Rolle, wobei in vielen Fällen unter dem politischen und ökonomischen Einfluss der Sowjetunion ein Abgleiten in die totalitäre Sowjetvariante festzustellen ist. Literatur: Fetscher, I. (1967). Kolakowski, L. (1983)



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