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Kapitalismus
Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts schlagwortartige Bezeichnung für eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in der sich die (industriellen) Produktionsmittel in Privatbesitz befinden und die Wirtschaft dezentral gelenkt wird. Von Marxisten wird "Kapitalismus" auch als diskriminierender Begriff in der politischen Auseinandersetzung gebraucht und unter anderem mit der Ausbeutung der Arbeitnehmer durch eine kleine Gruppe von Besitzenden gleichgesetzt. Mit Beginn der Industrialisierung und des Maschinenzeitalters kam der volkswirtschaftlichen Kapitalbildung eine entscheidende Bedeutung zu. Um die Maschinen und Anlagen der entstehenden Industriebetriebe, Bergwerke, Eisenbahnen und Hochseeschiffe finanzieren zu können, musste Kapital gebildet werden. Dazu waren Ersparnisse (ein Überschuss der Einkommen über die laufenden Ausgaben) notwendig. Angesichts der ärmlichen Lebensverhältnisse zu Beginn der Industrialisierung war die breite Masse der Bevölkerung nicht in der Lage, im erforderlichen Ausmaß zu sparen. Die Kapitalbildung konzentrierte sich deshalb zunächst allein bei einer kleinen bürgerlichen Schicht, der "Bourgeoisie". Als Arbeitgeber und Eigentümer der Produktionsanlagen beanspruchten die Kapitalbesitzer das Weisungsrecht gegenüber den abhängig Beschäftigten, den Arbeitnehmern. In einer zunächst noch vom Adel beherrschten Gesellschaft forderte das Bürgertum aber auch einen seiner wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung entsprechenden Anteil an der politischen Macht. Für Karl Marx und in seinem Gefolge für die Marxisten und Sozialisten, wurde die Frage, wer die Produktionsmittel besitzt und über ihre Verwendung bestimmt, zum entscheidende Merkmal einer Wirtschafts- und Sozialordnung. Denn von der Antwort darauf hängt es nach dieser Meinung ab, ob eine Gesellschaft als feudalistisch, kapitalistisch, sozialistisch oder kommunistisch zu bezeichnen ist. Wenn die Produktionsmittel nicht den Arbeitenden gehören (wie das bei selbständigen Landwirten und Handwerkern der Fall ist), ergibt sich nach marxistischer Ansicht eine nahezu totale Abhängigkeit der Besitzlosen von den Besitzenden. Diese Abhängigkeit kann dann zur Ausbeutung der Arbeitnehmer missbraucht werden. Das treibende Motiv für das Wirtschaften der Kapitalisten ist nach marxistischer Auffassung das Streben nach einem möglichst hohen Gewinn, nach Profitmaximierung. Die Folge ist eine Verelendung der Massen. Marx und seine Anhänger betrachteten dies als eine historische Zwangsläufigkeit, die mit wissenschaftlichen Mitteln nachgewiesen werden könne. Tatsächlich führte die Industrialisierung und die Konzentration des Kapitalbesitzes bei einer kleinen gesellschaftlichen Gruppe zunächst zu großen sozialen Unterschieden und Spannungen. Die Lohnarbeiter konnten sich und ihre Familien nur notdürftig ernähren, waren oftmals der Willkür der Fabrikbesitzer ausgeliefert. Die Landflucht und der Zusammenbruch traditioneller Erwerbszweige (Weber) sowie die Auflösung der Zünfte führten dazu, dass die Zahl der Arbeitsuchenden in den Zentren der Industrialisierung ständig wuchs. Dadurch war es für die Arbeitgeber leicht, billige Arbeitskräfte zu finden. Die sozialen Mißstände wurden von vielen zeitgenössischen Kritikern nicht dem Zusammenbruch der mittelalterlichen Wirtschaftsordnung, dem dadurch ausgelösten Strukturwandel und dem starken Bevölkerungswachstum zugeschrieben. Sie machten allein oder ganz überwiegend die neue liberalen Wirtschaftsordnung und die herrschenden Besitzverhältnisse dafür verantwortlich. Vor allem Karl Marx und seine Anhänger und Nachfolger sahen deshalb nur in einer zwangsläufig gewaltsamen Änderung der Besitzverhältnisse einen Weg zur Lösung der sozialen Probleme. Bis heute werden die westlichen Industrieländer auch von Nicht-Marxisten und in der Umgangssprache oft als "kapitalistische Staaten" bezeichnet. Das Recht auf Privateigentum an Produktionsmitteln und die - im Gegensatz zu einer Planwirtschaft dezentralen Entscheidungen über den Einsatz dieser Produktionsmittel werden von ihnen auch heute noch als entscheidende Kriterien für die Kennzeichnung einer Gesellschaftsordung als "kapitalistisch" angesehen. Vielfach werden auch die Begriffe Marktwirtschaft und Kapitalismus synonym verwendet, also als zwei verschiedene Bezeichnungen für ein und denselben wirtschaftlichen und sozialen Tatbestand. Dabei wird unterstellt, dass der Privatbesitz an Produktionsmitteln heute noch die gleiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung hat, wie im 19. Jahrhundert.
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