Fortschritt
In der Wirtschaftssoziologie:
progress, [1] Bezeichnung für die Entwicklung von niederen zu höheren Zuständen.
[2] In der Bedeutung eines einheitlichen, gesetzmässigen, zielgerichteten und nicht umkehrbaren Prozesses (unilineare Entwicklung) war der Fortschritt ein zentrales Konzept der Aufklärung; da dieser F.sbegriff die Entwicklung der gesamten Menschheit und die Entfaltung der Zivilisation (in der Bereitstellung materieller Güter) unterstellte und beide Bereiche als gekoppelt angesehen wurden, konnte die F.sidee im 18. Jahrhundert sowohl den Glauben an die Vernunft als auch die beginnende Industrialisierung sowie die Kolonisation legitimieren, indem in dem Bewusstsein gehandelt wurde, auf eine Vervollkommnung der Welt hinzuwirken. Auch wenn es zu keiner einheitlichen F.stheorie gekommen ist, lassen sich jedoch deutlich zwei Richtungen erkennen: a) Der Fortschritt ist abhängig von gesellschaftlichen Kräften, so dass vornehmlich in Hinblick auf Beschleunigung des Prozesses in ihn eingegriffen werden kann; dieser Aspekt ist nach der Französischen Revolution vor allem im Sozialismus erhalten geblieben, b) Der Fortschritt wird als mechanischer Ablauf verstanden, als Naturgesetz, das es zu erfassen gilt; deutlich wird dies bei A. Comte, dessen Auffassung als Vollendung der klassischen F.stheorie gilt. Nach ihm vollzieht der Fortschritt sich aufgrund wissenschaftlich beobachtbarer Gesetzmässigkeiten in Form einer aufwärtsgerichteten Geraden, die durch rassische und klimatische Faktoren sowie durch nicht wissenschaftlich gelenkte politische Aktionen gelegentliche Krümmungen aufweisen kann. Endpunkt ist die Reinigung aller Wissenschaften von Fiktion und Spekulation sowie die Befreiung der industriellen Gesellschaft von nicht wissenschaftlich gelenkter Herrschaft. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbindet sich diese Richtung mit dem Evolutionismus. Seit M. Weber wird die F.stheorie in der Soziologie als unhaltbar betrachtet, da im F.sbegriff neben der Bedeutung „Entwicklung“ auch die der „fortschreitenden technischen Rationalität der Mittel“ und die der „Wertsteigerung“ enthalten sind.
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