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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Soziologie

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Lehre von der Gesellschaft, die sich mit sozialen Strukturen und sozialem Verhalten befaßt. In der Wirtschaftssoziologie: eine selbständige Einzelwissenschaft, die mit bestimmten Begriffen und Theorien, Methoden und empirischen Techniken Struktur-, Funktions- und Entwicklungszusammenhänge der Gesellschaft beschreibt und aus allgemeineren Prinzipien heraus erklärt. Soziologie ist weder eine nur theoretische Disziplin, noch geht sie in theorieloser Erfahrungswissenschaft auf; Erfahrung und Theoriebildung sind vielmehr Momente der soziologischen Wissenschaft als ganzer, die unabdingbar aufeinander verwiesen sind. Unter dem Blickwinkel des Verhältnisses von Theorie und Praxis erschöpft sich Soziologie nicht in der Entwicklung einer soziologischen Theorie, welche die bestehende gesellschaftliche Wirklichkeit nur erklärt; als Kritik der Gesellschaft verweist sie auf Möglichkeiten der Entwicklung und Veränderung von Gesellschaft. Soziologie fragt nach den Zielen, Formen und Funktionen der Vergesellschaftung, den Mechanismen und Kräften des gesellschaftlichen Zusammenhalts, wie den Ursachen, Formen und Funktionen sozialer Konflikte, den Ursachen und Determinanten der Bildung sozialer Klassen und Schichten, nach den Ursachen, Formen und Folgen sozialen Wandels; sie analysiert nicht nur die Struktur und Funktion gesellschaftlicher Institutionen und Herrschaftsformen, sondern hinterfragt zugleich deren Legitimation; sie untersucht die Wechselwirkung von Gesellschaft und einzelne» und zeigt, in welcher Weise Verhalten und Handeln, Denken und Bewusstsein von der Gesellschaft geprägt werden. Da die hinreichende Klärung der weiteren Bedingungszusammenhänge der genannten Phänomene immer auch zugleich ein Problem darstellt, das nur durch das Zusammenwirken verschiedener Disziplinen zu lösen ist, arbeitet die Soziologie mit Nachbardisziplinen zusammen oder greift auf deren Methoden und Ergebnisse zurück; es handelt sich dabei im wesentlichen um: politische Ökonomie, Sozialpsychologie und Psychoanalyse, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Sozialgeschichte. Was die spezifische Problemstellung und methodische Perspektive der Soziologie im einzelnen und konkret sind, lässt sich schwerlich mit einer einzigen Formel fassen, da tiefgreifende Unterschiede sowohl auf der Methodenebene als auch auf der Problem-und Objektebene zu konstatieren sind. Soziologie als ganze realisiert sich in verschiedenen Strömungen und Richtungen, die - von verschiedenen Erkenntnisinteressen und Vorverständnissen geleitet - Gesellschaft in einem Prozess, der methodisch wie inhaltlich kontrovers ist, zum Gegenstand wissenschaftlicher Erfahrung machen. Einige der wichtigsten Ansätze, die mit einer bestimmten Methode zumeist auch einen bestimmten Aspekt des Objektbereiches aufschliessen, sind: a) Eine der Bestimmungen von Methode wie Objekt der Soziologie, die am nachhaltigsten auf die Entwicklung der soziologischen Wissenschaft gewirkt hat, ist die von E. Durk-heim, Gesellschaft als Insgesamt sozialer Tatbestände (faits sociaux), wie Dinge, zu behandeln. Die sozialen Tatbestände bezeichnen eine von individualpsychologischen Faktoren unabhängige Strukturebene von Gesellschaft, die dem einzelnen als Manifestationen des Zwangs gegenübertreten. Wo immer soziologische Analysen am Strukturrahmen der Gesellschaft ansetzen, basieren sie - mit mehr oder minder grossen Modifikationen - auf dieser wichtigen Einsicht Durkheims in den Konstitutionszusammenhang von Gesellschaft, b) Das gilt in besonderem Masse von der funktionalistischen Soziologie, welche von Gesellschaft als einem System institutionalisierter Werte und Normen ausgeht, das sich nicht aus Prozessen reiner Interaktion rekonstruieren lässt. Das soziale System als Wirkungszusammenhang institutionalisierter Elemente wird unter bestimmte Bezugsperspektiven gestellt, wie Anpassung des Systems an dessen Umwelt, Erfüllung der Systemziele, Integration, Strukturerhaltung. Wenngleich die Bezugspunkte funktionaler Analyse normativen Charakter haben, erfolgt die Analyse empirisch-analytisch, d.h. als nachprüfbare und durchsichtige Analyse der Wirkungsbeziehungen von Systemelementen, c) Die Marxsche Gesellschaftstheorie rekonstruiert Gesellschaft als Funktionszusammenhang der Arbeitsteilung wie der daraus resultierenden Herrschaft, der durch konstitutive innere Widersprüche bestimmt ist. Dialektik als Methode steht in engem Zusammenhang mit der Struktur inhaltlicher Widersprüche wie ihrer historischen Dimension; sie ist darum historische Dialektik, kein universales Denkprinzip, d) Anders als die beiden, wenn auch in unterschiedlicher Weise, an den gesellschaftlichen Strukturverhältnissen ansetzenden Soziologien, verfahren in-teraktionistische Ansätze: Sie machen in unterschiedlicher Weise soziales Verhalten einerseits, soziales Handeln andererseits zum Gegenstand soziologischer Analyse, der zugleich die Verfahrensweise bestimmt. Die verhaltenstheoretische Soziologie beschränkt sich auf das beobachtbare Verhalten, das in empirisch-analytischer Weise mit experimentellen Methoden erforscht wird. Ziel der verhaltenstheoretischen Soziologie ist die Ermittlung empirischer Regelmässigkeiten, im Grenzfall Gesetzmässigkeiten des menschlichen Verhaltens unter Ausblendung gesamtgesellschaftlicher Vermittlungslinien und historischer Bezüge. Handlungstheoretische Ansätze der S., die auf M. Weber zurückgehen, stellen in Rechnung, dass zwischenmenschliche Interaktionen durch subjektive Sinnorientierungen vermittelt sind, die nicht in gleicher Weise wie beobachtbares Verhalten zu fassen sind, sondern nur mit der Methode des Verstehens des je subjektiv gemeinten Sinns zureichend erfasst werden können.



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