Psychoanalyse
In der Wirtschaftssoziologie:
nach der Definition ihres Begründers S. Freud Bezeichnung für [1] ein Verfahren zur Untersuchung seelischer Vorgänge, die vor allem darauf abzielt, die unbewusste Bedeutung von Worten, Handlungen und Vorstellungen (z.B. Träumen, Phantasien) herauszufinden. Dabei knüpft die Psychoanalyse vorab an die vom Probanden in „freier Assoziation“ produzierten Einfälle zum Untersuchungskomplex an; jedoch können auch andere Äusserungen hinsichtlich ihrer unbewussten Bedeutung untersucht werden.
[2] Eine auf dieser Untersuchungstechnik basierende Methode der Therapie psychischer Störungen; diese Therapie bedient sich des Mittels der kontrollierten, im Gespräch mit dem Patienten erfolgenden Deutung der geheimen Wünsche, Widerstände und Übertragungen des Patienten; in diesem Sinne spricht man häufig auch von „einer Psychoanalyse“ oder kurz „einer Analyse“.
[3] Die Gesamtheit der Theorien, die die durch [1] und
[2] gewonnenen Erkenntnisse zusammenfassen und systematisieren. Kern dieses theoretischen Systems ist die Lehre von der stufenförmigen Entwicklung der Libido (Libidostufen) sowie die Theorie des psychischen Apparats, die von der Annahme dreier interagierender, häufig konfligierender psychischer „Instanzen“: des -t. Es, des Ich und des Über-Ich, ausgeht. Während das Es die unbewussten, natürlichen Triebregungen des Subjekts repräsentiert, stellt das Über-Ich die durch Identifizierung zu einer inneren Instanz gewordene Macht der gesellschaftlichen Verbote und Forderungen dar, die häufig den Verzicht auf Triebbefriedigung (insbesondere im Sexuellen) verlangt; das Ich fungiert als die zwischen diesen Wünschen und Forderungen vermittelnde, die Möglichkeiten der Triebbefriedigung im Hinblick auf die gegebene Realität abwägende, kritische Instanz. Diese Ansätze in den theoretischen Arbeiten Freuds haben vor allem nach dem zweiten Weltkrieg zu einer intensiven Rezeption der Psychoanalyse durch die Soziologie geführt, vor allem durch die strukturell-funktionale Handlungstheorie (T Parsons), die soziologischen Theorien der Sozialisation und der sozialkulturellen Persönlichkeit sowie in der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule der Soziologie, in der eine Synthese psychoanalytischer und marxistischer Gedankengänge versucht wurde (v.a. E. Fromm, auch H. Marcuse). Eine Weiterentwicklung in dieser Richtung ist der Ansatz von A. Lorenzer (Interaktionsform).
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