Index-Zertifikat
Mit Zertifikaten an der Entwicklung ganzer Aktienmärkte teilhaben
Anleger, die in Zeiträumen von zehn Jahren und länger denken, erzielen mit Aktien durchschnittliche Renditen von zehn bis zwölf Prozent pro Jahr. Daran wird auch das vergleichsweise schwache Jahr 2000 wenig ändern. Doch welche Aktien soll man kaufen? Werden auch künftig die Kurse von High-Tech-Papieren überdurchschnittlich ansteigen oder liegen bald ganz andere Branchen vorn? Aktiensparer, die sich solche Fragen ersparen wollen, greifen gerne zu Investmentfonds und überlassen dem Fondsmanagement die Qual der Wahl. Mit Indexzertifikaten erzielen Anleger jedoch häufig bessere Ergebnisse und das ohne größere Risiken einzugehen.
Die 30 größten deutschen Standardaktien, zusammengefasst im deutschen Aktienindex Dax, haben sich in den vergangenen Jahren sehr unterschiedlich entwickelt. Papiere wie Siemens oder SAP vervielfachten ihren Wert, Besitzer von Autoaktien mussten dagegen zum Teil deutliche Verluste hinnehmen. Auch so mancher Fondsmanager hat auf das falsche Pferd gesetzt, wie die Vermögensverwaltungsgesellschaft Feri Trust in einer Studie herausfand: In den vergangenen zehn Jahren schnitten mehr als 85 Prozent aller europäischen Aktienfonds schlechter als der internationale Vergleichsindex MSCI Europa ab. Aber nicht nur schlechtes Management der Fondsverwalter, sondern auch hohe Ausgabeaufschläge zwischen drei und fünf Prozent und Verwaltungsprovisionen sind für die vergleichsweise schlechte Wertentwicklung vieler Aktienfonds verantwortlich. Auch aus diesem Grunde steigt die Interesse der privaten und institutionellen Investoren an indexierten Anlageinstrumenten, den Indexzertifikaten.
Bei Indexzertifikaten schneiden die Anleger immer so gut oder schlecht ab wie der zugrundeliegende Index. Zu Beginn der 90er-Jahre legten Banken in Deutschland die ersten Indexzertifikate auf. Ähnlich einer Anleihe ist der Käufer Gläubiger, leiht also der Bank sein Kapital, um es nach einer festgelegten Laufzeit zurückzuverlangen.
Wie spekulativ man anlegt, wird ausschließlich durch die Wahl des Indices bestimmt. Zertifikate auf breiter gefasste Indices, wie auf den Euro Stoxx minimieren das Risiko, kleine Marktsegmente nachbildende Indices, wie Zertifikate auf den Nemax All Share aller Unternehmen am Neuen Markt oder Branchen, wie Chemie, Telekommunikation oder Banken erhöhen es naturgemäß. Am weitesten verbreitet sind Zertifikate auf den Dax, Nemax 50, Nasdaq 100 und den EUROSTOXX 50.
Anleger sollten darauf achten, ob es sich um ein Performance- oder ein Kurs-Indexzertifikat handelt. Beim Performance-Index werden Dividendenzahlung oder Bezugsrechte automatisch wieder rechnerisch in die entsprechenden Aktien investiert. Der Kursindex zeichnet die reine Kursentwicklung der Aktien und damit auch die bei Dividendenzahlungen üblichen Kursabschläge nach.
Das Bezugsverhältnis eines Indexzertifikats gibt Auskunft, wie hoch der Wert des Zertifikats im Verhältnis zum Indexstand ist. Ein Beispiel: Ein Indexzertifikat bildet den Dax im Verhältnis 1:100 nach. Bei einem Dax von beispielsweise 6.500 Punkten muss man für den Schein 65 Euro plus ein paar Cent, die der Emittent als Marge verdient, bezahlen. Steigt der Dax um zehn Prozent auf 7.150 Punkte, legt der Schein ebenfalls um 10 Prozent auf 71,5 Euro zu.
Anleger können Indexzertifikate täglich an der Börse kaufen oder verkaufen. An Transaktionskosten werden lediglich die bei Aktien üblichen Gebühren von rund einem Prozent bei An- und Verkauf fällig. Direktbanken berechnen sogar noch wesentlich geringere Gebühren. Die Advance-Bank nimmt beispielsweise beim Kauf eines Indexzertifikates im Wert von 10.000 Euro eine Transaktionsgebühr von knapp 15 Euro. Beim Kauf eines Fonds mit einem regulären Ausgabeaufschlag von fünf Prozent hätte der Anleger dagegen mit Nebenkosten von 500 Euro zu rechnen.
Auch unter steuerlichen Gesichtspunkten sind Indexzertifikate interessant, denn der Fiskus stellt sie der Aktienanlage gleich. Wer also die Papiere länger als zwölf Monate im Depot hält, kassiert Kursgewinne generell steuerfrei (stand 6.6.2001, ohne Gewähr). Auch kann der Anleger die Dividenden steuerfrei kassieren, denn bei Performance-Indexzertifikaten werden Dividendenzahlung automatisch wieder rechnerisch in Aktien investiert und nicht ausgezahlt. Die Steuerfreiheit bei einer Anlagedauer von mindestens einem Jahr gilt zwar auch für Aktienfonds, doch fallen zusätzlich Steuern auf Dividenden an, die Fondsgesellschaften fortlaufend von den Aktiengesellschaften überwiesen bekommen. Das depotführende Institut kann nur vom Zinsabschlag absehen, wenn ein Freistellungsauftrag in ausreichender Höhe erteilt wurde, oder wenn eine Nichtveranlagungsbescheinigung vorliegt.
Fazit: Indexzertifikate sind ein ideales Investment um Präferenzen für ein spezielles Land oder ein Marksegment abzudecken. Aufgrund der kleinen Stückelung und geringer Mindesthandelsgrößen können auch kleinere Beträge breit diversifiziert angelegt werden. Bei einigen Banken und Discountbrokern können Indexzertifikate zusätzlich auch in einem monatlichen Sparplan erworben werden. Dank geringerer Gebühren und leicht nachvollziehbarer Wertentwicklung sind Indexzertifikate nicht nur eine Alternative zu Aktienfonds sondern oft die bessere Wahl.
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