Aktienindizes
Aktienindizes sind statistische Kennwerte, mit denen die Entwicklung eines Aktienmarktes in seiner Gesamtheit oder aber die Entwicklung einzelner Branchen (Branchenindizes) mathematisch-statistisch erfaßt werden. Die meisten Indizes sind Teilmarktindizes, deren Aussagekraft nur für ein bestimmtes Segment des Aktienmarktes besteht. Die Aktienindizes sind ein wichtiges Kriterium für Anleger zur Beurteilung des Marktes.
Aktienindizes werden mittels unterschiedlicher Methoden für eine bestimmte Anzahl börsennotierter Unternehmen bestimmt; diese Unternehmen haben dabei ein hohes ökonomisches Gewicht (zum Beispiel durch ihre Marktkapitalisierung). Bei den sogenannten Preisindizes gibt es insgesamt vier Berechnungsmethoden, mittels derer die Preisentwicklung (Kursentwicklung) der indizierten Börsenwerte ermittelt werden kann. Der wichtigste deutsche Aktienindex DAX beispielsweise wird demnächst auf das Kriterium der Marktkapitalisierung umgestellt. Aktienindizes als Preisindizes werden berechnet nach der Methode des:
Arithmetischen oder algebraischen Durchschnitts oder Mittelwerts (Beispiel; Dow Jones) Geometrischen Durchschnitts (Beispiel: FT-SE 30 der Londoner Börse)
Durchschnittsindexierung Indexierung nach Marktkapitalisierung.
Alle diese Methoden haben, wie der Statistik allgemein eigen, ihre Vor- und Nachteile. Aus der Gesamtheit der wichtigsten internationalen Indizes lassen sich jedoch relativ sichere Aussagen über die Aktienentwicklung und zu Anlagestrategien treffen.
Ein Index ist generell ein statistischer Messwert, durch den eine Veränderung bestimmter wirtschaftlicher Tatbestände, z. B. Konsumentenpreisentwicklung, Produktionsveränderungen, Aktien- und Obligationenpreisentwicklungen usw., ausgedrückt wird.
Indizes werden zu verschiedenen Zwecken herangezogen. Ein Aktienindex repräsentiert sozusagen einen Korb mit einer bestimmten Anzahl von Aktientiteln, die in einem solchen Index zusammengefasst sind. Die meisten Indizes repräsentieren einen Teilmarkt, nur wenige decken einen Markt vollständig ab. Für Fondsmanager, Analysten und professionelle »Börsianer« sind Aktien- und Obligationenindizes für die Entscheidungsfindung und Beurteilung von Engagements an der Börse außerordentlich wichtig. Indizes haben als Beurteilungskriterium in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Dieses gilt sowohl für Aktienindizes wie auch für Obligationen- und Geldmarktindizes. Die Qualität eines Indexes wird maßgeblich durch verschiedene Faktoren bestimmt. Dieses sind z. B. die Berechnungs- bzw. Erhebungsmethode, die Anzahl und Verteilung der Beobachtungen sowie die zeitgerechte Durchführung der notwendigen Indexadjustierungen. Zur Verdeutlichung soll nachstehend auf die unterschiedlichen Berechnungsarten sowie auf die Vor- und Nachteile der gebräuchlichsten Berechnungsformeln und auf die Besonderheiten der Obligationenindizes eingegangen werden.
Bei den Preisindizes gibt es vier verschiedene Berechnungsmethoden:
1. Arithmetischer Durchschnitt
Der Vergleich arithmetischer Durchschnitte ist die einfachste Indexkonstruktion. Man spricht auch vom algebraischen oder arithmetischen Mittelwert. Der bekannteste Index, der auf diese Art berechnet wird, ist der »Dow Jones«.
Der Nachteil dieser arithmetischen Berechnungsmethode ist, dass die Marktkapitalisierung der im Index vertretenen Gesellschaften und deren Dividendenausschüttungen unberücksichtigt bleiben. Aktien mit einem hohen absoluten Preis haben bei dieser Berechnungsmethode ein größeres Gewicht als Aktien mit tiefem absolutem Preis. Aus diesem Grunde wird der arithmetische Index auch »preisgewichteter Index« genannt.
2. Geometrischer Durchschnitt aller Komponenten
Der Nachteil der Preisentwicklung des arithmetischen Mittels wird durch den selten verwendeten geometrischen Durchschnitt korrigiert. Bei dieser Berechnungsmethode werden alle Gesellschaften gleich gewichtet Rekannte Indi7Ps. hei denen diese Rerechniin¢smethode an-
gewandt wird, sind der amerikanische »Value Line Index« und der britische »FT-SE 30«. Die Berechnung lautet:
3. Indexierte Durchschnitte
Bei der Berechnung des Index wird grundsätzlich der aktuelle Wert der im Index enthaltenen Komponenten mit dem Basiswert derselben in Beziehung gebracht, wobei der Basiswert des Index i. d. R. 100 beträgt. Die Berechnungsformel lautet:
4. Marktkapitalisierter Index
Wie der Name bereits sagt, werden die einzelnen Gesellschaften gemäß ihrer Marktkapitalisierung im Index berücksichtigt. Dabei gilt für jede Gesellschaft folgende Definition:
Marktkapitalisierung = Anzahl Aktien x Aktienpreis
Da sich die Gesamtmarktkapitalisierung aus der Marktkapitalisierung der einzelnen Aktien zusammensetzt, kann man auch das Gewicht eines einzelnen Titels ermitteln. Die Kenntnis über die Gewichtung eines einzelnen Titels und der verschiedenen Branchen ist besonders im Portfolio-Management von Bedeutung. Die Berechnungsformel lautet:
Die Gewichtung der Titel nach der Marktkapitalisierung hat den Vorteil, dass wirtschaftlich und bezüglich der aktuellen Gewichtung in den Portefeuilles bedeutenden Gesellschaften ein größeres Gewicht beigemessen wird als kleineren Unternehmen. Im Gegensatz zum arithmetischen Durchschnitt, bei welchem allein die zufällige Höhe des Aktienpreises für die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Gesellschaften den Ausschlag gibt, ist bei der Marktkapitalisierung i. d. R.
Diese Indexform hat jedoch auch Nachteile, z. B. für Branchenindizes, die i. d. R. nur wenige Titel beinhalten, wodurch die Branchenführer stark dominierend wirken.
Die vorstehend beschriebenen Berechnungsmethoden haben den Nachteil, dass sie die Dividende nicht berücksichtigen. Daher werden sie Preisindizes genannt. Die ausschließlich nach der Marktkapitalisierung berechneten Performance-Indizes berücksichtigen die Dividende. Im Zusammenhang mit Performance-Indizes wird auch oft der Begriff »Total Return Index« verwendet.
Die Berechnungsmethode lautet:
Eine gewisse Unzulänglichkeit bei Performancevergleichen entsteht aus der Sicht des Anlegers u. a. dadurch, dass in der Praxis zusätzliche, die Performance beeinflussende Faktoren zu berücksichtigen sind, wie z. B. Transaktionskosten bei Käufen und Verkäufen sowie Reinvestitionen von Dividendenausschüttungen. Im letzteren Fall ist auch die Frage der steuerlichen Behandlung relevant.
Obligationenindizes
Obligationen-Indizes messen die Wertänderung festverzinslicher Wertpapiere (Total Return) in einem bestimmten Markt, wobei drei Elemente berücksichtigt werden:
· die Preisänderung der Obligationen,
· die aufgelaufenen Kupon-Erträge,
· die Wiederanlage von Kupon-Zahlungen.
Daneben messen einige Indizes, wie etwa der deutsche Rentenindex REX, nur die Preisänderung der Obligationen.
Bei den Obligationenindizes sind einige Besonderheiten zu beachten. Als Kriterien für die Titelselektion müssen die berücksichtigten Obligationentypen definiert werden. In den meisten Fällen handelt es sich um Anleihen mit festem Kupon, die öffentlich gehandelt werden und von internationalen Investoren gekauft werden dürfen. Ausgeschlossen werden also i. d. R. variabel verzinsliche Anleihen, Privatplatzierungen, Options- und Wandelanleihen, indexierte Anleihen usw. Ebenfalls problematisch sind Obligationen, die eine Kündigungsoption des Schuldners heinhalten_ Da dieser Ohlieationentvn nicht allein auf 7ins-
änderungen reagiert, kann er das Ertrags-Risiko-Profil eines Index er-
heblich verändern. Die Handelbarkeit und damit die Liquidität ist ein wichtiges Kriterium, um eine Obligation in einem Index zu berücksichtigen. Neben der Handelbarkeit sind auch das Emissionsvolumen und das Standing des Emittenten als Selektionskriterium von Bedeutung.
Der Titelgewichtung kommt eine besondere Bedeutung zu, denn die Indexkomponenten können auf verschiedene Arten gewichtet werden:
· Gleichgewichtung aller Titel,
· Gewichtung gem. dem Emissionsvolumen,
· Gewichtung gem. dem Marktwert,
· Matrix-Gewichtung.
Gleichgewichtung der Titel erfolgt teilweise bei reinen Renditeindizes, für die nur eine Durchschnittsrendite veröffentlicht wird.
Die Gewichtung gem. dem Emissionsvolumen kann als Näherungswert für die Gewichtung mit dem Marktwert verwendet werden. Diese Methode wird jedoch in der Praxis trotz der einfachen Berechnung nicht angewendet. Die Gewichtung gem. dem Marktwert hingegen ist aufwendig, stellt jedoch die korrektere Methode dar. Diese Art der Berechnung findet z. B. bei dem »Merrill Lynch Global Index« Anwendung.
Bei der Matrix-Gewichtung finden verschiedene Kriterien, wie z. B. Laufzeit, Kupon und Rating, Beachtung mit sektoraler Aufteilung, wobei für die Berechnung von Bedeutung ist, bei welchen Anleihen zusätzliche Kriterien, wie Liquidität, Emissionsvolumen, Quotierungsqualität etc., vorliegen.
Bei der Wiederanlage von Kupon-Zahlungen können unterschiedliche Annahmen getroffen werden:
· Anlage am Geldmarkt,
· Anlage in der gleichen Obligation,
· Anlage im gesamten Index.
Die Anlage der Kupon-Zahlungen in der gleichen Obligation ist eine praktikable Alternative, die geringere Transaktionskosten impliziert als die Anlage im gesamten Index. Es ist jedoch zu beachten, dass i. d. R. Transaktionskosten der Wiederanlage unberücksichtigt bleiben.
Bekannte internationale Aktienindizes
Name
Land
Kurzbe- zeichnung Reuters
Indexart
Anzahl Titel
All Ordinaries
Australien
AORD
Preisindex
232
LFX
Kopenhagen Stock Exchange\'s Stock Index for Futures and Options Markets
Dänemark
KFX
Preisindex
20
FAZ
(Index der Frankfurter Allg. Zeitung)
Deutschland
FAZI
Preisindex
100
DAX
(Deutscher Aktien-I ndex)
Deutschland
GDAX
PerformanceIndex
30
HEX
(Helsinki Stock Exchange
Share Price Index)
Finnland
HEX
Preisindex
30
CAC 40-Index
Frankreich
FCHI
Preisindex
40
FT All-Share (Financial Times All-Share)
Großbritannien
FTAS
Preisindex
661
FT-SE 100 (Financial Times Stock Exchange Index)
Großbritannien
FTSE
Preisindex
100
Hang Seng Index
Hongkong
HSI
Preisindex
33
BCI
(Banca Commerciale Italiana Index)
Italien
BCII
Preisindex
337
Name
Land
Kurzbe- zeichnung Reuters
Indexart
Anzahl Titel
MIB
(Indice Borsa Valori di Milano)
Italien
MIB
Preisindex
326
Topix
(Tokyo Price Index)
Japan
TOPX
Preisindex
1. 228
Nikkei 225 (Nikkei Index)
Japan
NIKI
Preisindex
225
TSE 300 Composite
Kanada
TSE
Preisindex
300
Kuala Lumpur Composite
Malaysia
KLSA
Preisindex
85
CBS All Share
Niederlande
CBSA
Preis- und PerformanceIndex
144
EOE Dutch Stock
Niederlande
EOEI
Preisindex
25
Oslo Stock Exchange General
Norwegen
NTOT
PerformanceIndex
123
Affärsvärlden General
Schweden
SWAY
Preisindex
127
SPI
(Swiss Performance Index)
Schweiz
SSHI
Performanceindex
450
SMI
(Swiss Market Index)
Schweiz
SSMI
Preisindex
22
SBV Gesamt (Schweizerischer Bankverein)
Schweiz
SSBG
Preis- und PerformanceIndex
454
Name
Land
Kurzbe- zeichnung Reuters
Indexart
Anzahl Titel
Strait Times Index
Singapur
SS1
Preisindex
30
Madrid General
Spanien
SMSI
DJI
Preisindex
Preisindex
72
Dow Jones Industrial Average
USA
30
Standard & Poor\'s 500
USA
SPX
Preisindex
500
MMI (Major Market Index)
USA
XMI
Preisindex
20
Nemax All Share
Deutschland
.NMDPX
Kurs- und PerformanceIndex
312
Nemax 50
Deutschland
.NMDPX50
Kurs- und PerformanceIndex
50
M-DAX
Deutschland
.MDAXI
Kurs- und PerformanceIndex
70
FT-Actuaries World
24 Länder
FTAW
Preis- und PerformanceIndex
2. 262
MSCI-Word (Morgan Stanley Capital International World Index)
22 Länder
IDXN
Preis- und PerformanceIndex
1. 488
AKTIENKAPITAL
Siehe: Grundkapital, Aktiengesellschaft
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