Beschäftigungspolitik
Maßnahmen des Staates zur Erreichung eines hohen Beschäftigungsstandes. In der vorkeynesischen Volkswirtschaftslehre galt der Lehrsatz, dass -Arbeitslosigkeit das Ergebnis kurzfristiger zyklischer Störungen in einem prinzipiell zum Vollbeschäftigungsgleichgewicht tendierenden Marktsystem sei. Beschäftigungspolitik wurde infolgedessen als direkte Arbeitsbeschaffung durch öffentliche Arbeiten betrieben. Bevorzugt wurden dabei Projekte, die auch von privaten Anbietern rentabel durchgeführt werden konnten. Im Gegensatz dazu legt die Keynesianische Theorie eine kompensatorische, antizyklische Politik nahe. Die theoretisch aufgezeigte Möglichkeit eines Unterbeschäftigungsgleichgewichts (unfreiwillige Arbeitslosigkeit) gebietet es, Maßnahmen zu ergreifen, die nicht nur auf Behebung von eingetretenen Fehlentwicklungen gerichtet, sondern geeignet sind, die Ursachen solcher Fehlentwicklungen zu beseitigen. Dem Staat wird dabei eine zentrale Rolle im gesamtwirtschaftlichen Prozess zuerkannt und (erstmals durch das amerikanische Beschäftigungsgesetz von 1946, in der BRD durch das - Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft 1967) auch eingeräumt. Entsprechend der Grundposition keynesianischer Beschäftigungstheorie (unfreiwillige Arbeitslosigkeit wird auf unzureichende Gesamtnachfrage zurückgeführt) sind insbes. Instrumente der Nachfragesteuerung in Betracht zu ziehen. Auf dem Gütermarkt ist Ausgabenpolitik geboten, v.a. der autonomen Staatsausgaben, und bei diesen wieder hauptsächlich der - Investitionen in die Infrastruktur. Es besteht auch die Möglichkeit einer indirekten Beeinflussung der Beschäftigung über eine Steuerung des - Konsums mittels Einkommensübertragungen, ferner der privaten Investitionen durch geldpolitische und steuerliche Einwirkung auf die Investitionsneigung und -möglichkeiten, schließlich des - Außenhandels durch die Mittel der . Außenwirtschaftspolitik. Über den Geldmarkt (indirekt) wirkende beschäftigungspolitische Interventionen knüpfen v.a. beim Geldangebot an, soweit dessen Veränderung unter den obwaltenden Bedingungen der Geldnachfrage einen Zinseffekt auszulösen verspricht (der seinerseits dann über die Investitionen beschäftigungsrelevant wird). Wegen der Gefahr der Liquiditätsfalle und der gering eingeschätzten Wirkung eines - PIGOU- bzw. Realvermögenseffektes wird von der KEYNESschen Beschäftigungstheorie jedoch nachdrücklich eine Ergänzung der Geldpolitik durch - Fiskalpolitik gefordert. Um darüber hinaus vom Geldmarkt her keine Gegenwirkungen gegen nachfragepolitische Maßnahmen befürchten zu müssen, wird auf ein elastisches Geldangebot (easy money) gedrungen, so dass die Geldmenge per Saldo den Rang einer abhängigen Variablen erlangt. Die keynesianische Beschäftigungspolitik, die somit der vom Staat zu gestaltenden -3 Finanzpolitik eine dominierende Rolle beimißt, zieht unter dem Aspekt der Durchschlagskraft ausgabenpolitische Instrumente den einnahmenpolitischen vor, ferner die Defizitpolitik der Budgetpolitik (Volumenpolitik). Die Defizitfinanzierung soll nur dann den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen, wenn durch eine hohe Angebotselastizität gewährleistet ist, dass die Mittelbereitstellung nicht auf Kosten des privaten Konsums und der privaten Investition geht. Eine allgemeine Reduzierung der Geldlöhne zur Beseitigung von unfreiwilliger Arbeitslosigkeit wird v.a. wegen der negativen Nachfrageeffekte abgelehnt. Die KEYNESsche Beschäftigungspolitik steht unter dem (aus der Anlage der Theorie als kurzfristige Analyse resultierenden) Vorbehalt, dass komplementäre Produktionsfaktoren, insbes. Anlagevermögen und Rohstoffe, für den Expansionsprozess vorhanden sind. Als Globalstrategie stellt sie nicht auf die Bekämpfung von struktureller Unterbeschäftigung ab. Die neoklassische Kritik am KEYNESschen Beschäftigungspessimismus und an dem daraus abgeleiteten Interventionismus des Staates benützt als theoretisches Argument verschiedene Varianten des Realvermögenseffektes. Literatur: Friedrich, H. (1978). EngelenKefer,U. (1976). Dürr, E., Neuhauser, G. (1975). Huckemann, S. van Suntum, U., Beschäftigungspolitik im intemationalen Vergleich, Gütersloh 1994. McKinsey Global Institute, Employment Performance, Washington 1994. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Jahresgutachten).
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