geldpolitische Transmission
1. Auch: Transmission monetärer Impulse. Übertragung (Transmission) der von der Geldpolitik der Zentralbank ausgehenden bzw. beabsichtigten Wirkungen über die Banken zu den eigentlich zu adressierenden (Nichtbank-) Wirtschaftseinheiten -Unternehmen, Private, Staat - und deren ökonomische Tätigkeit. Für diesen Transmissionsmechanismus gibt es eine Reihe theoretischer Konzeptionen wie Quantitätstheorie, Keynes\'scher, Vermögens-, portefeuilletheoretischer, Kredit/Zinstransmissionsmechanismus. 2. Geldpolitische Transmission im Eurosystem: Hauptziel der Geldpolitik des Eurosystems ist die Gewährleistung der Preisstabilität. Nach Darstellung der EZB werden ihre geldpolitischen Entscheidungen über verschiedene Wege, die indirekt die Entwicklung der Preise für Güter und Dienstleistungen beeinflussen, auf die Volkswirtschaft übertragen, oft mit langer, unterschiedlicher und nicht exakt prognostizierbarer Verzögerung der Auswirkung auf Produktion und Preise. Nach Darstellung der EZB erfolgt Übertragung geldpolitischer Impulse in 2 Phasen. In der ersten wirken sich Veränderungen von Leitzinsen oder Basisgeld auf die Lage am Finanzmarkt aus, was sich in Marktzinsen, Preisen für Vermögenswerte, Wechselkursen und allgemeinen Liquiditätsbedingungen sowie Kreditkonditionen der Wirtschaft niederschlägt. In der zweiten Phase wirken diese Änderungen der Finanzmarktlage auf die nominalen Ausgaben der privaten Haushalte und der Unternehmen für Waren und Dienstleistungen ein. Analyse und Überwachung der verschiedenen monetären Übertragungswege werden in der Darstellung der EZB durch 2 Faktoren erschwert. Zum einen entwickeln sich die geldpolitischen Transmissionsmuster in Reaktion auf Veränderungen des Wirtschaftsverhaltens und der institutionellen Struktur weiter. Ausserdem können auch andere Kräfte - technologischer Wandel, demografische Verschiebungen u. a. - die volkswirtschaftlichen Abläufe abändern, sodass der Transmissionsmechanismus mit erheblicher Unsicherheit behaftet ist. Zum anderen wirken monetäre Impulse nicht in einem isolierten Umfeld. Lt. EZB werden kurzfristige Preisentwicklungen ausser von der Geldpolitik von einer Anzahl anderer inländischer und internationaler Faktoren beeinflusst. Gleichzeitiges Auftreten externer Schocks, technologischen und strukturel- len Wandels und der Transmission geldpolitischer Massnahmen bedeutet, so die EZB, für sie erhebliche Unsicherheit bei der Unterscheidung der Wirkung monetärer Impulse. Wegen der Verzögerungen im monetären Transmissionsmechanismus muss die Geldpolitik zukunftsgerich-tet sein. Kenntnis von Verzögerungsstruktur und Stärke des Transmissionsmechanismus macht es, wie die EZB darlegt, möglich, Zeitpunkt und Umfang von Zinsentscheidungen so abzustimmen, dass die künftige Inflation im Griff behalten werden kann. Zudem lässt sich lt. EZB durch bessere Kenntnis der verschiedenen Übertragungswege besser beurteilen, welche Indikatoren zur Beurteilung der geldpolitischen Ausrichtung herangezogen werden sollten. Bei der Analyse des geldpolitischen Transmissionsmechanismus hat, wie die EZB betont, vor allem die Erwartungsbildung der verschiedenen Wirtschaftsakteure besondere Bedeutung. Die EZB weist hierzu darauf hin, dass private Haushalte und Unternehmen i. d. R. Entscheidungen zu treffen haben, die Zukunftswirkungen haben, Entscheidungen, zu denen sie ihre Erwartungen hins. künftiger Geldentwertung und allgemeiner Wirtschaftsentwicklung zb Grunde legen müssen. Sie streben an, geldpolitische Ziele weitgehend zu antizipieren und damit die Aufgabe der Zentralbank erleichtern. Zum anderen werden lt. EZB bei stabilitätsorientierter geldpolitischer Strategie Massnahmen meist als Reaktion auf wirtschaftliche Entwicklungen, die mit Risiken für die Preisstabilität verbunden sind, ergriffen. Was die ebenfalls tangierten Finanzmärkte betrifft, so führen nach Änderungen der Geldmarktbedingungen lt. EZB Arbitragemöglichkeiten i.d.R. zu rascher Angleichung der Preise für andere Finanz- und Vermögenswerte. Wegen der Bedeutsamkeit der Erwartungen der Marktteilnehmer lassen sich Ausmass und Richtung dieser Auswirkungen nach einer Leitzinsänderung nicht präzise absehen. Determinante von Erwartungsänderungen nach Zinsbeschlüssen der Zentralbank ist lt. EZB die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik: Wenn die Wirtschaftssubjekte in ihrer Mehrheit unterstellen, dass die Zentralbank rechtzeitig Massnahmen zur Wahrung der Preisstabilität ergreift, ändern sich Inflationserwartungen und somit zukünftig erwartete Nominalzinsen evtl. kaum, da die Langfristzinsen relativ stabil bleiben. Auswirkungen von Änderungen der Kurzfristzinsen auf Wechselkurse sind lt. EZB meist davon abhängig, in welchem Ausmass Erwartungen hins. künftiger Zinsänderungen u. a. wirtschaftliche Variablen betroffen sind. Änderungen der Marktzinsen können sich nach Darstellung der EZB auf den Marktwert von Wertpapieren und Sachwerten auf 2 Wegen auf die Vermögenswertpreise auswirken: Einmal bei steigenden Zinsen durch Abzinsung der künftigen Geldströme zu höherem Zinssatz mit der Folge der Verringerung des Gegenwartswerts; zum Zweiten als Auswirkung der höheren Zinsen auf die künftigen Erträge, da sich Zinsanhebung in höheren Finanzaufwendungen der Unternehmen auswirkt und die Nachfrage nach ihren Erzeugnissen beeinträchtigen kann mit i.d.R. Gewinneinbussen. Dies wirkt sich, wie die ETB weiter schreibt, auch negativ auf Aktienkurse aus, und wenn Gewinneinbussen mit höherem Ausfallrisiko einhergehen, können auch die Anleiherisikoprämien steigen. Andererseits kann eine Leitzinserhöhung auch zum Rückgang von Inflationsprämien und längerfristigen Zinsen beitragen, was sich positiv auf den Marktwert von Wertpapieren und Vermögenswerten auswirken kann. Bei der geldpolitischen Transmission über die Banken beeinflussen Geldmarktzinsen das gesamte Spektrum der Kre- dit- und Einlagenzinsen im Kundengeschäft der Institute als Preise für zwischenzeitliche Mittelanlagen oder -aufnahmen. Angleichung der betr. Zinsen wird lt. EZB von mehreren strukturellen Faktoren beeinflusst (Wettbewerb im Finanzdienstleistungssektor, Präferenzen hins. Laufzeiten von Krediten und Einlagen, Flexibilität der Zinsen, Risikoaufschläge u. a.), was meist schrittw. erfolgt. Solche Veränderungen der Finanzmarktbedingungen führen mit Timelag zu Änderungen der nominalen Ausgaben, von denen nicht sämtliche in gleicher Weise betroffen sind. Umfang und Zeitpunkt der Ausgabenänderungen sind lt. EZB vielmehr stark von finanziellen und ökonomischen Strukturbedingungen der Wirtschaft abhängig. Darüber hinaus haben viele andere Faktoren Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und erschweren Rückschlüsse auf die Bedeutung der Stärke und des Ausmasses der verschiedenen Faktoren. Ferner treten schwer einzuschätzende Kapitalkosteneffekte ein, da Realzinsen für diese wichtiger Bestimmungsfaktor sind. Entspr. gilt lt. EZB für Einkommenseffekte, da Zinsänderungen Zinszahlungen bei Gläubigern und Schuldnern berühren -Einkommenseffekte, deren Ausmass von mehreren Faktoren abhängt; weiter Vermögenseffekte: indem Zinsänderungen Einfluss auf den Wert finanzieller Vermögenswerte, Immobilien u.a. nehmen. Da Zinsänderungen den Wert von Anlagevermögen von Unternehmen verändern können, ergeben sich u. U., soweit solche Vermögenswerte als Kreditsicherheiten dienen, Einflüsse auf Kreditkonditionen und indirekt Ausgaben der Unternehmen. Schliesslich Wechselkurseffekte: zu gewärtigen ist lt. EZB, dass sich Wechselkursänderungen über Einfuhrpreise auf den Verbraucherpreisanstieg auswirken, ebenso den Aussenhandel (Verbilligung exportierter Erzeugnisse und Dienstleistungen), was zu Exportvolumensanstieg führen kann; umgekehrt verteuert reale Abwertung in Fremdwährung fakturierte Einfuhrgüter und kann Importe einschränken. Allerdings dürfen lt. EZB solche Einflüsse nicht zu hoch angesetzt werden, da das das Eurogebiet eine grosse, relativ geschlossene Volkswirtschaft bildet und somit dem Wechselkurskanal im geldpolitischen Transmissionsmechanismus weniger Bedeutung zukommt als in kleineren Volkswirtschaften.
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