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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Preisstabilität

Preisniveaustabilität charakterisiert einen Zustand, bei dem der Durchschnitt der Preise der wichtigsten Güter im Zeitablauf konstant bleibt. Im Gegensatz dazu wird eine Situation, in der die Preise steigen als Inflation und eine Situation in der die Preise sinken als Deflation bezeichnet. Preisniveaustabilität gehört zu den vier grundlegenden wirtschaftspolitischen Zielen (magisches Viereck) der Bundesrepublik Deutschland, die im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz festgelegt sind.

Das Preisniveau innerhalb einer Volkswirtschaft wird anhand verschiedener Preisindezes gemessen, die die durchschnittliche Veränderung der wichtigsten Preise innerhalb eines bestimmten Zeitraums (Monat, Jahr) messen. Der wichtigste Maßstab ist der Preisindex der Lebenshaltung. Von einem konstanten Preisniveau beziehungsweise von Preisniveaustabilität spricht man, wenn sich der Durchschnitt der Preise im Zeitablauf nicht verändert. Das wird zwar von der Bundesbank und der Wirtschaftspolitik als Ziel angestrebt, kommt aber in der Praxis nur selten vor. Liegt hingegen eine Situation vor, in der das Preisniveau steigt, so wird von Inflation gesprochen. Sinkt das Preisniveau wird von Deflation gesprochen. In der praktischen Wirtschaftspolitik gilt allerdings nicht nur ein Nullwachstum des durchschnittlichen Preises als Preisniveaustabilität. Schon bei einer Preissteigerungsrate von nicht mehr als etwa zwei Prozent pro Jahr gilt das Stabilitätsziel als erreicht. Wenn mit Hilfe der Geldpolitik oder anderer wirtschaftspolitischer Maßnahmen eine noch niedrigere Inflationsrate angestrebt wird, wächst nämlich die Gefahr, dass damit das Wirtschaftswachstum zu stark gebremst oder gar eine Rezession ausgelöst wird und die Arbeitslosigkeit steigt.

Zur Messung des Preisniveaus werden die Preise der wichtigsten Güter einer Volkswirtschaft beobachtet. Es werden verschiedene Preisindizes gebildet. Einer der wichtigsten ist der Preisindex der Lebenshaltung. Um ihn zu ermitteln wird ein Warenkorb gebildet. Seine Zusammensetzung muss so gewählt werden, dass die Art und Anzahl der Güter die Lebens- und Konsumgewohnheiten des durchschnittlichen Bürgers enspricht. Je näher die Zusammensetzung des Warenkorbs am tatsächlichen Verbrauch an Gütern und Diensten in einem Durchschnittshaushalt ist, desto höher ist die Aussagefähigkeit des Preisniveauindikators. Der Warenkorb kann aber auch so zusammengestellt werden, dass er den typischen Verbrauch bestimmter sozialer Gruppen widerspiegelt. Die Zusammensetzung hängt also davon ab, für welchen Personenkreis die Preisveränderungen gemessen werden sollen. Aus diesem Grund kann auch nicht von dem Preisniveau gesprochen werden. Bei einer Bewertung muss stets die Zusammensetzung des zugrundegelegten Warenkorbs betrachtet werden. Deshalb gibt es auch spezielle Preisindizes für bestimmte Wirtschaftsbereiche.

Das Statistische Bundesamt bietet allein für die private Lebenshaltung vier unterschiedliche Preisindizes an:

  • Preisindex der Lebenshaltung eines Vier-Personen-Arbeitnehmerhaushalts mit mittlerem Einkommen;
  • Preisindex der Lebenshaltung eines Vier-Personen-Angestellten- und Beamten-Haushalts mit höherem Einkommen;
  • Preisindex der Lebenshaltung eines Zwei-Personen-Rentner- und Sozialhilfeempfänger-Haushalts mit niedrigem Einkommen;
  • Preisindex der Lebenshaltung aller privaten Haushalte.

Mit Hilfe dieser Warenkörbe werden Preisindizes gebildet, die die Veränderung des Preisniveaus messen. Neben den Preisindizes der privaten Lebenshaltungskosten berechnet das statistische Bundesamt auch noch Preisindizes, die die Preisänderungen in der gesamten Volkswirtschaft oder einzelnen Branchen messen. Dazu gehört der Preisindex des Bruttosozialprodukts.

Preisniveauveränderungen müssen von Preisstrukturveränderungen unterschieden werden. Während sich das Preisniveau auf den Durchschnitt der Preise bezieht, misst die Preisstruktur die relative Veränderung von Preisen einzelner Güter im Vergleich zu anderen Gütern. So kann es also sein, dass sich die Preisstruktur in einer Volkswirtschaft verändert, das Preisniveau aber unverändert bleibt.

Die Veränderung der Einzelpreise erfüllen in einer Marktwirtschaft eine wichtige Steuerungsfunktion. Sie haben eine Signalwirkung für Käufer und Verkäufer und sorgen für den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage: Sinkt der Preis für ein Produkt, so bedeutet dies, dass entweder die Nachfrage nach diesem Gut zurückgeht oder dass das Angebot über die aktuelle Nachfrage hinaus steigt. Sinkende Preise machen die betreffenden Güter für den Konsumenten interessanter, weil er für den gleichen Geldbetrag mehr von diesem Gut bekommt als zuvor. Gleichzeitig wird es aber für die Produzenten uninteressanter, das Gut herzustellen, da sie für dieselbe Menge an Gütern nur noch eine geringere Summe erlösen. Der Preismechanismus sorgt dafür, dass der Markt zu einem Gleichgewicht kommt. Am einfachsten lässt sich das Spiel von Angebot und Nachfrage und die Steuerungsfunktion sinkender oder fallender Preise auf dem Markt für Wertpapiere beobachten, an der Börse.

Auch im Zustand der Preisniveaustabilität können (und sollen) sich die einzelnen Preise daher bewegen. Problematisch wird es erst, wenn sich diese Bewegungen nicht im Durchschnitt ausgleichen. Wenn die Mehrzahl der Preise steigt (oder fällt) wird das Ziel der Preisniveaustabiltät verfehlt. Dieses wirtschaftspolitische Ziel hat deswegen eine so große Bedeutung, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass dauerhaft hohe Inflationsraten negative Wirkungen auf die Volkswirtschaft haben. Aus diesem Grund ist "Preisniveaustabilität" auch eines der vier Ziele, die im Stabilitätsgesetz festgelegt sind.



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