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Imperialismus

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Entwicklungsstufe des Kapitalismus, die sich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jh. vom Kapitalismus der freien Konkurrenz zum Monopolkapitalismus vollzog. Theoretische Grundlagen der Analyse des Imperialismus sind die Werke von Rudolf Hilferding „Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus“ (1910) und die Schrift von W.Imperialismus Lenin „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ (1916). W.Imperialismus Lenin nennt fünf ökonomische Hauptmerkmale des Imperialismus: a) Eine Konzentration der Produktion und des Kapitals. die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, dass sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; b) die Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und das Entstehen einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses Finanzkapitals; c) der Kapitalexport gewinnt im Unterschied zum Warenexport eine besondere Bedeutung; d) es bilden sich internationale monopolistische Verbände heraus, die die Welt unter sich aufteilen: e) die territoriale Aufteilung der Erde unter den Großmächten ist beendet und es findet ein ständiger Kampf um ihre Neuaufteilung statt. Weitere Merkmale für den Imperialismus sind seine Krisenhaftigkeit und die Unfähigkeit, seine ökonomischen Probleme zu lösen. Das ist z.B die Tendenz zur Hemmung der Entwicklung der Produktivkräfte und die Nichtausnutzung der durch die Wissenschaft und Technik für alle Menschen gegebenen Möglichkeiten. Die weltweite Stärkung der reichen Industrieländer, der Monopolgruppen und der von ihnen (auf Kosten der Armen) profitierenden Schicht von Menschen (relativer Wohlstand der Gesamtbevölkerung) geht einher mit dem noch schnelleren Anwachsen der armen Schichten. Dies führt zu Massenarbeitslosigkeit und zur Verstärkung der reaktionären politischen Tendenzen vor allem in den Entwicklungsländern. Der Imperialismus des monopolistischen Kapitalismus ist durch expandierende, aggressive ökonomische und staatliche Außenbeziehungen zu anderen Industrie- und Nichtindustrieländer bestimmt. Andererseits werden die inneren Verhältnisse durch den staatsmonopolistischen Kapitalismus geprägt. Der Imperialismus ist der ökonomische, soziale und politische Ausdruck dafür, dass der Kapitalismus in das Stadium einer generellen Nichtübereinstimmung zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen eingetreten ist, in dem die Ablösung des Kapitaleigentums durch das gesellschaftliche Eigentum notwendig ist. >Faschismus, >Finanzkapital, >Monopol, >Kapitalismus, staatsmonopolistischer. >Kolonialismus In der Wirtschaftssoziologie: [1] Bezeichnung für das aussenpolitische Verhalten der Grossmächte am Ende des 19. Jahrhunderts (aggressive Expansion, Kolonialismus); mit dem Begriff des Imperialismus wird gleichzeitig die Epoche bezeichnet, in der sich die imperialistische Politik entfaltete. [2] Die marxistische Theorie bezeichnet mit Imperialismus das Entwicklungsstadium des Kapitalismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts (Ende des Konkurrenzkapitalismus): Die individuellen Kapitale sind nicht mehr in der Lage, die Akkumulation auf der erreichten Stufe der Vergesellschaftung des Produktionsprozesses zu vollziehen, da die erforderlichen Investitionen zur Anwendung und der weiteren Entwicklung der neuen Produktivkräfte ihre Möglichkeiten übersteigen. Einzelne Kapitalien versuchen mittels neuer Organisationsformen (Trusts, Kartelle) ganze Produktionsbereiche für sich zu monopolisieren, um ihren Mehrwert dem Prozess der Bildung der Durchschnittsprofitrate zu entziehen, also einen ständigen Monopolprofit zu erzielen. Aus diesen ökonomischen Entwicklungen leitet die marxistische Theorie die weiteren politischen und sozialen Phänomene ab: Militarismus, Kolonialismus etc. sowie die gleichzeitigen neuen Entwicklungen innerhalb der Arbeiterbewegung (Spaltung in eine reformistische und eine revolutionäre Richtung, Entstehen des Revisionismus). Die marxistische Theorie kennzeichnet den Imperialismus als dasjenige Stadium des Kapitalismus, in welchem dieser objektiv reif ist für den Übergang zum Sozialismus. [3] Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer sozialwissenschaftlicher I.theorien. Einige betonen die Fortwirkung von vorindustriellen Tendenzen (Kriegslust der Adligen usw., so J.A. Schumpeter), heben die Funktionen des Imperialismus für die Innenpolitik des erobernden Staates heraus (am Beispiel der Parallelität von Kolonialpolitik und Unterdrückung der Arbeiterbewegung unter Bismarck), trennen die Bildung von Grossstaaten von den Interessen der Warenausfuhr (M. Weber), halten den Imperialismus für eine übersteigerte Form des Nationalismus oder für einen Ausdruck europäischen Sendungsbewusstseins.



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