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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Auslandsgeschäft

zusammenfassende Bezeichnung für Bankgeschäfte mit dem Ausland, d. h. Kreditinstituten, Unternehmen (Firmenkunden) und in geringerem Maße auch mit Privatkunden außerhalb des Staates, in dem das jeweilige Institut seinen Sitz hat. Das Auslandsgeschäft deutscher Kreditinstitute ist durch Außenwirtschaftsrecht oder sonstige Vorschriften des öffentlichen Rechts kaum beschränkt. Zum Auslandsgeschäft der Kreditinstitute gehören insbesondere der Zahlungsverkehr (Zahlungen ins Ausland, Zahlungen aus dem Ausland) einschließlich Dokumenteninkasso und Dokumentenakkreditiv, die Exportfinanzierung durch Kreditinstitute sowie Geschäfte im Devisenhandel, das Auslandskreditgeschäft und das Garantiegeschäft. Der Deutschen Bundesbank gegenüber sind Meldungen über den Außenwirtschaftsverkehr abzugeben. – Die Banktätigkeit im Ausland richtet sich in erster Linie nach den im jeweiligen “Gaststaat” geltenden Vorschriften. Im Rahmen der EU ist jedoch schon eine weit gehende Harmonisierung erreicht (EG-Bankrecht). Grundlage für das traditionelle Auslandsgeschäft der Banken sind die aussenwirtschaftlichen Beziehungen eines Landes mit anderen Ländern. Aussenwirtschaftliche Verflechtungen (Ex- und Importe), Grenzen überschreitende Dienstleistungsgeschäfte, internationale Geld- und Kapitalströme haben im Zuge zunehmender internationaler Arbeitsteilung sowie Globalisierung der Weltwirtschaft und der Märkte stetig zugenommen. Im Rahmen dieser Entwicklungen wurden seitens der Bankkunden zusätzliche Anforderungen an die Banken gestellt, sie bei Grenzen überschreitenden Geschäften in finanzieller Hinsicht zu unterstützen. Im Zuge der zunehmenden Bedeutung der Grenzen überschreitenden Geschäfte für die deutsche Wirtschaft wurden die Bankleistungen den Kundenwünschen und den neuen Entwicklungen in diesem Bereich laufend ange-passt. Das Auslandsgeschäft der Banken ist zum einen -vor allem finanzieller - Ausfluss der als Aussenwirtschaftsverkehr bez. Vorgänge; zum anderen ist insb. das internationale (Eigen-) Geschäft der Banken selbst Gegenstand des Aussenwirtschaftsverkehrs. Das Auslandsgeschäft kann nur begrenzt in die »klassischen« Leistungsbereiche Aktiv-, Passiv- und Dienstleistungsgeschäfte i. e. S. eingruppiert werden. Es ist als solches auch nicht Bestandteil der Kreditinstituts- und Bankgeschäftslegaldefinition des § 1 KWG. Das Auslandsgeschäft ist vielmehr leistungsbe-reichsübergreifend: Es umfasst Bankleistungsarten aus nahezu allen Leistungsbereichen der Bank. Auslandsgeschäft ist demzufolge eine Art Sammelbez. für alle Bankleistungen, die Auslandsberührung aufweisen. Hauptabnehmer der Leistungen der Banken im Auslandsgeschäft sind Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen zum Ausland - die wiederum in vielerlei Form möglich sind -haben. Auf diesen Kundenkreis ist demgem. das Leis- tungsangebot der Banken zugeschnitten. Die Leistungsabnahme von Privatpersonen im Auslandsgeschäft ist dagegen von geringerer Bedeutung. Von Relevanz ist allerdings die Nachfrage der Zielgruppe vermögende Privatkunden nach Anlagefazilitäten auch in Bezug auf das Ausland geworden. Es handelt sich beim Auslandsgeschäft der Banken konkret um Bankleistungen zur Deckung des Bedarfs an Finanzierungsfazilitäten i. w. S.; Zahlungsver-kehrsfazilitäten, vielfach eng mit vorgenannten verbunden; Absicherungsfazilitäten; Informationsvermittlung; Beratung, oft in umfassendem Sinne; Geld- und Kapital-anlagefazilitäten. Je nach Art der Kunden sind diese Be-darfe unterschiedlich ausgeprägt: etwa zwischen multinationalen Unternehmen einerseits, mittelständischen Unternehmen andererseits oder Unternehmenskunden auf der einen, Privatkunden auf der anderen Seite. Gerade kleine und mittlere Unternehmen, der Bereich der mittelständischen Wirtschaft, ist in hohem Masse auch auf qualifizierte Beratungs- und Informationsbeschaffungsleis-tungen der Banken angewiesen, da die Erfahrungen im Aussenhandel bei diesen Unternehmen und ihre Möglichkeiten der selbstständigen Informationsbeschaffung über ausländische Märkte und Geschäftspartner meist gering sind. Soweit im bankmässigen Auslandsgeschäft bei bestimmten Bankleistungsarten eine kontinuierliche Leistungsabnahme gegeben ist, haben sich weitgehend standardisierte Leistungsarten herausgebildet. So werden von den Banken insb. im Zahlungsverkehr und bei kurzfristigen Finanzierungen standardisierte Fazilitäten offeriert; ihre Vorteile liegen für die Banken in den Möglichkeiten der Rationalisierung, für die Marktpartner in geringerer Komplexität und leichterer Akzeptanz. Dagegen begrenzt das Interesse der grösseren Unternehmenskunden an individualisierbaren Problemlösungen die Möglichkeit durchgängiger Standardisierung der Leistungsarten. Ebenso sind Auslandsanlagefazilitäten für vermögende Privatkunden kaum standardisierbar. Neben diesen Leistungen liegt ein weiterer Leistungsbereich der Banken in der Herstellung von Wirtschaftskontakten zwischen Unternehmen im In- und Ausland. Durch das Netz von eigenen Stützpunkten bzw. Korrespondenzbanken bestehen weltweite Kontakte der Banken zu potenziellen Geschäftspartnern. Evtl. haben Firmenkunden der ausländischen Filialen oder Korrespondenzbanken bereits Interesse an Geschäftsverbindungen zu deutschen Unternehmen gezeigt, sodass in einem solchen Fall schnell ein Kontakt zwischen den Interessenten hergestellt werden kann. Zur Unterstützung der Schaffung von Wirtschaftskontakten kann darüber hinaus ein interessiertes Unternehmen mit Hilfe der Bank Unterlagen erarbeiten, die die Geschäftswünsche darstellen. Diese Unterlagen werden dann an die verschiedenen Stützpunkte und Korrespondenzbanken gesandt, um Kunden anzusprechen und so den gewünschten Kontakt herzustellen. Dieses Leistungsangebot ist besonders für kleine und mittlere Unternehmen von Nutzen, die in Aussenhandelsgeschäften noch unerfahren sind und auch nicht über das entspr. Mitarbeiterpotenzial verfügen.



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