Technischer Fortschritt
(engl. Technical progress) Der technische Fortschritt stellt den Gesamtablauf technischer Neuerungen dar, der sich in folgende Abschnitte zerlegen lässt: Zu Beginn steht die Erfindung (engl. invention) neuer oder verbesserter + Produkte oder Produktionsverfahren als Verwirklichung einer Idee oder als Ergebnis häufig langjähriger Forschungs oder Entwicklungsarbeit ( Forschung und Entwicklung, + Humankapital). Die erstmalige Nutzung der Erfindung oder Entdeckung erfolgt in einem zweiten Schritt, der + Innovation (engl. Innovation = Einführung einer Neuerung). Es wird zwischen Produkt und Verfahrensinnovation unterschieden. Der dritte Schritt besteht aus der allgemeinen Verbreitung (Diffusion) der Neuerung, z. B. auch durch Nachahmung (siehe auch + Technologietransfer, r Patent). Er steht in Verbindung mit der «Erschließung neuer Märkte».
Wegen seiner produktivitätssteigernden Wirkung (Produktivität) wird dem technischen Fortschritt von der Volkswirtschaftslehre eine ausschlaggebende Rolle als Wachstumsfaktor zugeschrieben, da mit mengenmäßig gleichem, jedoch qualitativ verbessertem Einsatz an 4 Produktionsfaktoren (input) die k Ausbringung (output) gesteigert werden kann. Andererseits ist mit Hilfe des technischen Fortschritts eine Produktivitätssteigerung auch ohne Erhöhung der Ausbringungsmenge durch geringeren Faktoreinsatz erreichbar. Als volkswirtschaftlich problematisch können sich dabei die arbeitsmarktpolitischen Auswirkungen eines «arbeitssparenden» technischen Fortschritts (z. B. durch 4 Automation) erweisen. Einsparungen bei den volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren Kapital und Boden sind hingegen gesamtwirtschaftlich vorteilhaft, wenn damit die Schonung knapper natürlicher Ressourcen (Rohstoffe und Energieträger) und eine geringere Umweltbelastung verbunden sind. Hingewiesen sei auf die wachstumsfördende Rolle technischer Neuerungen im Wettbewerb als «dynamischer Prozess von Vorstoß und Verfolgung», der Vorsprungs gewinne innovationsfähiger und williger Unternehmen entstehen lässt und sie durch imitationswillige und fähige Wettbewerber wieder abbaut (Schumpeter; Clark).
äußert sich in der Herstellung neuer oder verbesserter Produkte oder in der Einführung neuer Produktionsverfahren, die ein unverändertes Produkt zu gleichbleibenden Kosten in vergrößerter Menge bzw. in gleichbleibender Menge zu geringeren Kosten herzustellen ermöglichen. Die qualitative Verbesserung der Produkte sowie der Produktionsverfahren ist Ausdruck der Zunahme naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und technisch-organisatorischen Wissens. Der Prozess der technischen Neuerungen läßt sich in die Teilaspekte Forschung und Produktentwicklung, Erfindungen und Innovationen aufgliedern. Forschung ist die Suche nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, Produktentwicklung ist der Versuch, wissenschaftliche Erkenntnisse in neue Produkte oder Produktionsverfahren umzusetzen; das Ergebnis dieser Bemühungen können Erfindungen (inventions) sein, Innovationen dagegen sind die erstmalige Anwendung von Erfindungen und damit die eigentliche Realisation des technischen Fortschritts. Als Indikator des technischen Fortschritts sind die erteilten Patente geeignet. Im Zusammenhang mit dem Problem der Darstellung des technischen Fotschritts in Wachstumsmodellen entstand eine formale Definition, die von einer gesamtwirtschaftlichen - Produktionsfunktion mit den Produktionsfaktoren -9 Kapital und Arbeit ausgeht. Bezogen auf einen bestimmten Zeitpunkt gibt die Produktionsfunktion die Outputmengen an, welche allen derzeit bekannten und zu verwirklichenden Faktormengenkombinationen entsprechen. Der technische Fortschritt kann dann als eine Verschiebung der Produktionsfunktion in der Zeit aufgefaßt werden, in der zwar wegen des Aggregationsgrades nicht mehr die Produktqualitätsverbesserung, wohl aber die gesamtwirtschaftlich verbesserte Effizienz der Produktionsverfahren zum Ausdruck kommt. Dadurch wird eine begriffliche Abgrenzung des technischen Fortschritts von reiner Faktorsubstitution und von increasing returns to scale möglich. Bezogen auf die modellmäßige Darstellung der Ursachen, Bedingungen und Wirkungen des technischen Fortschritts unterscheidet man folgende Begriffspaare: autonom/induziert, ungebunden/gebunden, neutral/nicht neutral. a) Ist die Wachstumsrate des technischen Fortschritts unabhängig von den übrigen Variablen des Modells (exogen), spricht man von autonomem technischen Fortschritt, von induziertem dagegen, wenn sie als endogene Variable betrachtet wird. Man kann den technischen Fortschritt z.B. davon abhängig sehen, wie häufig ein bestimmtes Gut bereits produziert wurde (learning by doing) oder auch von tatsächlichen oder erwarteten Faktorpreisänderungen. b) Technischen Fortschritt, der an das Vorhandensein einer positiven Nettoinvestition gebunden ist, bezeichnet man als investitionsgebunden. In diesem Fall wird nur der jüngste Investitionsjahrgang vom technischen Fortschritt erfaßt (embodied technical progress; vintage approach); die Effizienz der älteren Jahrgänge bleibt unberührt. Im Gegensatz dazu erhöht nicht investitionsgebundener technischer Fortschritt die Effizienz des gesamten Kapitalstocks. c) Es gibt verschiedene Definitionen des neutralen technischen Fortschritts: Er ist HICKS-neutral, wenn sich die -9 Grenzproduktivität des Kapitals bei Konstanz der Kapitalintensität im gleichen Maße ändert wie die der Arbeit; er ist HARRODneutral, wenn sich bei Konstanz der Profitrate der Kapitalkoeffizient nicht ändert. Literatur: Rose, K. (1995). Dosi, G. u.a. (1990). Dosi, G. (1988)
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