Projektmanagement
Die Notwendigkeit für ein spezielles Projektmanagement ergibt sich aus den Eigenschaften eines Projekts: Es handelt sich um eine Aufgabe, die außerhalb der Routine-Aufgaben des Unternehmens steht und die ein klares, abgrenzbares und bewertetes Ziel verfolgt. Diese Aufgabe ist zeitlich begrenzt, d.h. es gibt einen Start- und Endtermin. Sie kann im Rahmen der bestehenden organisatorischen Gliederung nicht gelöst werden, da mehrere Funktionen und Instanzen betroffen sind. Daher sind besondere Organisationsformen für die Realisierung des Projekts erforderlich. Das Ergebnis des Projekts steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den übrigen Prozessen des Unternehmens, da der erfolgreiche Abschluss der Aufgabe einen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit, das Wachstum, den Erfolg und auf den Gewinn des Unternehmens ausüben kann.
Projekte erfordern besondere Methoden der Planung, Steuerung und Kontrolle sowie spezielle Organisationsformen des Projektmanagements. Von der Projektarbeit sind mehrere Bereiche, Aufgabenträger und Instanzen betroffen: Das Management, die Fachabteilungen und die Funktionen der Projektentwicklung.
Projekte werden üblicherweise in bestimmte, logisch abgrenzbare Teilaufgaben (Phasen) gegliedert. Das ermöglicht eine korrigierende Steuerung, führt zur Reduzierung projektspezifischer Risiken und erlaubt eine Einflußnahme des Managements auf den Projektfortschritt und auf die Projektkontrolle.
Ebenso wie bei der Gremien-Organisation geht man bei der Einrichtung von Projekt-Teams von einer bestehenden Hierarchie aus, von der man annimmt, dass sie zur Lösung von repetitiven Routineaufgaben gut geeignet sei. Dagegen erfordert die Lösung innovativer, komplexer, zeitlich terminierter Aufgaben eine andere Koordinationsform. Projekt-Teams sind temporäre Arbeitsgruppen mit begrenzter Weisungsbefugnis zur Lösung zeitlich begrenzter Aufgaben. Die Teammitglieder rekrutieren sich aus allen für das Problem bedeutsamen Bereichen der Unternehmung, arbeiten hauptamtlich im Team und kehren nach Erfüllung der Aufgabe in ihre ursprüngliche (oder eine neue) Position in der Hierarchie zurück. Somit repräsentieren die Teammitglieder unterschiedliche hierarchische Ebenen, unterschiedliches Wissen (von der Ausbildung und der Erfahrung her) und unterschiedliche Abteilungen. Die Teammitglieder arbeiten im Gegensatz zu den Gremienmitgliedern “full time” und verfügen als Team in aller Regel über Macht, die auf den Grundlagen Information und Expertentum beruht. Darüber hinaus erhöht sich der Status des Projekt-Teams dadurch, dass es in der Regel vom Top Management eingesetzt worden ist. Eine für die Realisierung eines Projekts häufig benutzte Organisationsform ist das Matrix-Management. In Abhängigkeit von der Größe und Dauer der Aufgabe sind dabei folgende Abstufungen möglich:
(1) Beobachter und Berichterstatter: Dem Projektleiter werden beratende, koordinierende und berichterstattende Funktionen zugeordnet. Die am Projekt beteiligten Mitarbeiter bleiben ihren bisherigen Vorgesetzten disziplinarisch unterstellt, denen auch die Disposition und Verfügung der Mittel und die zeitliche Planung obliegt. Nachteil: Der Projektleiter ist in seiner Planung von der Bereitwilligkeit und Zustimmung der Fachmanager abhängig.
(2) Koordinator: Der Projektleiter nimmt den Rang eines Koordinators ein und erhält ein eigenes Budget sowie delegierte Mitarbeiter, die jedoch weiterhin dem Management ihrer Ursprungsbereiche unterstellt sind. Diese recht problematische Organisationsform wird auch als Matrix-Projektmanagement bezeichnet. Nachteil: Potentielle Zielkonflikte der beteiligten Mitarbeiter durch die Trennung von fachlichem Management (der Projektleiter fungiert als Fachvorgesetzter) und personellem Management (Ursprungsbereich).
(3) Projektmanager: Bei dieser Organisationsform erhält der Projektleiter die disziplinarische und die direktoriale Funktion eines Managers mit Personal-, Gewinn- und Einsatzmittelverantworcung. Das Projektteam kann in diesem Fall als eine temporäre Abteilung oder Funktion aufgefaßt werden, das eine spezielle Zielsetzung verfolgt
und eigene Arbeitsorganisationen und Planungen erstellt.
Neben dem Matrix-Management ist auch bei der Gestaltung von Projekten das — Klientenprinzip anzutreffen: Hierbei erfolgt eine starre Trennung zwischen Fachabteilungen, die als Auftraggeber fungieren, und Expertenteam. Eine gegenseitige Durchdringung von Erfahrungen und Wissen im Rahmen des Teams ist nicht gegeben, statt dessen sind umfangreiche Formalismen erforderlich, um Aufträge und Erfolge (Realisierungsphasen) abzustimmen.
Um zu verhindern, dass das Projektteam eine isolierte, quasi außerhalb der etablierten Strukturorganisation stehende Gruppe bildet, erhält das Projektmanagement durch besondere Befehls-und Weisungswege eine eigene Hierarchie: der Projektmanager berichtet — bedingt durch die Komplexität seiner Aufgabenstellung- an mehrere Funktionsbereichsleiter. Sie alle sind auf eine einheitliche Lösung, auf einen akzeptablen Einführungstermin und auf eine Vielzahl detaillierter Einzelaktivitäten abzustimmen.
Es bilden sich für diese Koordinations- und Entscheidungsaufgaben in der Praxis besondere Entscheidungsgremien (Kollegien, Komitees, Decision Groups), die folgende Aufgaben wahrnehmen:
Das Entscheidungsgremium ist dadurch gekennzeichnet, dass die Funktionsbereichsleiter des Unternehmens (also die Leiter Finanzbereich, Personal, Produktion etc.), temporär Konferenzentscheidungen bezüglich der Projektplanung und -entwicklung treffen und bei besonderen Situationen (d.h. beim Vorliegen von Problemen) steuernd eingreifen. Als Ganzes berichten sie an die Geschäftsleitung. Der Vorteil besteht darin, dass die Funktionsbereichsleiter gezwungen sind, sich intensiv um das Projekt und seine Schwierigkeiten zu kümmern. Der Projektleiter berichtet an das Entscheidungsgremium und erhält von diesem die Zuweisung seines Budgets, des benötigten Personals und die Genehmigung des Projektplans und Projektinhalts.
Die Aufgaben und Pflichten des Projektleiters lassen sich wie folgt beschreiben:
1. Organisatorische Zuordnung: Der Projektleiter untersteht sachlich und personell dem Entscheidungsgremium oder einem dominierenden Funktionsbereichsleiter. Ihm gegenüber ist er weisungsgebunden,
2. Verantwortungen: Der Projektleiter trägt prinzipiell die Verantwortung für das Erreichen des Projektziels (Ergebnisverantwortung) entsprechend dem Ziel (inhaltliche Erfüllung), den Terminen (zeitliche Erfüllung) und dem finanziellen und personellen Aufwand.
Die Ziele stammen in der Regel von “außen”, d.h. dem Entscheidungsgremium, den Fachbereichen oder der Geschäftsleitung. Daraus resultieren folgende Teilaufgaben: Überprüfung der Ziele nach Integration mit den bisherigen Prozessen, technische Realisierungsmöglichkeiten, ökonomische Realisierung (Aufwand/NutzenAnalyse) und Festlegung der sachlichen und personellen Anforderungen für die Zielerreichung. Der Projektleiter führt entsprechend den Projektphasen die Planung durch (Grobplan, Teilpläne, Detail- und Aufgabenpläne) und ist für die Abstimmung mit anderen Plänen (anderer Projektleiter, finanzielle Vorgaben, personelle Restriktionen) verantwortlich.
Der Projektleiter führt bei Planabweichungen Problemanalysen durch; ist eine Korrektur innerhalb der eigenen Kontrollspanne nicht möglich, berichtet er diese Situation mit entsprechenden Lösungsalternativen an das Entscheidungsgremium beziehungweise an seinen Vorgesetzten. Der Projektleiter ist für den Projektfortschritt zuständig; er beeinflußt die Arbeitsverteilung innerhalb seines Teams, reguliert den Mitarbeitereinsatz und legt gemeinsam mit den Teammitgliedern Termine und Tätigkeiten fest, die er überwacht.
Der Projektleiter verfügt über ein projektbezogenes Budget; er stellt die Budget-Anforderungen auf (z.B. Personal, Überstunden, Sachmittel), kontrolliert die Einhaltung der Vorgaben und begründet Abweichungen.
Soweit es sich um die vom Projekt beeinflußbaren Aufwandsarten handelt, ist der Projektleiter für die Wirtschaftlichkeit des Projekts verantwortlich.
Der Projektleiter führt als disziplinarischer Vorgesetzter ein Team qualifizierter Mitarbeiter. Er ist daher auch zuständig für die Motivation und Förderung der Mitarbeiter, für Konfliktlösung und für eine ausgewogene Arbeitsverteilung.
Der Projektleiter pflegt intensive Kommunikation reit Hurtraggeuern, racnoerelcnen, Ivacnoaraoteilungen, Entscheidungsgremium und mit den Mitgliedern oder Stellen des Projekts.
Insgesamt treffen für den Projektleiter alle Anforderungen und Kriterien des Managements zu, bezogen jeweils auf die besondere Situation, die durch die herausragende Stellung der Projektaufgabe gegeben ist.
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