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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Patientenhotel

In der Gesundheitswirtschaft: Zusätzliche Pflegestufe mit Hotelkomfort für Akutpatienten in Krankenhäusern. In Europa wurde die Idee des Patientenhotels zuerst in Skandinavien verwirklicht. Im Gegensatz zu den aus den USA bekannten Hotels in unmittelbarer Nachbarschaft von Akutkrankenhäusern steht das Patientenhotel nach skandinavischem Muster allen medizinisch-pflegerisch dafür geeigneten Krankenhauspatienten ohne zusätzliche Kosten offen. Die Finanzierung des Aufenthaltes im Patientenhotel ist vielmehr Teil des Akutaufenthaltes und wird mit der Fallpauschale, die das Krankenhaus für die Behandlung des Patienten erhält, abgegolten. Wohnen und Behandlung werden bei der Unterbringung von Akutpatienten im Patientenhotel voneinander getrennt: Patienten, die nicht ständig Pflege-, Behandlungs- und Diagnoseressourcen einer Krankenhausabteilung brauchen, können die Zeit des Krankenhausaufenthalts, die keine Behandlungszeit ist, im Patientenhotel verbringen. Sie tragen ihre eigenen Kleider, nehmen die Mahlzeiten im Hotelrestaurant ein und können eine/n Angehörige/n im Zimmer mit unterbringen. Die Verantwortung für die medizinische Behandlung verbleibt beim Krankenhaus. Für medizinische Konsultationen und Behandlungen werden feste Termine vereinbart, zu denen die Patienten dann ein Sprechzimmer im Krankenhaus aufsuchen. Die Zimmer im Patientenhotel sind gemäß Hotelstandard ausgestattet und verfügen außerdem über Notalarm sowohl im Zimmer selbst als auch im Bad. Die Rezeption des Patientenhotels ist Tag und Nacht mit einer erfahrenen Krankenschwester besetzt. Auch das übrige Personal ist daraufhin geschult, den Gästen bei Verrichtungen des täglichen Lebens zur Seite stehen und eventuelle gesundheitliche Probleme zu erkennen und darauf reagieren zu können. Bei einem Akutkrankenhaus mit normalem Fallmix sind nach skandinavischen Erfahrungen etwa 25 bis 30 Prozent aller Akutpatienten dafür geeignet, einen Teil ihres Akutaufenthaltes im Patientenhotel zu verbringen. Bei diesen Patienten verteilt sich in Skandinavien der Gesamtaufenthalt etwa zur Hälfte auf die Akutstation und zur Hälfte auf das Patientenhotel. Die ersten Patientenhotels wurden Anfang der 90er Jahre in Schweden errichtet. Hintergrund waren die Einführung des DRG-Systems, der massive Spardruck auf die Kliniken, ein erheblicher Bettenabbau sowie eine starke Verkürzung der Verweildauer. Hinzu kam ein wachsendes Bedürfnis der Patienten nach einer Umgebung auch im Akutkrankenhaus, die mehr Individualität und Privatheit ermöglicht. Derzeit existieren in Skandinavien rund 50 Patientenhotels. Sie arbeiten vor allem in Kooperation mit mittelgroßen und großen Kliniken in Schweden, Dänemark und Norwegen. Die Zahl der Patientenhotels steigt weiterhin an; neue Entwicklungen sind solche Patientenhotels, die durch Umbau von ein bis zwei Stationen entstehen und als voll integrierte Patientenhotels auch in kleineren bis mittelgroßen Krankenhäusern wirtschaftlich arbeiten können. In Dänemark gibt es mittlerweile kein größeres Krankenhaus mehr, an dem nicht auch ein Patientenhotel betrieben wird. Vor allem im Rahmen der Einführung des Konzeptes der „Fast Track Surgery“ mit einer deutlichen Verweildauerverkürzung ist das Patientenhotel hier zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel geworden. Das skandinavische Modell des Patientenhotels stößt mittlerweile auch in Deutschland auf Interesse. So befindet sich derzeit (Frühjahr 2008) ein „Patientenhaus“ genanntes Patientenhotel am Klinikum Mannheim im Bau, weitere Patientenhotels bzw. Patientenhäuser vor allem an Kliniken der Maximalversorgung bzw. Universitätskliniken sind geplant.



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