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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Nichtregierungsorganisationen (NGOs)

Eine Nichtregierungsorganisation (Non-Governmental-Organisation, NGO) ist eine nicht gewinnorientierte Organisation, die lokal, national oder international tätig sein kann. Auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet, versuchen NGOs unter anderem, humanitäre Aufgaben wahrzunehmen, Bürgeranliegen bei Regierungen vorzubringen und die politische Landschaft zu beobachten. Ihre Arbeit kann man als "Lobbyarbeit für Bürger" beschreiben. Bekannte NGOs sind zum Beispiel Amnesty International und Caritas.

Nichtregierungsorganisationen (Non-Governmental-Organisations, NGOs) sind nicht regierungsgebunden. Ihr Hauptziel besteht nicht darin, sich zu bereichern. Erwirtschaftete Gewinne dienen zur Finanzierung von Programmen. NGOs stellen Analysen und Sachverstand zur Verfügung und helfen, internationale Übereinkünfte zu beobachten und umzusetzen. Die wichtigsten Aufgabengebiete von NGOs sind Menschenrechte, Umwelt oder Gesundheit, Entwicklungshilfe und gesellschaftliche Entwicklung. Bekannte NGOs sind Amnesty International, Greenpeace, Caritas oder Oxfam. Ihre Funktionen lassen sich zusammenfassen als: Kontrolle, Kritik, Anklage und Verurteilung der politischen Prozesse und ihrer Träger, Repräsentation öffentlicher Interessen.

Die Erscheinungsformen von NGOs sind vielfältig: Nichtregierungsorganisationen können Basisgruppen oder Initiativen sein, Non-Profit-Organisationen oder professionelle Unternehmen mit moralischem Anspruch, Gewerkschaften, Vereine oder religiöse Gemeinschaften. Sie informieren Bürger, schaffen Öffentlichkeit (zum Beispiel für Menschenrechtsverletzungen), machen Lobbyarbeit, und organisieren Aktionen (z.B. Greenpeace besetzt Bohrtürme, behindert Walfänger bei der Arbeit). Sie wirken als bürgernahe Interessenvertreter und beteiligen sich an der Arbeit der Vereinten Nationen (UN) und ihren Sonderorganisationen.

Nichtregierungsorganisationen und die UNO

Die Kontakte der NGOs zu Einrichtungen der Vereinten Nationen hängen ab von ihren Zielen, Standorten und Möglichkeiten. Zu den gängigen Formen der Zusammenarbeit gehört der Kontakt zwischen NGOs und der UNO-Hauptabteilung Presse und Information: Mehr als 1.500 NGOs, die Informationsprogramme über UN-Themen haben, sind dort assoziiert. Außerdem haben NGOs eine beratende Funktion beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC). Sie stellen so eine Verbindung zwischen den Vereinten Nationen und Bürgern in der ganzen Welt her. Die UNO hilft diesen NGOs, Zugang zu Informationen über die Arbeitsbereiche der Vereinten Nationen zu bekommen - und der Bevölkerung somit ein besseres Verständnis der Aufgaben und Ziele der Weltorganisation zu ermöglichen.

Für die Assoziierung mit der UNO-Hauptabteilung Presse und Information kommen Organisationen in Betracht, die die Ideale der UNO-Charta mittragen, ein nachweisliches Interesse an UNO-Fragen haben und in der Lage sind, ein breites oder fachspezifisches Publikum - wie Pädagogen, Vertreter der Medien, politische Entscheidungsträger und die Wirtschaft - zu erreichen. Sie müssen auch das Engagement und die Mittel besitzen, Informationsprogramme über UNO-Aktivitäten wirkungsvoll zu verbreiten, indem sie Nachrichten, Verlautbarungen und Broschüren veröffentlichen, Konferenzen, Seminare und Runde Tische organisieren und mit den verschiedenen Medien zusammenarbeiten. Die UNESCO gewährt NGOs beschränkte finanzielle Unterstützung in Form von Subventionen, Verträgen, Fonds und Stipendien.

NGOs auf lokaler bis internationaler Ebene

Lokale oder nationale NGOs können örtliche Mietervereinigungen oder Umweltschützervereinigungen sein. Der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganistionen (VENRO) zum Beispiel ist ein freiwilliger Zusammenschluss von rund 100 deutschen NGOs, die in Entwicklungspolitik und humanitärer Hilfe tätig sind. Ein Beispiel für einen internationalen Zusammenschluss ist die Agenda 21 - das Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, das 1992 in Rio de Janeiro (Brasilien) von mehr als 170 Staaten verabschiedet wurde. Die Agenda 21 spricht mit ihren 40 Kapiteln Politikbereiche einer umweltverträglichen, nachhaltigen Entwicklung an und gibt detaillierte Handlungsaufträge an die Regierungen, um einer weiteren Verschlechterung der Umweltsituation entgegenzuwirken.

Internationale NGOs verfügen in der Regel über höhere finanzielle Ressourcen und größere Popularität, weshalb sie etwa mittels ihrer Kampagnenarbeit leichter zur (internationalen) Normsetzung beitragen können. Ihre größere internationale Medienpräsenz verhilft ihnen zudem, Probleme wie Menschenrechtsverletzungen oder Umweltsünden anzuprangern. Auch bei der direkten Einflussnahme bei internationalen Konferenzen und Gremien sind internationale NGOs den regionalen und nationalen NGOs bislang überlegen.

Organisation

Hinsichtlich des Managements von internationalen NGOs unterscheidet man:

1.    Ethnozentrische NGOs: Wichtige Entscheidungen werden hauptsächlich im Hauptsitz der Organisation getroffen

2.    Polyzentrische NGOs: Entscheidungen werden von den einzelnen Sekretariaten der jeweiligen Sitzstaaten selbständig getroffen

Die Entwicklung geht heute in Richtung Dezentralisierung, da man erkannt hat, dass NGOs vor Ort oft schneller reagieren können und über genauere Informationen verfügen.

Geschichte

Zu den ersten NGOs im modernen Sinne werden unter anderem die British and Foreign Anti-Slavery Society (1823), die World Alliance of YMCA\'s (1855), die International Worker\'s Association (1864) und die International Law Association (1873) gezählt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden bedeutende NGOs der Friedensbewegung sowie auf wirtschaftlich-sozialem Gebiet die International Federation of Trade Unions (1919) und die International Chamber of Commerce (1920) gegründet. Die Bezeichnung "NGO" wird erst verwendet, seit sie in der UN-Charta von 1945 so eingeführt wurde.

Probleme

  • Legitimation: NGO-Vertreter sind nicht durch eine öffentliche Wahl legitimiert. Sie repräsentieren nur bestimmte Interessen. Es ist nicht bekannt, in welchem Ausmaß die Öffentlichkeit hinter ihnen steht.
  • Interne Struktur: Viele NGOs entsprechen in ihrer internen Struktur nicht demokratischen Ansätzen. Es sind hierarchische Strukturen zu finden, die Entscheidungsgewalt liegt des öfteren bei nur wenigen Mitgliedern.



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