Entwicklungspolitik
Gesamtheit der Maßnahmen der - Entwicklungsländer zur Förderung ihrer wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Entwicklung. Hier wird der Begriff auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung beschränkt. Die auf dieses Ziel gerichteten Beiträge der Industrieländer und internationalen Organisationen werden als Entwicklungshilfe bezeichnet. Traditionelle entwicklungspolitische Fragen sind: a) Wahl zwischen zentraler und dezentraler Planung; b) Bestinunung eines (un-)ausgewogenen Verhältnisses zwischen Industrie und Landwirtschaft; c) Entscheidung zwischen Strategien des gleichgewichtigen und ungleichgewichtigen Wachstums, Wahl der geeigneten Kapitalintensität; d) Wahl zwischen weltmarkt- und binnen-marktorientierten Strategien (outward-, inward-looking policies; Exportförderung, Importsubstitution, autozentrierte Entwicklung). Aufgrund der schlechten Erfahrung mit zentraler Planung und sektoraler Steuerung und den großen Budgetdefiziten und Schulden einerseits und den Erfahrungen einiger erfolgreicherer Länder (newly industrialized countries, NIC) andererseits hat sich die Diskussion auf Punkt d) und die notwendigsten staatlichen Investitionen konzentriert. Bezüglich der außenwirtschaftlichen Orientierung stehen sich zwei Standpunkte gegenüber, die auf unterschiedlicher Interpretation des Erfolgs der NIC beruhen: Einer bedingungslosen Öffnung eher skeptisch gegenüberstehende Betrachter verweisen darauf, dass die NIC und alle latecomers beliebiger Geschichtsperioden die Öffnung sehr selektiv betrieben sowie Importe diskriminiert und Exporte gefördert haben. Sie ziehen daraus den Schluß, dass eine Öffnung erst dann sinnvoll ist, wenn die internationale Konkurrenzfähigkeit durch eine starke interne Entwicklung insbes. im Bereich der Bildung erreicht ist. Die Verfechter einer bedingungslosen Öffnung sehen in der Korrelation zwischen Entwicklungserfolg und selektiver Öffnung eine Scheinkorrelation und erwarten eine Stärkung der Wettbewerbskraft gerade durch eine Reaktion auf die internationale Konkurrenz, wobei sie dem Unterschied im Zeitbedarf zwischen der Zerstörung von Sektoren mit abnehmender Konkurrenzfähigkeit und dem Zeitbedarf zum Aufbau der Konkurrenzfähigkeit in neuen Sektoren, wenn diese im Ausland schon vorhanden ist, wenig Bedeutung beimessen. Während die Vorteilhaftigkeit eines neuen Handelsgleichgewichts unumstritten ist, gehen die Einschätzungen der Wohlfahrtsverluste in den Anpassungsprozessen sehr weit auseinander. Diese Diskussion ist auf dem Hintergrund der internationalen Schuldungskrise wichtig, weil es dabei auch um die Frage geht, mit welcher Handelsstrategie die internationale Kreditwürdigkeit zurückgewonnen werden kann und an welche Länder Entwicklungshilfe gegeben werden soll. Im Zentrum dieser Diskussionen über die notwendigsten staatlichen Investitionen steht die finanzielle und organisatorische staatliche Beteiligung an den Systemen für Gesundheit, Umwelt, Bildung, Elektrizität, Verkehr, Kommunikation, Innovation und öffentliche Verwaltung. Aufgrund empirischer Forschung ist hierbei insbes. der Rolle der Frau und deren Ausbildung eine größere Bedeutung zugemessen worden, als dies früher der Fall war. Literatur: World Bank (1990, 1991, 1992). Stern, N. (1991). Todaro, M.P. (1989)
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