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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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internationale Projektfinanzierungsrisiken

Bei Erarbeitung eines Gesamtfinanzierungskonzepts besteht der 1. Schritt in einer Projektanalyse. Hierbei geht es vor allem darum, die dem Projekt innewohnenden Risiken zu charakterisieren und sie auf der Basis eingeholter Gutachten zu bewerten. Im einzelnen können folgende Risiken angeführt werden: 1. Geologisches Risiko: Da die Projektfinanzierung sich vor allem für Vorhaben zur Ausbeutung von Bodenschätzen eignet, gefährdet unzutreffende Einschätzung der nach Qualität und Menge abbaufähig vorhandenen Rohstoffreserven die Realisierung des prognostizierten Cashflow, auf dem die gesamte Finanzierung letztlich fusst. 2. Verfahrenstechnisches und Betriebsrisiko: Von Bedeutung ist, dass zur Durchführung des Projektes nur herkömmliche und bewährte Verfahrenstechniken Anwendung finden, wobei auf die Qualifikation der beauftragten Ingenieurfirmen, Konstrukteure und Ausrüstungslieferanten besonders geachtet werden muss. Bedeutsam ist des Weiteren ausreichende Versorgung mit notwendigen Betriebsstoffen und die Verfügbarkeit qualifizierten Personals sowie eine angemessene Infrastruktur. 3. Fertigstellungsrisiko: Die Zeit bis zur endgültigen Fertigstellung des Projekts ist die kritischste Phase der Projektfinanzierung. Durch Verschiebungen beim Fertigstellungstermin können die geplanten Herstellungskosten in starkem Masse überschritten werden, sodass die Gesamtrentabilität des Projektes gefährdet wird. Das Fertigstellungsrisiko umfasst nur das finanzielle Risiko, während die technische Durchführbarkeit von Vornherein gewährleistet sein muss. 4. Preisrisiko: Projektfinanzierungen sind nur dann sinnvoll, wenn mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass zum Zeitpunkt der Fertigstellung ein entspr. Markt für das Produkt vorhanden ist und die erwarteten Marktpreise Erlöse gewähren, die eine ordnungsgemässe Bedienung der aufgenommenen Fremdmittel zulassen. 5. Politisches Risiko: Von politischer Seite sind vielfältige Einflüsse denkbar (z.B. Verstaatlichung, staatliche Auflagen, Boykott, Widerruf staatlicher Genehmigungen oder Konzessionen, Änderung der steuerlichen Situation oder der Devisenbestimmungen), die die Durchführung eines Projektes gefährden oder aber zumind. die erwartete Rentabilität beeinträchtigen können. Die Bewertung der Risiken erfolgt mittels einer - meist von unabhängigen Beratern erstellten - Durchführbarkeitsstudie (Feasibilitystudy). Diese enthält Angaben über voraussichtliche Investitions- und Betriebskosten, Produktionsziffern, Verkaufserlöse und Rohstoffreserven und ermöglicht damit eine Abschätzung des jährlich zu erwartenden Cashflow, der zur Tilgung und Verzinsung der eingesetzten Fremdmittel herange- zogen wird. Schliesslich folgt die schwierige Aufgabe, ein Gesamtfinanzierungskonzept zu erstellen, wobei Fragen der Risikobewältigung und -Verteilung im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund schliessen sich bei Grossprojekten meist mehrere Sponsoren zu Jointventures zusammen. Je nach Interessenlage und Art des Projektes wird versucht, die Risiken auf die am Projekt Beteiligten aufzuteilen. So wird dem Fertigstellungsrisiko i. d. R. durch eine Fertigstellungsgarantie (Completionguarantee) des Sponsors begegnet; eine Eingrenzung von verfahrenstechnischen und Betriebsrisiken lässt sich u.a. durch Garantien der Hersteller sowie durch bindende, langfristige Lieferverträge mit den Rohstofflieferanten vornehmen. Die Absatzseite wird oft durch den Abschluss langfristiger Abnahmeverträge zu Minimum- oder Marktpreisen abgesichert. Derartige Verträge kommen bei entspr. Ausgestaltung Garantien gleich, sodass sich für diese strikte Art der Abnahmeverträge die Bez. Take-or-Pay-Agreement durchgesetzt hat. Auch die Frage des Versicherungsschutzes ist wichtiges Element der Absicherung gegen Projektrisiken. Schliesslich wird - wo möglich - versucht, auf Leistungen staatlicher Exportversicherer zurückzugreifen.



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