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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat in den Neunzigerjahren das Bruttosozialprodukt (BSP) als den allgemein verwendeten Begriff für die wirtschaftliche Leistung eines Landes in einem bestimmten Zeitraum (meist pro Jahr) abgelöst. Die Veränderung des BIP innerhalb eines Jahres wird als "Wirtschaftswachstum" bezeichnet und dient zugleich als Konjunkturbarometer. Das BIP bezeichnet den Wert aller Waren und Dienstleistungen, die in einer Volkswirtschaft in einer bestimmten Periode hergestellt werden.

Zwischen Sozial- und Inlandsprodukten wird unterschieden, um den außenwirtschaftlichen Beziehungen eines Staates Rechnung zu tragen. Das Inlandsprodukt misst das innerhalb der Staatsgrenzen erwirtschaftete Einkommen unter Mitwirkung von ausländischen Arbeitnehmern und Unternehmen. Als Einkommen zählen in diesem Fall Einkommen aus nicht selbstständiger Arbeit, aus Unternehmertätigkeit und aus Vermögen. Was bei der Berechnung des BIP zählt, ist der erste Wohnsitz (beziehungsweise Gesellschaftssitz) - nicht die Staatsangehörigkeit. Konkret: Ein Türke, der als Arbeiter oder Angestellter in einem Unternehmen in Wolfsburg arbeitet, trägt zum Bruttoinlandsprodukt Deutschlands bei - nicht aber zum Bruttosozialprodukt. Auf der anderen Seite misst das Bruttosozialprodukt ausschließlich das von Inländern erwirtschaftete Einkommen - egal, wo sie es erwirtschaften. Ein Produkt, das in Frankreich von einer deutschen Gesellschaft hergestellt wird, zählt zum Sozial-, aber nicht zum Inlandsprodukt Deutschlands. In einem Satz zusammengefasst: Das BIP misst das Produktionsergebnis, das BSP die Einkommen in der Volkswirtschaft. Wenn man vom BIP den Verschleiß an Maschinen, Anlagen und Gebäuden abzieht, der zu seiner Erzeugung eingesetzt wird - das nennt man die Abschreibung - ergibt sich das Nettoinlandsprodukt.

Unterscheidung zwischen nominalem und realem BIP

Es wird zudem zwischen dem nominalen und dem realen Bruttoinlandsprodukt unterschieden. Wenn nämlich das BIP gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent gestiegen ist, kann das zwei Gründe haben: Die umgesetzten Mengen können um fünf Prozent zugenommen haben. Es können aber - wenn die umgesetzten Mengen gleich geblieben sind - auch einfach die Preise um fünf Prozent gestiegen sein (Inflation). Beide Gründe können auch kombiniert auftreten. Um dies unterscheiden zu können, wird vom Statistischen Bundesamt sowohl das reale als auch das nominale Bruttoinlandsprodukt errechnet. Das nominale BIP enthält Preissteigerungen und wird vom Statistischen Bundesamt meist mit dem Zusatz "in jeweiligen Preisen" versehen.

Wenn man sich nur für die Veränderungen der produzierten Mengen interessiert - die Preiszuwächse also nicht berücksichtigen will - dividiert man das Nominalprodukt durch einen Preisindex und erhält so das Realprodukt. Dazu wird ein Basisjahr gewählt und der Wert der erbrachten Leistungen so berechnet, als hätten sich die Preise seit diesem Jahr nicht mehr verändert (Berechnung zu festen Preisen). Das reale BIP erhält deshalb immer den Zusatz "zu konstanten Preisen" oder zum Beispiel "in Preisen von 1995".

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist eine zentrale Größe in der Wirtschaftsstatistik. Es wird zur Berechnung wichtiger wirtschaftlicher Indikatoren herangezogen und eignet sich besonders zur Beobachtung der ökonomischen Leistung in verschiedenen Jahren oder Ländern. Auch bei der Beurteilung der Konjunktur (Boom, Stagnation oder Rezession) wird diese Größe und ihre Veränderung im Zeitablauf herangezogen. Das "Wirtschaftswachstum" ist die prozentuale Veränderung des BIP im Vergleich zum Vorjahr.

Berechnung des BIP

Berechnen lässt sich das BIP auf dreierlei Weise. Die Berechnungen müssen alle zum gleichen Ergebnis führen, da es sich dabei nur um unterschiedliche Methoden handelt. Es geht um die Entstehung, die Verwendung und die Verteilung:

  • Entstehungsrechnung: Hier werden die Produktionswerte aller produzierenden Sektoren zusammen gezählt.
  • Verwendungsrechnung: Hier summiert man alle Ausgaben für Konsum und Investition.
  • Verteilungsrechnung: Hier werden verschiedene Einkommensgruppen gebildet und deren Einkommen addiert. So werden die im Produktionsprozess entstandenen Einkommen aus selbstständiger und nicht selbstständiger Arbeit sowie die Vermögenseinkommen erfasst (Inlandsprodukt zu Faktorkosten).

Die deutsche Statistik folgt einer Empfehlung der EU und wechselt die Basis für den Preisindex alle fünf Jahre (wobei die Jahre immer auf "0" oder "5" enden). Die momentan aktuelle Basis, die im Jahr 2000 errechnet wurde, bezieht sich auf das Jahr 1995. Dadurch soll die sich wandelnde Produktions- und Nachfragestruktur besser berücksichtigt werden, denn es kommen immer wieder neue Produkte (wie etwa Computer oder Mobiltelefone) hinzu, die die gesamtwirtschaftliche Entwicklung prägen und deren Preise sich rasch ändern; andere verlieren an Bedeutung oder verschwinden ganz vom Markt. So hat die Informationstechnologie in den Neunzigerjahren immer stärker an Bedeutung gewonnen und am Ende des Jahrzehnts die bis dahin führende Automobilindustrie in der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung überholt.

Das BIP hat aus drei Gründen das BSP als Grundmaßstab für den volkswirtschaftlichen Output abgelöst: Erstens verwenden die meisten anderen Länder dieses Maß, so dass internationale Vergleiche einfacher werden. Zweitens ist das BIP leichter zu messen als das BSP, weil bei Letzterem die Daten über Auslandseinkommen weniger verlässlich sind. Drittens ist das BIP ein besseres Maß des Arbeitsplatz schaffenden Potenzials einer Volkswirtschaft.

Das BIP als Zeichen des Wohlstands

Das BIP sagt viel über die wirtschaftliche Leistung eines Landes aus. Allerdings: Ein Anstieg des BIP wird nur in Geldeinheiten ausgedrückt - und darf deswegen nicht einfach mit steigendem Wohlstand gleich gesetzt werden. Eine wachsende Güterproduktion geht zum Beispiel oft mit einer größeren Umweltbelastung einher. Aufwendungen zur Sanierung von Umwelt- und anderen Schäden werden als zusätzliche wirtschaftliche Leistung vom BIP registriert. Zu diesen anderen Schäden gehören die sozialen Kosten des Wachstums: Eine rein materiell orientierte Wachstumspolitik trägt zu einem schlechteren Klima gesellschaftlicher Beziehungen bei - Stichwort "Ellbogengesellschaft". Auch werden in einer ausschließlich quantitativen Wohlstandsmessung öffentliche Güter nicht bewertet - also die innere und äußere Sicherheit eines Landes, das Bildungs-, Verkehrs- und Gesundheitssystem. Es werden weiterhin keine Aussagen darüber getroffen, wie der Zuwachs des BIP unter der Bevölkerung verteilt wird. Fazit: Da das BIP nur quantitative Größen erfasst, geht eine qualitative Veränderung der Lebensqualität nicht mit in die Berechnung ein.

Ändern könnte man dies nur, wenn soziale Indikatoren in die Berechnung des BIP mit einfließen würden. Sie könnten sowohl Veränderungen innerhalb der Gesellschaft registrieren, als auch Werte und Bedürfnisse. Sie müssten objektiv gemessen oder subjektiv erfragt werden. Das Problem dabei: Diese Kosten lassen sich statistisch nur schwer erfassen.

Dies ist bei der Berechnung der Abnutzung der Maschinen, Anlagen und Gebäude (Abschreibung), die für die Erzeugung des BIP eingesetzt wurden, statistisch einfacher.

Bei der Berechnung des BIP müssen aber nicht nur die Leistungen erfasst werden, die am Markt erbracht und mit Preisen bewertet werden. Auch unentgeltliche Dienste, wie Erziehungsarbeit der Eltern, Haus- und, Heimwerkerarbeit, müssten eigentlich mit einfließen - eine weitere Schwäche des BIP. Für die Schwarzarbeit hat das Statistische Bundesamt folgende Lösung gefunden: Es schätzt bei der Berechnung des BIP den Anteil der Schattenwirtschaft in bestimmten Sektoren als Prozentsatz der Umsätze bei Baumärkten oder in der Gastronomie.

Wert aller in einem Jahr erzeugten Sachgüter und erbrachten Dienstleistungen. Berechnet wird das BIP in Deutschland vom Statistisches Bundesamt. Das BIP pro Kopf wird berechnet, indem man das BIP durch die Einwohnerzahl dividiert. Es gibt das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung an und misst so den Lebensstandard der Bevölkerung. Die Trendrate des Wachstums des realen BIP lag von 1960 bis 1990 in Deutschland bei rund 2%. Das BIP pro Kopf verdoppelte sich entsprechend. Die Wiedervereinigung führte zu einem signifikanten Fall des durchschnittlichen Einkommens. Die Trendrate des Wachstums sank auf 0,5% und das Realeinkommen stagnierte weitgehend. Nominales BIP bewertet den Output von Waren und Dienstleistungen zu Marktpreisen. Reales BIP bewertet die Produktion von Waren und Dienstleistungen zu konstanten Preisen. Das BIP bezieht sich auch auf Güter, die Ausländer und ausländische Unternehmen im Inland erstellen. Damit unterscheidet es sich vom Bruttosozialprodukt (BSP), das nur Inländer, also die ständigen Bewohner eines Landes, berücksichtigt. Das BSP umfasst außerdem Güter und Leistungen, die Inländer im Ausland erzeugen oder erbringen.



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