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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Liberalismus

ist ein gesellschaftspolitisches System mit der Leitidee der geistigen, politischen und wirtschaftlichen Freiheit aller. Für die Wirtschaft bedeutet dies Vertrags-, Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit sowie Freihandel. Der Markt wird nur durch die Gesetze des Wettbewerbs gelenkt (vollständige Konkurrenz). Der Wirtschaftsliberalismus verbreitete sich im 19. Jahrhundert von England aus und führte zu einer raschen Entwicklung der Wirtschaft und zu Steigerungen des Sozialprodukts, das jedoch ungleich verteilt war. Nach dem 2. Weltkrieg wurden im Rahmen des Neoliberalismus die Gedanken des klassischen Liberalismus wieder aufgenommen. Durch Konjunkturpolitik, durch Regelung des Wettbewerbs und durch soziale Gesetzgebung versucht man, die Vorteile des Liberalismus unter Ausschaltung seiner Nachteile in der • Sozialen Marktwirtschaft zu realisieren. System von gesellschaftspolitischen Vorstellungen mit der Leitidee einer Verwirklichung der individuellen Freiheiten und der Koordination aller Individuen durch Vertrag. Auf der Grundlage des Naturrechts beriefen sich die Physiokraten und die klassische Nationalökonomie auf die »ursprünglichen göttlichen Rechte« der Menschheit und des einzelnen und folgerten daraus die geistige, politische und wirtschaftliche Freiheit aller. Diese können ihre Realisierung jedoch nur finden, wenn freie Märkte existieren (Forderung nach Vertrags- und Gewerbe- sowie Niederlassungsfreiheit und nach absolutem Freihandel). In einer solchen Wirtschaft setzt sich durch die »List der Vernunft« der Wettbewerb in Form der -# vollständigen Konkurrenz durch, und dieser lenkt das Erwerbsstreben des einzelnen derart, dass der größtmögliche wirtschaftliche Erfolg verbürgt und dem Gemeinwohl am besten gedient ist (dargestellt in Bernard MANDEVILLEs »Bienenfabel«). Die Aufgabe des Staates beschränkt sich folglich darauf, die noch geltende merkantilistische Ordnung abzubauen, um die »natürliche Ordnung« von den Fesseln staatlicher Bindungen zu lösen und das System auf den Weg zu dieser Ordnung zu lenken (»Nachtwächterstaat«). Ergänzt wurden die gesellschaftsphilosophischen Anschauungen durch naturphilosophische, nach denen auch das volkswirtschaftliche Geschehen durch ewig gültige Naturgesetze gelenkt wird. Sowohl die Idee der prästabilierten Harmonie wie der naturgesetzliche Ablauf des Wirtschaftsprozesses (ergänzt durch den Glauben an die Selbstheilungskräfte des Markts) führten zu dem Grundsatz vom »laissez faire«, der Ablehnung staatlicher Interventionen (Paläoliberalismus). Der Wirtschaftsliberalismus war gekennzeichnet v.a. durch die Einführung der Gewerbe- und anderer wirtschaftlicher Grundfreiheiten zu Beginn des 19. Jh. und bewirkte eine rasche wirtschaftliche Entwicklung und Steigerung des Sozialproduktes, allerdings bei extrem ungleicher Verteilung. Seine Blüte erreichte er in der zweiten Hälfte des 19. Jh., als mehrere Lander die - Schutzzölle abschafften und Meistbegünstigungsverträge untereinander eingingen. Nach dem 2. Weltkrieg nahm der - Neoliberalismus die Leitidee des klassischen Liberalismus wieder auf, wobei dessen Unzulänglichkeiten durch Ordnung des Wettbewerbs, konjunkturpolitische Stabilisierung und eine Politik des sozialen Ausgleichs vermieden werden sollten. Literatur: Friedman, M. (1976). Nozick, R. (1971)



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