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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Kapitalismuskritik, religiöse

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: In sozialen Widerstandsbewegungen spielen manchmal auch religiöse Haltungen zu Reichtum und Armut eine Rolle. Staatsreligionen stehen meist nicht im Konflikt mit den herrschenden ökonomischen Theorien und Praxis. Grundlage der katholische Soziallehre ist die Enzyklika „Rerum Novarum“. Hier wurde unter der sozialen Frage noch vorwiegend die „Arbeiterfrage“ verstanden: die Bekämpfung der Armut durch gerechten Lohn und andere Maßnahmen. Schon 1889 sprach Papst Leo XIII. allerdings von dem „sklavenähnlichen Joch, das die Besitzer von Produktionsmitteln den Arbeitern auferlegt haben“. Aber im Hintergrund stand doch noch die Auffassung von einer in Ständen gegliederten Gesellschaft, deren Gruppen trotz gleicher Menschenwürde verschiedene Aufgaben haben; nicht nur der Klassenkampf, sondern alle sozialistischen Vorstellungen werden abgelehnt. Die Enzyklika „Mater et Magistra“ (1961) strebte eine politische und wirtschaftliche Ordnung an, durch die soziale Gegensätze überwunden werden sollten. Privatinitiative und wirtschaftspolitische Aktivitäten des Staates sollten zusammenwirken. Die Eigentumsfrage wird in der Entwicklungsenzyklika „Populorum Progressio“ (1967) von Papst Pauls VI. behandelt: „Das Privateigentum ist also für niemand ein unbedingtes und unumschränktes Recht. Niemand ist berechtigt, einen Überfluß ausschließlich für sich zu gebrauchen, wenn anderen das Notwendigste fehlt.... Das Gemeinwohl verlangt deshalb manchmal seine Enteignung, wenn ein Besitz wegen seiner Größe, seiner geringen oder unterlassenen Nutzung; wegen des Elends, das die Bevölkerung durch ihn erfährt... dem Gemeinwohl hemmend im Wege steht...“ Die Evangelische Kirche hat in den letzten Jahren zu vielen sozialen Fragen Stellung genommen für Mitbestimmung, Lastenausgleich zugunsten kinderreicher Familien und Eigentumsbildung. Die „Denkschrift der Evangelischen Aktionsgemeinschaft zur Eigentumsfrage“ fordert eine gerechtere Eigentumsverteilung auf dem Wege der Beteiligung am Gewinn. Ziel ist nicht die Abschaffung des Kapitalismus, sondern die Bekämpfung seiner „Auswüchse“. In Frankreich, Spanien und Südamerika entstanden die „Arbeiterpriester“, die „Befreiungstheologie“ und die „Kirche von unten“. Sie waren aber nie getragen von der jeweiligen Gesamtkirche und wurden meist als Gegengewicht gegen linke Befreiungsbewegungen geduldet. Sie wurden und werden von den Staatskirchen integriert. Die Gefahr der „Unterhöhlung des Privateigentums“ und der Verkennung der „wahren Hierarchien der Werte“ wird beschworen. „Islamisches Banking” ist das Ausübung von Bankgeschäften in Übereinstimmung mit dem islamischen Recht, mit dem Koran und der Scharia. Zentrales Problem ist das Verbot, Zins (riba) zu zahlen oder zu nehmen, weil es nicht mit einer Arbeitsleistung verbunden ist. Zur Umgehung des Zinsverbotes wird eine Vielzahl von anderen Geschäftsformen praktiziert, z.B. mit Beteiligung und Leasing oder es werden „Bearbeitungsgebühren“ genommen.



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