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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Individualzahlungsverkehrssysteme

Systeme für die Abwicklung des Individualzahlungsverkehrs. Nach Darstellung der Bundesbank verzeichnen diese i.Gg.z. Massenzahlungsverkehrssystemen weit höhere betragsmässige Umsätze und schnellere Verarbeitungsprozesse, die oft sofortige Zahlungsabwicklung in Echtzeit möglich machen; neben Zahlungen, die aus zwischen Banken getätigten Geschäften resultieren, leiten Banken auch eilige Kundenzahlungen, die schnellstmöglich von der Bank des Überweisenden zu der des Empfängers weitergeleitet werden müssen und früher telegrafisch übertragen wurden, über diese Systeme. Treibende Kräfte für die rasante Entwicklung im Individualzahlungsverkehr sieht die Bundesbank vor allem in zunehmendem Wettbewerb, Kostendruck und Zusammenrücken regionaler Märkte. Stark gestiegen ist Einflussnahme der Nutzer bei Weiterentwicklung der Zahlungssysteme, insb. auch durch stärkere Relevanz von Kosten- und Nutzenüberlegungen. Die Bundesbank sieht erreichte hohe Akzeptanz und intensive Nutzung der von ihr betriebenen Systeme durch solche strikte Ausrichtung an Markt- und Kundenbedürfnissen induziert. Bei Umsetzung von Kundenanforderungen hins. des Zahlungsverkehrs in ein verbessertes Dienstieis- tungsangebot kommt, wie die Bundesbank ausführt, der Informationstechnik entscheidende Bedeutung zu, da der technische Fortschritt zahlreiche relevante Entwicklungen forciert. Auch sich wandelnde Bank- und Finanzmarktstrukturen wirken sich lt. Bundesbank erkennbar auf Individualzahlungssysteme aus. So führen insb. Fusionen und Takeovers zu stärkerer Konzentration in der Zahlungsverkehrsabwicklung, die zwar einerseits operative Effizienz erhöhen und Liquiditätsnutzung verbessern kann, andererseits jedoch grösseres Risikopotenzial bei technischen Störungen oder bonitätsbezogenen Verschlechterungen impliziert. Systembetreiber müssen zudem lt. Bundesbank mit geringerem Zahlungsaufkommen rechnen und bei Grenzen überschreitenden Konzentrationen vermehrt internationale Entwicklungstrend berücksichtigen. Tiefgreifendsten Einfluss auf den Zahlungsverkehr in Europa sieht die Bundesbank aber durch die Euroeinführung gegeben. Mit TARGET der EU-Zentralbanken (einschl. RTGSPLUS der Bundesbank) und EURO 1 der EBA sind dabei 2 neue länderübergreifende Individualzahlungssysteme entstanden, sodass u. a. die Wahlfreiheit bei den Abwicklungswegen für die europäischen Institute vergrössert wurde. Das traditionelle Grenzen überschreitende Korrespondenzbankensystem in Europa hat lt. Bundesbank zugleich stark an Bedeutung eingebüsst, zumal seit 2003 auch das erste paneuropäische Clearinghaus STEP 2 für Massenzahlungsverkehr existiert. Wurde zunächst der Individualzahlungsverkehr lange Zeit von Netto(zahlungsverkehrs)verfahren und -Systemen getragen, wurden nach Darstellung der Bundesbank in Erkenntnis der von solchen Nettoverfahren ausgehenden Risiken 3 neue Entwicklungen initiiert, letztlich zur Minderung des Zielkonflikts zwischen niedrigem Risiko durch schnelle Zahlungsabwicklung und möglichst geringen Kosten durch niedrigen Liquiditätseinsatz: gesicherte Netto(zahlungsverkehrs)systeme (z.B. EURO 1 der EBA), Hybrid(zahlungsverkehrs)systeme und Echtzeitbrutto-(zahlungsverkehrs)systeme, in deren Systemdesign liqui-ditätssparende und -steuernde Elemente eingefügt sind (wodurch Hybridsysteme überflüssig wurden). Auch über Währungsgrenzen hinweg ergeben sich lt. Bundesbank Ansätze stärkerer Integration (bspw. CLS). Neben möglichst kostengünstiger Abwicklung müssen Individualzahlungssysteme, wie die Bundesbank betont, insb. den Konflikt zwischen niedrigem Liquiditätsbedarf und schneller Ausführung auflösen, was moderne Individualzahlungssysteme durch hochentwickelte Verarbeitungslogik und umfassende Steuerungsmöglichkeiten durch den Teilnehmer selbst erfolgreich versuchen. Dadurch werden Letzterem aus Sicht der Bundesbank eigenverantwortliche und zielgerichtete Kontrolle seiner Liquiditätspositon und seines Zahlungsflusses ermöglicht, wobei dafür mehrere Elemente in Frage kommen: So wird die Zahlungsabwicklung durch Vergabe von Prioritäten gesteuert; für besonders eilbedürftige oder terminkritische Zahlungen kann der Zahlungsverkehrsteilnehmer einen bestimmten Anteil seiner Liquiditätsmittel reservieren; Zahlungen können oft bereits einige Tage im Voraus eingeliefert bzw. mit exakten Zeitpunktangaben versehen werden; durch Senderlimite kann der Teilnehmer seinen Liquidi-tätsabfluss gegenüber bestimmten Teilnehmern betragsmässig limitieren, wobei bei Erreichen der Limite weitere Zahlungen des Teilnehmers erst ausgeführt werden, wenn der Partner seinerseits Zahlungen für ihn einstellt, sodass starke Synchronisation der Zahlungsströme nebst liquidi-tätsschonender Abwicklung realisiert und für den Gegen- partner Senderlimite Anreiz zur frühzeitigen Eingabe von Zahlungen gegeben werden und so auch zur Risikominderung im Zahlungsverkehr beigetragen wird. TARGET 2 soll lt. Bundesbank den Teilnehmern zudem ermöglichen, mehrere Konten zu einer Gruppe zusammenzufassen. Da lt. Bundesbank für ein anspruchsvolles Zahlungsverkehrssystem technische Kommunikation zwischen Teilnehmer und System von grosser Bedeutung ist, muss es standardisierte, sichere und kostengünstige Kommunikationswege geben, wobei im Individualzahlungsverkehr die von S.W.I.F.T. erarbeiteten Standards im Nachrichtenaufbau dominieren, da sie hohen Automationsgrad zur durchgehenden Verarbeitung bei allen Beteiligten - Straightthrough-Processing - ermöglichen. Viele Zahlungssysteme nutzen lt. Bundesbank auch die von S.W.I.F.T. bereitgestellten Kommunikationsdienste für Zahlungsfluss sowie Information und Steuerung. Das damit u. U. verbundene erhöhte Risiko der Nichtverfüg-barkeit von S.W.I.F.T. hat die Zentralbanken im Rahmen ihrer Zahlungsverkehrsüberwachung veranlasst, S.W.I.F. T. auf umfassende Vorsorge zur Fortführung des operativen Geschäfts in Not- und Katastrophenfällen zu verpflichten. Die Erhöhung des externen Gefährdungspotenzials hat, wie die Bundesbank weiter betont, zu deutlicher Verbesserung der Sicherheitskonzepte und Vorsorgemassnahmen geführt, vor allem im Bereich systemisch relevanter Zahlungssysteme. Alle Individualzahlungssysteme haben Zugangsvoraussetzungen formuliert, um Risiken auszuschliessen und/oder ein hohes Leistungsniveau realisieren zu können. Diese Kriterien müssen i. d. R. objektiv und öffentlich bekannt gemacht sein. Vor dem Hintergrund aufwändiger werdender Systemkonzepte bringt die Systemteilnahme lt. Bundesbank erhebliche Investitionskosten mit sich, die für kleinere Institute u.U. zu hoch sind. Statt direkter Teilnahme am System kommt für solche Banken indirekte Teilnahme in Betracht, wobei sie zur Abwicklung ihres Individualzahlungsverkehrs einen direkten Teilnehmer verwenden.



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