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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Branchenfonds

Branchenfonds sind eine Spezialform der Aktienfonds. Branchenfonds konzentrieren ihre Investmentaktivitäten auf Aktien von Unternehmen bestimmter Wirtschaftsbereiche. Es kann sich dabei um die Telekommunikationsindustrie, die Umwelttechnologie, Automobilwerte, Chemie oder die Rohstoffindustrie handeln. Die Branchenfonds können sich auf einzelne Länder konzentrieren oder international anlegen.

Branchenfonds zählen neben den Länderfonds, den Indexfonds sowie den Regionalfonds zu der Familie der Aktienfonds. Die einzelnen Fonds konzentrieren ihre Mittel auf eine mehr oder weniger breite Auswahl von Aktien bestimmter Branchen. Die möglichen Investitionsobjekte werden dabei durch die von der Investmentgesellschaft festgelegten Anlagegrundsätze eingegrenzt.

Innerhalb der ausgewählten Branchen werden die Mittel, je nach Einschätzung der einzelnen Unternehmen, so weit wie möglich gestreut, um so eine möglichst große Risikostreuung zu erreichen. Da aber die mögliche Palette der Aktiengesellschaften, in die ein Investmentfonds seine Mittel anlegen kann, durch die Anlagegrundsätze begrenzt ist, ist in diesem Fall auch die mögliche Risikostreuung des Fonds geringer als bei normalen Aktienfonds. Auf der anderen Seite sind allerdings auch die Ertragschancen höher, da die möglichen Gewinne bei guter Konjunktur in einzelnen Branchen nicht durch Verluste in anderen Wirtschaftszweigen aufgezehrt werden. Bei unterschiedlich verlaufenden Branchenzyklen kann also ein Branchenfonds sowohl Vorteile als auch Nachteile gegenüber normalen Aktienfonds haben.

Auch bei Branchenfonds erwirbt der einzelne Anleger Anteile an einer Art Wertpapierdepot, dem so genannten Sondervermögen. Die Anteile werden dem Anleger durch Investmentzertifikate verbrieft. Der Wert des einzelnen Zertifikats ergibt sich durch Division des gesamten Sondervermögens durch die Anzahl der ausgegebenen Anteile. Der Anleger kann seine Zertifikate jederzeit zum aktuellen Tageswert an die Fondsgesellschaft zurückgeben. Die Fondsgesellschaft lässt sich ihre Dienste durch einen bestimmten Aufschlag auf den Kurswert des Zertifikats vergüten. Dieser Ausgabeaufschlag liegt bei Aktienfonds bei ungefähr 3 bis 6 Prozent und zeigt sich in der täglichen Differenz zwischen Ausgabe- und Rücknahmekurs des jeweiligen Fondsanteils.

Dem interessierten Anleger steht in Deutschland eine breite Palette an Branchenfonds zur Verfügung, die in verschiedene Wirtschaftsbereiche investieren. So gibt es beispielsweise Fonds, die die Mittel ihrer Anleger in Aktien von Unternehmen investieren, die in der Rohstoffbranche tätig sind. Bei dieser Variante der Branchenfonds handelt es sich übrigens nicht um Rohstofffonds. Rohstofffonds investieren direkt in einzelne Rohstoffe. Andere Investmentfonds, so genannte Ökofonds investieren ihre Mittel entweder in Unternehmen der Umweltbranche oder in Unternehmen, die sich besonders durch umweltgerechte Produktion hervorgetan haben. In den neunziger Jahren sind so genannte Technologiefonds sowie Telekommunikationsfonds sehr beliebt geworden. Technologiefonds investieren in Unternehmen, die sich mit der Entwicklung neuer Technologien in zukunftsträchtigen Bereichen wie der Biochemie, Computersoft- und hardware oder der Medizin betätigen. Die Anlage in solche meist sehr kleine und junge Unternehmen bietet hohe Gewinnchancen, aber auch ein entsprechendes Risiko. Eine Beteiligung ist hier oft nur über Fonds möglich, da Direktanlage dadurch erschwert wird, dass über diese Unternehmen in der Regel nur wenig Informationen öffentlich zugänglich sind. Für den interessierten Kleinanleger bietet es sich deshalb an, entsprechende Fondsanteile zu erwerben. Das empfiehlt sich auch deshalb, weil die Gesellschaften, die diese Fondsanteile ausgeben, die erhaltenen Gelder auf mehrere Unternehmen verteilen und so das Risiko hoher Verluste stark reduzieren. Telekommunikationsfonds, die speziell nach dem Börsengang der T-Aktie einen starken Aufschwung erlebt haben, profitieren davon, dass viele Fachleute dieser Branche eine große Zukunftsperspektive voraussagen. Entsprechende Fonds werden von verschiedenen großen Investmentgesellschaften angeboten.

Allgemein sind Branchenfonds eine gute Depotbeimischung für Anleger, die die Chancen einzelner Branchen nutzen wollen. Anleger können auf einzelne Branchen setzen, ohne die schwierige und riskante Einzelauswahl bestimmter Unternehmen vornehmen zu müssen.

Grundsätzlich lassen sich beim Investment in Branchenfonds zwei Anlagemotive unterscheiden:

  • Zum einen kann ein Anleger in einen Branchenfonds investieren, weil er die Zukunftschancen dieser speziellen Branche besonders hoch einschätzt. Eine solche Anlage ist eher langfristig orientiert.
  • Zum anderen kann ein Anleger aber auch die zeitversetzten Konjunkturzyklen einzelner Branchen nutzen. Die unterschiedlichen Branchen reagieren meist zeitversetzt auf den allgemeinen Konjunkturzyklus einer Volkswirtschaft. Während sich die Ertragslage in der einen Branche schon nach oben entwickelt, befindet sich ein anderer Wirtschaftszweig womöglich noch im Abwärtstrend. Diese Entwicklung können eher kurzfristig orientierte Anleger nutzen, indem sie von einem Fonds in den anderen wechseln. Schwierig hierbei ist herauszufinden, wann der Aufwärtstrend bzw. Abwärtstrend der einzelnen Branchen beginnt oder endet. Solche Spekulationen können, wie alle Spekulationen, auch zu empfindlichen Verlusten führen.

Grundsätzlich ist das Kursrisiko für den Anleger bei Branchenfonds höher als bei Aktienfonds, die in Unternehmen unterschiedlicher Branchen investieren.

Der Branchenfonds ist ein Investmentfonds, der vorwiegend oder ausschließlich in Aktien von Unternehmen einer oder mehrerer miteinander in enger Beziehung stehenden Branchen investiert. Die Risikominimierung durch Branchenstreuung wird dabei vernachlässigt, innerhalb der Branche findet allerdings in der Regel eine breite Streuung auf verschiedene Aktien statt.



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