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Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ist die jüngste, aber auch die weltweit größte Einzelgewerkschaft. Fünf bis dahin selbstständige Einzelgewerkschaften haben sich im März 2001 zu einer umfassenden Dienstleistungsgewerkschaft zusammengeschlossen: Neben der bis dahin außerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) stehenden Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) sind das die vier DGB-Einzelgewerkschaften Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), die Postgewerkschaft (DPG) und die IG Medien. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ist mit mehr als drei Millionen Mitgliedern die größte Einzelgewerkschaft der Welt. Ihr Sitz ist in Berlin (Anschrift). Sie deckt den kompletten Sektor Dienstleistung, Medien, Kultur und Bildung ab - mit Beschäftigten in über 1.000 Berufen. Die Hauptaufgabe von ver.di ist die kollektive Vertretung der in ihr organisierten Beschäftigten gegenüber Arbeitgebern (besonders in Tarifverhandlungen), Regierungen und Parlamenten - und das nach gewerkschaftlicher Sicht in allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Themen. Die Instrumente dafür sind die Tarifpolitik, die betriebliche Mitbestimmung, Demonstrationen, Streiks sowie die lobbyistische Einflussnahme auf Parlamente, Regierungen und Verwaltungen. FusionenDas Hauptproblem der gesamten deutschen Gewerkschaftsbewegung ist der Mitgliederschwund. Die DGB-Einzelgewerkschaften büßten seit der Deutschen Einheit fast ein Drittel ihres Mitgliederbestandes ein: Von 11,8 Millionen Mitgliedern im Jahr 1991 sank die Mitgliederzahl auf knapp unter acht Millionen. Und es gibt noch ein zweites großes Problem: Die deutschen Gewerkschaften sind noch stark in den Industriebranchen vertreten, im wachsenden Dienstleistungsbereich dagegen aber nur schwach. Während die Zahl der Angestellten in Deutschland gegenüber den Arbeitern stetig wächst, sind die Arbeiter mit mehr als der Hälfte der Mitglieder im DGB noch überrepräsentiert. Fazit der beiden Phänomene: Zu alt im Durchschnitt und in den Zukunftsbranchen schlecht etabliert. Um Mitgliederrückgang und Bedeutungsverlust entgegen zu wirken, drehte sich im DGB das Fusionskarussell. Ziel: Bündelung der Kräfte, Neuausrichtung und Kostenersparnis durch Synergieeffekte: Im September 1997 schlossen sich bereits IG Chemie, IG Bergbau und Energie und die IG Leder zusammen. Anfang 1997 hatte die IG Bau die Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft übernommen. Die IG Metall schluckte die IG Textil-Bekleidung und die Gewerkschaft Holz und Kunststoff. Ver.di rundete die Entwicklung im März 2001 ab. Ursprünglich sollten allerdings nicht nur fünf, sondern sogar acht Einzelgewerkschaften zusammengehen. Abgesprungen sind die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und die Eisenbahnergewerkschaft. Hier wurde befürchtet, dass sie unter ihren Mitgliedern nicht die erforderliche Zustimmung für die Fusion erhalten würden. Allerdings wird immer wieder betont, der Anschluss an ver.di sei jederzeit möglich. Einmalig in der Gewerkschaftsgeschichte ist allerdings, dass nicht eine mitgliederstarke Gewerkschaft eine andere schluckte, sondern unterschiedlich starke Partner sich zusammenschlossen. Bei den Abstimmungen in der Gründungs-Organisation war immer ein einstimmiges Votum nötig. Anlass und Ziel der Fusion war es aber auch, die innergewerkschaftliche Konkurrenz zu überwinden. Beim Rundfunk zum Beispiel werden die Mitarbeiter von der ÖTV und der IG Medien vertreten, bei den Banken konkurrierten HBV und DAG und so weiter. Eine Groß-Gewerkschaft hat eine größere Schlagkraft und mehr politisches Gewicht. Durch eine Straffung der Organisation kann natürlich auch Geld gespart werden, angesichts der Finanzmisere durch den anhaltenden Mitgliederschwund bei den Gewerkschaften ein nicht unwesentlicher Punkt. Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Auch diesem Faktum musste Rechnung getragen werden. Erstmals kann jetzt der immer wichtiger werdende Dienstleistungssektor im öffentlichen und privaten Bereich mit einer Organisation vertreten werden. Grundsätzlich werden aber auch nach der Fusion nicht Bankmitarbeiter zusammen mit Müllmännern streiken, weil ein Arbeitskampf sich immer auf einen Tarifbereich bezieht. Aufbau und OrganisationDie Ortsvereine von ver.di vertreten vor Ort die Interessen ihrer Mitglieder und wählen Delegierte für den Bezirk. Auf dieser Ebene werden Personal- und Betriebsräte unterstützt, dazu Rechtsberatung und Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Über der Ebene der Landesbezirke steht an der Organisationsspitze auf Bundesebene der Bundeskongress. Zwischen den Bundeskongressen ist der Gewerkschaftsrat das höchste Organ. Die Geschäfte führt der Bundesvorstand. Neu in der Gewerkschaftsorganisation sind dabei neben der üblichen Gliederung von Ortsverbänden bis zur Bundesebene die so genannten Fachbereiche. In diesen 13 Fachbereichen von ver.di findet sich die Eigenständigkeit der Angestellten innerhalb der DAG wieder. Ähnlich bekommen auch Beamte, Senioren und Frauen eigene Organisationforen. Damit ist das DGB-Organisationsprinzip erstmals teilweise durchbrochen, denn der DGB und seine ihm angeschlossenen Einzelgewerkschaften sind dem Gedanken der Einheitsgewerkschaft verpflichtet. Sie stehen Arbeitern, Angestellten und Beamten gleichermaßen offen und sind unabhängig von Parteien oder Konfessionen. Bislang gab es innerhalb der Einzelgewerkschaften deshalb auch keine besonderen Gruppierungen der Berufsgruppen, etwa für Angestellte oder Beamte, denn man war nach dem Industrieverbandsprinzip "Ein Betrieb, eine Gewerkschaft" organisiert. Das heißt jede Gewerkschaft vertritt die Gesamtinteressen der Beschäftigten eines gesamten Wirtschaftszweiges.
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